Völlig geborgen
Winrich Scheffbuch
Gehalten am 13.04.1997 in der Ludwig-Hofacker Gemeinde Stuttgart
Johannes 10, 11-16
Johannes Zehn – die große Hirtenrede Jesu -
Das Wort, das ich zu Anfang gesagt habe, steht Verse 27-30 – von der absoluten Sicherheit – in der Hand Jesu geborgen.
In der Technik, beim TÜV, oder wo Sie hinkommen, gibt es keine absolute Sicherheit, es ist alles nur annähernd
Es gibt aber eine absolute Sicherheit, wenn Sie in der Hand Jesu geborgen sind. Nichts, niemand kann Sie aus der Hand Jesu reißen. Wir haben heute von dem Kapitel Zehn die Verse Elf bis Sechzehn. Es ist immer schwer, abzuschneiden, aus dem großen Zusammenhang. Jesus sagt:
Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. In unserem Abschnitt, Von hier ab zweimal spricht Jesu von seinem Sterben, und wenn Sie achten, hinschauen, viermal. Das ist der Kernpunkt seines Hirtenamtes. Der Angestellte, früher hat man mal Mietling gesagt, der nur gekauft ist, der es nur als Job macht, der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht - und der Wolf stürzt sich auf die Schafe und zerstreut sie -, denn er ist ein Mietling und kümmert sich nicht um die Schafe. Ich bin der gute Hirte – das ist ein ungeheurer Anspruch Jesu – wo kann überhaupt einer so reden. Kein Mensch hat das Recht, sich so in die Mitte zu stellen, ich bin‘s, der Einzige, der Richtige, der Absolute, und ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich, wie mich mein Vater kennt, und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe. Da haben sie es wieder. Und ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall; auch sie muss ich her führen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirte werden.
Es war ja gestern Nacht ein schreckliches Feuer in Turin. Was da die Feuerwehrleute geleistet haben, dass die da die Flammen eindämmen konnten. Ich hab dann nur gestutzt, wie die Nachrichtensprecherin am Samstagmorgen sagte, bei diesem großen Brand sei fast eine der wichtigsten Reliquien der Christenheit verbrannt. Und das interessiert mich: Wichtigste Reliquie der Christenheit! Wissen Sie, was Reliquie auf Deutsch heißt: Das Überbleibsel. Aber es ist das wichtigste Überbleibsel der Christenheit. Dem wackeren Feuerwehrmann Mario gönne ich all die Orden, die jetzt noch erfunden werden, die ihm an die Brust geheftet werden, dass er mit wuchtigen Hammerschlägen jenes Tuch, einer hat sogar gezählt, es seien mehr als hundert Hammerschläge gewesen, und aus dem Panzerglas heraus geholt hat, dieses Turiner Grabtuch. Aber was heißt das eigentlich: Wichtigstes Überbleibsel der Christenheit? Ich weiß auch nicht, was die Leute sich so unter Christenheit vorstellen, vielleicht denken sie an ehrwürdige alte Bräuche, die sich vielleicht überlebt haben, vielleicht denken sie an Kirchenfürsten, die feierlich einher schreiten. Was ist denn Christenheit, und was soll denn das sein, das wichtigste Überbleibsel? Ich muss Ihnen sagen, auch wenn ich einem damit wehtue, von mir aus hätte das Tuch verbrennen können. Das hat für meinen Glauben keine Bedeutung. Wichtigstes Überbleibsel der Christenheit, was ist das? Jesus Christus, der auferstanden ist vom Tod, ist heute unter uns, lebt, und regiert. Jesus Christus – so groß, so mächtig, größer als der ganze Kosmos, ja, seine Kraft steht hinter dieser herrlichen Frühlingsblüte. Dass die Planeten auf ihren Bahnen gehen, das wirkt Jesus, der Herr, der die Welt geschaffen hat. Und dieser Jesus, der sucht heute Morgen uns und will mit uns reden, will mit Ihnen reden und spricht mit Ihnen über Ihre Nöte und das, was Sie bewegt, und er hat sie herzlich lieb, dieser große, gewaltige Herrscher aller Herren. Zum christlichen Glauben braucht man weder Sargtuch noch Grabnägel, sondern man braucht einen lebendigen Jesus Christus, mit dem man in einer ganz vertrauten persönlichen Beziehung lebt, und der will Ihr guter Hirte sein. Jetzt möchte ich das wieder ein wenig ordnen und will einfach fragen: Kennst du ihn?
Kennst du diesen Jesus Christus? Kennst du ihn wirklich, den großen, gewaltigen, den Gottessohn? Und so wird er in der Bibel beschrieben, der heute mitten unter uns ist, alle Tage, bis an der Welt Ende. Kennst du ihn? Wirklich, kennst du ihn, mit seiner ganzen Macht und Größe? In diesem Wort heißt es zuerst: er kennt dich. Das ist auch schon wichtig. Er kennt dich. Er kennt dich, und zwar so tief, wie dich niemand kennt, wie du dich selber nicht kennst. Er kennt sogar deine geheimen Gedanken, deine Sehnsüchte, deine unausgesprochenen Wünsche, er kennt dich durch und durch, bis ins Innerste, bis in die Abgründe deiner Seele hinein kennt er dich. Das ist ein wunderbares Geheimnis. Das heißt, ich verstehe es nicht mit meinem Kopf, aber es ist trotzdem wahr und ein Faktum, dass dieser Jesus Christus mich schon gekannt hat, bevor ich geboren wurde. Bevor ich gezeugt wurde, er kennt mich. Gott hat einen Plan für mein Leben, er sucht mich. Da ist so ungeheuer, und da kann man noch eins drauf setzen, und er kennt mich sogar am allermeisten in seiner Liebe, weil er meine Schwächen kennt, mein Versagen, meine Gottlosigkeit, meine Überheblichkeit, meine Frechheit, und alles, was ich ihm auch Böses getan habe, und er sucht mich in der Liebe, kennst du ihn auch? Ja, er sagt: Ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich. , das Herzstück des Glaubens: Kennst du ihn? Kennst du diesen Christus in seiner Größe, in seiner Macht? Du wirst ein Leben lang nicht fertig werden, immer Neues an ihm zu entdecken, er wird für dich immer wunderbarer, solch eine Liebe, wie diese Liebe gibt es nirgendwo. Ja, wie lernt man ihn kennen? Ganz einfach: Ja, wie lernt man Dinge in unserer Welt kennen? Dinge, indem man sie in die Hand nimmt. Wenn Sie einen Haarföhn kennen lernen wollen, müssen Sie ihn in die Hand nehmen und ausprobieren, Schalter anknipsen. Wenn Sie ein Butterbrot kennen lernen wollen, müssen Sie reinbeißen. Aber wie lerne ich eine Person kennen? Wie lerne ich Jesus Christus kennen? Reinbeißen, anpacken, nützt nichts. Durch eine vertraute Beziehung öffnet sich eine Person. Das wissen sie alle, das ist so in der Liebe. Woher kenne Sie Ihre Mutter? Vom Miteinander-Reden, von der Liebe, die man ausgetauscht hat, von dem, was man empfangen hat. Wie kann ich Jesus Christus kennen lernen, indem ich immer tiefer in einer vertrauensvollen, ich möchte sagen, glaubensvollen Beziehung mit ihm lebe. Ganz auf du und du, auf Tuchfühlung. Bei Tag und bei Nacht, in der Jugend und im Alter, allezeit ihn immer besser kennenlernen. Und am allerschönsten lernt man ihn als Hirten kennen, als Hirten.
Ja, was gefällt uns denn am Hirtenbild so? Eigentlich ist das ja etwas sehr autoritäres, und in unserer Zeit will man nichts autoritäres, man sagt, ich bin doch selber groß, ich will über mein Leben selber verfügen, was soll ich denn da nach den Weisungen Gottes fragen, ich weiß doch selber, was gut und böse ist. Ich lass mir doch nicht in meine Karten reden, oder da reingucken, ich mach mein Leben selber. Jesus ist Herr! Sie werden ihn kennen lernen als den Herrn. Das ist in dem Wort „Hirte“ drin. Der verfügt über diese Schafe. Ja, es ist Ihnen bestimmt schon aufgefallen, dass das Wort von dem Schafen auch etwas verletzendes, Demütigendes hat, wenig schmeichelhaftes. Da haben manche schon gespottet und gesagt: Die Christen sagen ja selber, sie seien Schafe. So sehen sie auch grad aus, und so. Haben Sie auch schon gehört? Dass Kinder heulend vom Religionsunterricht heimkommen: Da hat jemand gesagt, ich sei ein Schaf. Also, hat ja was Verletzendes! Und da wird vergessen, dass Jesus mit diesem Wort die ganze Menschheit charakterisiert. Alle Menschen sind Schafe! Schwach, hilfsbedürftig, und auch eine Portion dumm. Und die Menschen alle laufen irgendeinem Herdentier nach, irgendeinem, der sie führt. Und Rattenfänger, oder ein Scharlatan, oder was, das was gerade ideologisch, oder im Zeitgeist in ist, und dann ist das die Herdenmeinung, es wird allen nachgeredet. Mal ist man rechts, mal ist man links, mal ist man wieder sozial, mal wieder unsozial, wissen Sie, wie gerade die Meinung ist, der Mensch ist ein Herdentier. Hat Jesus prima beschrieben. Der Mensch ist ein Schaf, jeder Mensch, bloß die Frage ist, es gibt verlorene Schafe, Schafe, die nicht wissen, wo sie hingehören, und es gibt Schafe, die dem guten Hirten gehören. Und jetzt die Kernfrage: Gehöre ich in die Herde des guten Hirten? Ist er der, der mich führt? Und Jesus sagt mit diesem Wort so scharf: Ich bin der gute Hirte, der einzige, den es gibt, der richtige, sonst gibt es gar keinen. Es gibt viele gute Gurus, es gibt Heilsbringer, es gibt viele, die uns irgendetwas erzählen über den Sinn unseres Lebens. Der einzige, der Befriedigung schenkt, müssen Sie ausdrucken, der einzige, der Befriedigung schenkt, der einzige. Der nie enttäuscht, der das Leben bringt, das grenzenlose Leben, das auch der Tod nicht zerstören kann. Kennen Sie ihn? Kennen Sie ihn?
Meine zweite Frage: Gehörst du ihm? Gehörst du ihm? Nun, wenn man da von den Hirten redet, muss man ja auch schon wieder fragen, ja, gehöre ich wirklich dann zur Herde des guten Hirten? Ach ja, dann denken Sie, ich gehe ja ab und zu in die Kirche, und ich versuche ja so ein bisschen christlichen Lebensstil, es gelingt mir zwar nicht ganz und so. Die gucken immer so an sich im Spiegel, bin ich so ein richtiges Glied. - Das ist völlig falsch gesehen. Sie können es nicht von sich ableiten. Ich möchte sogar vielmehr sagen: Wir haben alle nicht die Art von Lämmern. Wir haben die Art von Böcken. Wir sind gar nicht die Schafe Jesu. Das ist eine merkwürdige Gegebenheit. Also, wenn man unser Leben kritisch prüft, warum darf ich mich dennoch darauf verlassen, dass sich zur Herde des guten Hirten gehöre. Woher weiß ich das? Ich habe gesagt, viermal bis Vers 18 weist Jesus darauf hin. Sie sind so wichtig. Und Sie können immer wieder in der Bibel lesen, wo Sie wollen, man kommt immer wieder auf diesen Punkt. Und manchmal unterschlagen wir das, weil wir meinen, das sei vielleicht nicht so modisch, up to date, und gerade, das will nicht jeder hören. Ob das früher anders war, wir müssen immer wieder diesen Punkt ansprechen, was denn? Ich hab viele Sorgen, ich hab viele Probleme, Sie haben viele Nöte heute hergebracht. Sie bewegen auch Gesundheitsfragen, und das wollen Sie immer zuerst wissen, wie löst Jesus meine Lebensnöte, wie löst Jesus meine Ehekrise, wie löst Jesus meine Verlassenheit, meine Einsamkeitsgefühle, wie löst Jesus meine wirtschaftlichen Nöte, tut er alles, er ist der Herr, er will Sie auch führen, bis hin zu Ihren Wirtschaftsfragen, in Ihren Tagesfragen, aber zuerst will er, dass Sie zur Herde gehören. Und wie gehören Sie zur Herde? Nicht, indem Sie heucheln und Ihr Äußeres verstellen, und mit frommer Sprache daherreden, sondern, - indem Jesus für Sie den Kaufpreis zahlt, dass Sie zur Herde gehören. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. Und auf einmal wird uns wieder bewusst, der Schaden meines Lebens ist nicht, wie die paar Rostflecken an meinem Auto oder die paar Beulen, die da in der Karosserie drin sind. So ist es mit der Sünde nicht bloß, dass da ein paar Mängel sind, wir haben ja ein paar so unsere Macken. Sünde ist viel tiefer. Mein Leben ist zerbrochen. Ich kann das Gute, das ich eigentlich wollte, kann ich gar nicht. Da ist in mir etwas, das bremst mich und reißt mich zurück. Ich meine, wenn Jesus vom Wolf spricht und von den wilden Tieren, ob nicht Jesus das meint, dass es in dieser Welt unheimlich Mächte gibt, die reißen mich in ganz niedere, wüste Dinge hinein, die zerstören mein Herz, die vergiften mich innerlich, meine Gedanken. Ich meins doch eigentlich so gut, ich bin doch so ein lieber Mensch, warum ist mein Leben bloß immer so disharmonisch. Und weil das die Not ist und ich eigentlich gar nicht in die Herde hineinpasse, hat Jesus den Kaufpreis gezahlt und der Hirte hat sein Leben gelassen für blöde Schafe, für schwache Schafe, für unwürdige Schafe. Und dass ich zur Herde Jesu gehöre, das hat einen Grund, nur den einen Grund: Weil er sein Blut für mich vergossen hat. So identifiziert sich, so sagen wir heute, ja immer mit ein paar Fremdwörtern da sagen wir es klarer, identifiziert sich Jesus mit meiner Lebensnot. Und das erleben Sie erst, diese Freude, ich gehöre zum guten Hirten, ganz unlösbar, wenn sie sich ihm so ausliefern. So ganz einfach ausliefern. Sagen, ja Jesus, da ist meine Not, meine Schuld, mein Versagen, meine Untreue, die bösen Taten und die furchtbaren Gedanken, und ich lege es dort bei dir nieder, der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe. Ich will doch zu dir gehören. Und das ist Eigentumszeichen. Sie wissen doch, dass die so Zeichen oft einbrennen, Eigentumszeichen, an denen man die Schafe des guten Hirten erkennt. Die Freude bis zum Lebensende und noch in der Ewigkeit, er hat mir alle meine Schuld durchgestrichen. Da habe ich ihn erfahren, den guten Hirten. Gibt es das überhaupt je noch. Es wäre ja schon viel, wenn er es mir nicht nachtragen würde, es wäre schon viel, wenn er sagen würde, ich rede nicht mehr drüber.
Aber wie das seine Liebe nur noch größer macht, je schlimmer die Schuld meines Lebens ist, wie er mich überschüttet mit seiner Liebe. Nur damit ich gerettet bin, damit ich nicht verloren gehe. Damit ich bei ihm bin. Es heißt mal in der Bibel: Wir gingen alle in die Irre wie die Schafe. Ein jeder sah auf seinen Weg. Und dann haben wir Jesus gefunden. Das ist gewesen. Den guten Hirten, wie er uns gesucht hat.
Noch ein letztes: Bist du geborgen?
Wenn wir vom Hirten reden, ist ja das angestrebt und gemeint: Der gute Hirte gibt eine Bergung. Das ist etwas, was unsere moderne Zeit ja nicht mehr kennt. Obwohl wir seit 50 Jahren in einem unwahrscheinlichen Frieden leben. Das hat es ja noch nie gegeben in der deutschen Geschichte. Obwohl wir in einem Reichtum leben und doch die Geborgenheit fehlt, die Menschen sind hin und her gerissen. Haben Sie die Geborgenheit, die richtige Geborgenheit, den Frieden. Jesus spricht vom Mietling. Was ist denn ein Mietling? Einer, der es nur um des Amtes willen macht, um des Geldes willen. Also, der ganze abschnitt ist ja auch eine dauernde Anklage. Wir nennen uns ja auch Pastoren, Hirten. In jedem Dienst, den sie für Jesus tun, sollen sie ja die Hirtenliebe des guten Hirten weitertragen. Das ist ein ganz großer Anspruch. Uneigennützig, bloß aus Liebe, nicht um meiner selbst willen. Ach, das ist ein ungeheures Vorbild, wie das Jesus tut. Er ist doch nicht der Mietling, wie er uns sucht. Und dann spricht er davon, wie er nun sich ganz für die Schafe hingibt. Das heißt, der heutige Tag und der morgige Tag und alle Tage. Bis zu den letzten Schnaufern, die Sie tun in dieser Welt sollen Sie in dieser unmittelbaren Geborgenheit des guten Hirten leben. Er will mit dieser ganz absoluten Treue Sie versorgen in allem, was Sie bewegt, in allen Stunden der Einsamkeit, er will so nahe bei Ihnen sein. Verstehen Sie, als wäre es ganz schwer zu verstehen. Ist das wirklich wahr? Und noch einmal, ja warum gilt das denn, weil Jesus bei dem sagt, was er für mich getan hat, wie er mich zu seinem Eigentum erwählt hat, für dich ist alles geschehen, ich hab das Blut fließen lassen für dich, damit du mein Eigen seist. Damit du mir gehörst. Und dann ist es gut, damit das auch ganz klar ist: Der Herr ist mein Hirte. Der Boss, englisch, der, der das Sagen hat. Hat in Ihrem Leben der gute Hirte das Sagen? Oder wollen Sie immer wieder drein funken. Wollen Sie ihm immer wieder ins Steuer reingreifen und in die andere Richtung herumdrehen? Lassen Sie ihn Herr Ihres Lebens sein. In Ihren wichtigen Entscheidungen. Wenn ihre Gefühle sich reiben. Wenn ihre Gelüste hoch kommen. Sagen Sie: Nein, ich möchte den Weg gehen, den der Herr geht. Das ist die einzige Segensroute meines Lebens. Auch wenn er mich in das Tal des Todesschattens führt. So haben wir es vorhin diesen Psalm 23 gebetet. Dann ist er da. Woher wissen wir, dass er da ist? Weil so ein schwummriges Gefühl durch den Magen geht. Nein, nein, das ist keine Gefühlsfrage. Weil ich das vermute. Nein. Weil sein Wort es mir versprochen hat. Und sein Wort bricht er nicht. Sein Wort ist wahr und trüget nicht. Und ich erlebe das in der Dunkelheit, wenn ich nichts mehr sehe, Wenn ich nichts mehr verstehe, wenn die Ängste hochkommen und die Einsamkeit so mich bedrückt, dann weiß ich es doch, dass er mich umgibt. Am schönsten doch in dem Lied, das man sicher fälschlich als Kinderlied bezeichnet. Das hat eine Frau in der Barockzeit gedichtet, als sie mit Zinzendorf auf der Ronneburg war. Die Luise von Hain: Weil ich Jesu Schäflein bin. In des Hirten Arm und Schoß, Amen, ja, mein Glück ist groß. Ganz wunderbar geborgen. Er hält mich. Auch wenn mein Glaube zweifelt, er hält mich. ER zieht mich wieder hoch. Er hat sich an mich gebunden und ich darf ganz fest auf ihn schauen. Jetzt ist nur merkwürdig, wir sind noch nicht am Schluss. Es könnte ein vierter Punkt sein, oder ich könnte es an den dritten anfügen. Die meisten frommen Leute begnügen sich damit: Ist das nicht schön, und vergessen die zwei Verse, die da noch kommen. Dass Jesus sehr klar sagt: Ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall. Also nicht bloß aus dem Volk Israel, der dachte an uns. An die Germanen oder an die Japaner, die Chinesen. Die muss man auch noch herführen. Treibt sie das um, andere Menschen müssen vom guten Hirten erfahren. Komisch, die meisten Christen hören den einen Teil und sagen: Ist das nicht schön, ich habe einen guten Hirten. Und haben keinen Eifer, andere daran teilhaben zu lassen. Man sagt: Aber ich möchte doch den anderen nicht ihre Kultur rauben. Oder sagen: Ach, ich möchte doch die anderen nicht in die Abhängigkeit der Christen führen. Ja, sagen Sie mal, was haben Sie denn gefunden beim guten Hirten? Sind Sie ins Gefängnis gesperrt oder was ist denn los? Kennen sie die schöne Geschichte von dem 23jährigen Mann, der durch die Westminster Abbey in London ging. Er kam gerade aus Afrika zurück. Er wollte eigentlich an den Kongofluss und seinem Bruder helfen in der Missionsarbeit. Peter Cameron Scott. Und wie er ankam, starb sein Bruder gerade. Er war der einzige, der ihn beerdigt hat, und sein einziges Werk war, dass er eine Kiste gebastelt hat, und hat den Leichnam seines Bruders reingelegt. Und dann fuhr er wieder heim nach England. Das war sein Missionsdienst. Und dann kam er am Grab vom Livingston vorbei. Auf dem Grab von Livingstone, gucken Sie sich's mal an, wenn Sie in London sind, da steht das Wort drauf: Ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall. Und dann kniet dieser Junge Peter Cameron Scott nieder und sagt: Herr, gebrauche mich. Es war ganz schwierig. Der Sultan von Sansibar hat ihn nicht in Ostafrika an Land gelassen. Mit ein paar Freunden ist er losgezogen. 14 Monate ist er durch Ostafrika gelaufen, gelaufen, mit wunden Füßen, mit Blasen, mit Insektenstichen. Er konnte die Sprache der Menschen dort nicht sprechen, er hat Späße mit ihnen gemacht, hat versucht, ihr Herz zu erreichen, um diese eine Freude mit zu teilen vom guten Hirten. Und dann hat ihn Gott heimgeholt nach 14 Monaten. Nach drei Jahren war keiner der ersten 16 Missionare mehr übriggeblieben. Aber heute ist daraus die größte evangelische Kirche von Kenia entstanden. Ja, eine Riesenkirche, die auch dort in Ostafrika, in Ost-Zaire auch wo die großen Unruhen, die Kämpfe sind, die Afrika-Inland-Kirche. Arad Moi, der Staatspräsident von Kenia, gehört natürlich zu dieser Kirche. Eine wunderbare Missionskirche entstanden. Mit großem Leben. Das war am Ende des letzten Jahrhunderts 1896. Da war einer, den es getrieben hat. Was könnte aus Ihrem Leben werden! Sie müssen nicht in die Mission gehen. Wir brauchen solche Leute hier in unserer Stadt, in unserem Land, die darum brennen: Herr, ich möchte doch bloß andere teilhaben lassen an der großen Freude vom guten Hirten. Man kann das nicht hören, ohne das man ein Herz hat. Wissen Sie, dass die Menschen um Sie herum, Sie sagen, die sind ablehnend, ja, die haben den Kanal gestrichen voll, wenn es um Kirche geht. Aber vom guten Hirten haben die noch gar nie was gehört. Die kennen Jesus nicht. Teilen sie doch mit ihnen die frohe Botschaft. Die eine frohe Botschaft. Sagen Sie das weiter. Da wird eine Herde und ein Hirte sein.
Und da muss ich doch noch einen Schluss anfügen, weil es ein paar Missverständnisse bei uns bleiben. Es gibt immer wieder liebe, rührende Leute, die wollen immer einen gemeinsamen Laden machen, weil sie sagen: Wir müssen uns alle organisatorisch zusammenschließen. Wenn man fragwürdige Instanzen zusammenschließt, muss nichts Gutes herauskommen. Das ist ein Irrglaube. Und mit Strukturen kann man die Einheit der Gemeinde Jesu auch nicht schaffen. Und wenn Sie noch so viel Planstellen schaffen, die Büros einrichten, Einheit ist nicht zu machen, sondern Einheit ist heute da. Aus allen Nationen und Völkern und Sprachen. Aus allen Konfessionen und Christen, wie sie heißen, in welchen Traditionen sie auch leben. Die, die auf die Stimme des guten Hirten hören. Ganz am Ende der Reformationszeit in den großen Auseinandersetzungen haben die evangelischen Christen noch einmal ein Bekenntnis gemacht. In dem ist am schärfsten ausgesprochen, sie sagen, Kirchenorganisationen können uns nichts gebieten und nichts verbieten, sie haben nichts zu sagen, weil Kirche nur das ist, was schon jedes Kind mit sieben Jahren weiß. So steht‘s dort geschrieben: Kirche ist - die Schäflein, die die Stimme des guten Hirten hören. Und die Einheit ist heute schon da. Dazu dürfen Sie gehören. Dazu sollen sie andere hineinführen in diese herrliche Freude. Wie wird das einmal ein Jubel sein, wenn wir in der Ewigkeit das auch noch mit den Augen sehen. Amen.