Verlorene Siege, überwundene Niederlagen

Winrich Scheffbuch

Gehalten am 18.08.1996 in der Ludwig-Hofacker Gemeinde Stuttgart

2. Samuel 11, 1-27 und 2. Samuel 12, 1-3

 

Unser Predigttext steht 2.Samuel 12 in den ausgelegten Bibeln ist es Seite 231.

Jetzt möchte ich doch noch ein Stück von Kapitel 11 lesen. Vielleicht ist das manchem nimmer so bewusst. Davids Ehebruch und Blutschuld.

Kapitel 11, 1 Und als das Jahr um war, zur Zeit, da die Könige ins Feld zu ziehen pflegen, sandte David Joab und seine Männer mit ihm und ganz Israel, damit sie das Land der Ammoniter verheerten und Rabba belagerten. David aber blieb in Jerusalem. 2 Und es begab sich, dass David um den Abend aufstand von seinem Lager und sich auf dem Dach des Königshauses erging; da sah er vom Dach aus eine Frau sich waschen; und die Frau war von sehr schöner Gestalt. 3 Und David sandte hin und ließ nach der Frau fragen, und man sagte: Das ist doch Batseba, die Tochter Eliams, die Frau Urias, des Hetiters. 4 Und David sandte Boten hin und ließ sie holen. Und als sie zu ihm kam, wohnte er ihr bei; sie aber hatte sich gerade gereinigt von ihrer Unreinheit. Und sie kehrte in ihr Haus zurück. 11,5 Und die Frau ward schwanger und sandte hin und ließ David sagen: Ich bin schwanger geworden.

6 David aber sandte zu Joab: Sende zu mir Uria, den Hetiter. Und Joab sandte Uria zu David.

Und jetzt geht’s nur drum, die Spuren zu verwischen. Und ich denke, jeder von Ihnen kann sich in unzählige Situationen hineindenken, wo wir mit einer hektischen Betriebsamkeit alles versucht haben, dass es ja nur niemand merkt. Der Uria geht, obwohl er Heimaturlaub hat, nicht zu seiner Frau. Er ist ein harter Mann, entbehrungsreich, und bleibt bei den Wachsoldaten draußen, und David probiert alles, damit er wenigstens eine Nacht bei seiner Frau schläft. Er macht ihn zum Schluss noch besoffen. Der Gottesmann David. Und Uria geht nicht zu seiner Frau. Und dann bleibt nur noch eine Notlösung. Dass er dem Joab einen Brief schreibt. Und sagt: Stelleihn vor das Stadttor. Und wenn die Feinde von Rabba heraufallen, dann lass ihn allein, dass er umkommt. Der Joab hat sich sicherlich die Hände gerieben. Der hatte genug Blutschuld an seinen Händen. Das steht in den Samuelbüchern. Das war ein feiger Mörder, der General Joab. Aber David gibt ihm den Rat und dann kommt die Kunde für David, Uria, der Hethiter ist tot.

Vers 25

David sprach zum Boten: So sollst du Joab sagen: «Lass dir das nicht leid sein, denn das Schwert frisst bald diesen, bald jenen. Fahre fort mit dem Kampf gegen die Stadt und zerstöre sie. » So sollst du ihm Mut zusprechen.

26 Und als Urias Frau hörte, dass ihr Mann Uria tot war, hielt sie die Totenklage um ihren Eheherrn. 27 Sobald sie aber ausgetrauert hatte, sandte David hin und ließ sie in sein Haus holen, und sie wurde seine Frau und gebar David einen Sohn.

Jetzt ist nur dieser eine Satz noch da, dieser einzige Satz im ganzen Kapitel. Es braucht manchmal gar nicht viel Gotteswort:

Aber dem HERRN missfiel die Tat, die David getan hatte.

12,1 Und der HERR sandte Nathan zu David. Als der zu ihm kam, sprach er zu ihm: Es waren zwei Männer in einer Stadt, der eine reich, der andere arm. 2 Der Reiche hatte sehr viele Schafe und Rinder; 3 aber der Arme hatte nichts als ein einziges kleines Schäflein, das er gekauft hatte. Und er nährte es, dass es groß wurde bei ihm zugleich mit seinen Kindern. Es aß von seinem Bissen und trank aus seinem Becher und schlief in seinem Schoß, und er hielt's wie eine Tochter. 4 Als aber zu dem reichen Mann ein Gast kam, brachte er's nicht über sich, von seinen Schafen und Rindern zu nehmen, um dem Gast etwas zuzurichten, der zu ihm gekommen war, sondern er nahm das Schaf, das eine Schaf des armen Mannes und richtete es dem Mann zu, der zu ihm gekommen war. 5 Da geriet David in großen Zorn über den Mann und sprach zu Nathan: So wahr der HERR lebt: der Mann ist ein Kind des Todes, der das getan hat!

Sowas steht nicht mal im Gesetz drin. Da wird man übereifrig. Übergerecht. Ins Gewissen geschlagen. 6 Dazu soll er das Schaf vierfach bezahlen, weil er das getan und sein eigenes geschont hat.

7 Da sprach Nathan zu David: Du bist der Mann! So spricht der HERR, der Gott Israels: Ich habe dich zum König gesalbt über Israel und habe dich errettet aus der Hand Sauls 8 und habe dir deines Herrn Haus gegeben, dazu seine Frauen, und habe dir das Haus Israel und Juda gegeben; und ist das zu wenig, will ich noch dies und das dazu tun. 9 Warum hast du denn das Wort des HERRN verachtet, dass du getan hast, was ihm missfiel? Uria, den Hetiter, hast du erschlagen mit dem Schwert, seine Frau hast du dir zur Frau genommen, ihn aber hast du umgebracht durchs Schwert der Ammoniter. 10 Nun, so soll von deinem Hause das Schwert nimmermehr lassen, weil du mich verachtet und die Frau Urias, des Hetiters, genommen hast, dass sie deine Frau sei. 11 So spricht der HERR: Siehe, ich will Unheil über dich kommen lassen aus deinem eigenen Hause und will deine Frauen nehmen vor deinen Augen und will sie deinem Nächsten geben, dass er bei ihnen liegen soll an der lichten Sonne. Sein eigener Sohn Absalom hat das ja dann vollstreckt, ist ja furchtbar. 12 Denn du hast's heimlich getan, ich aber will dies tun vor ganz Israel und im Licht der Sonne.

13 Da sprach David zu Nathan: Ich habe gesündigt gegen den HERRN. Nathan sprach zu David: So hat auch der HERR deine Sünde weggenommen; du wirst nicht sterben. 14 Aber weil du die Feinde des HERRN durch diese Sache zum Lästern gebracht hast, wird der Sohn, der dir geboren ist, des Todes sterben. 15 Und Nathan ging heim.

 

In meinen Semesterferien habe ich ja bei Daimlers gearbeitet und mir ein bisschen Geld verdienst. War schön. Kipphebel gebohrt oder Schaltstangen. Und dann schließlich habe ich es bis zur höchsten Akkordgruppe in der Gesenkschmiede als Hilfsschmied gebracht, es war eine wunderbare Zeit, wenn man abends sah, was man auch geschafft hatte. Ein Erfolg war da. An den heißen Öfen hat man tüchtig geschwitzt, aber das war eine sehr schöne Zeit, an die ich sehr gerne zurück denke. Nur, das mit den Gesprächsthemen hat mich natürlich ungemein belastet. Dass da der ganze Gesprächsstoff fast immer nur aus schmutzigen Zoten bestand. Dreckwitze. Ganz besonders montags. Und wenn man versuchte da irgendwie einen Riegel vorzuschieben und, ach, dann hat man da einen Spitznamen weg: Achtung, jetzt kommt Hochwürden. Und so. Und dann kam einmal einer dieser Schmiede zu mir. War ein prächtiger Kerl, und sagt: Warum regst du dich denn eigentlich so auf, ich hab auch mal Bibel gelesen. Aber in der Bibel, und dann hat er ganz verschmitzt gelacht, da stehen ja ganz schmutzige Dreckgeschichten drin. Ja, ja, kann ich dir erklären, guck mal her. Bei den Witzen, die ihr erzählt, und bei den Filmen, und bei den Büchern, die ihr lest, da wird ja gar nicht ehrlich und realistisch über das Thema eins gesprochen. Da bleibt immer ein Hauch der Frivolität und der Verwegenheit und das wird attraktiv geschildert. Die Bibel ist das einzige Buch, das ich kenne, das ganz offen und nüchtern und ehrlich darüber spricht. Und da ist auf einmal aller Zauber weg, auch beim Sex. Und auf einmal sieht man die Menschen leiden, und was das für eine Not ist, und was da für ein Elend drin verborgen ist, und die Familien zerbrechen. Und wie das oft nur der erste Schritt in viel größeres Unheil ist. Ich möchte Ihnen sagen, wenn Sie Kinder haben, erzählen Sie diese Geschichten Ihren kleinen Kindern, die Bibel ist das beste Aufklärungsbuch. Nicht so, wie wir sonst Aufklärung verstehen, ach so, wenn ein Film gedreht wird über David und Bathseba, dann wissen Sie, was kommt. Dann kommt kein Stück drin, dass da ein Mensch an seinem Leben zerbricht und verzweifelt ist und nicht mehr weiter weiß. Dass Sünde der Leute Verderben ist, das wird nie gesagt. Das ist in all den Romanen nie drin. Das wird verherrlicht, das wird glorifiziert, da wird geprotzt, da wird angegeben, und diese furchtbare Not, die kann man bloß in der Bibel lesen, ob das bei den Lots Töchtern ist, oder was sie lesen wollen bei Sodom und Gomorrha, oder wo auch immer. Da ist gar nichts frivoles mehr drin, sondern das unheimliche Elend von Menschen. So wie Sie dort sagen können: Ich hab mir mein Leben selber zerstört mit meiner Sünde.

Mein erster Punkt heute: Das ist die Not aller Menschen. Das ist die Not aller Menschen, Man sagt heute immer wieder: Ach ja, unter Christen ist es ja nicht auszurotten. Doch der Mensch heute, der würde sich um dieses Thema der Schuld gar nicht bekümmern. Aber der müsste nur grinsen, wenn er von der Sünde, Ja, bei Sünde, dabei an das denkt, was er in den Filmen gesehen hat. Weil er nie an das denkt, was die Bibel sagt. Wenn das der moderne Mensch ist, der sich so aus der Verantwortung stiehlt. Gut, gucken Sie mal den David sich genau an. Es könnte doch direkt aus einer Zeitschrift heute sein. Er sagt: Was ich privat tue, ist meine Sache. Es geht niemand was an. Und in der Liebe dürfen Liebende machen, was sie wollen. Sowieso, da sind sie sich nur selber gegenseitig Rechenschaft schuld. Und dann kommt man meist noch und sagt: Ich habe so ein paar hohe ethische Randdinge, an die ich mich halte. Nein, Gott hat darüber seine Ordnung gebreitet zum Schutz des Menschen. Und wie der David in dieses Verhältnis hineinrutscht, da schlägt gar kein Gewissen. So ein moderner Mensch war der David. Es schlägt das Gewissen erst, als die Frau schwanger wird. Wissen Sie noch, wie vor 30 Jahren Oswald Kolle triumphiert hat, wir haben die Pille, jetzt gibt’s endlich freie Liebe. Davon konnte David noch nichts wissen. Das ist das einzig moderne, was wir haben. Und wenn alles schief geht, können wir ja noch ein Kind in Stuttgart in verschiedenen Kliniken abtreiben lassen. Das ist ja auf unserem Weg das schwächste Glied der Kette. Aber einem anderen schlägt kein Gewissen. Kein Wort wird übermittelt, dass David das leid gewesen ist, was geschehen ist, im Gegenteil, er muss die Spuren verwischen. Ich möchte sie jetzt an dieser Stelle einfach mal fragen, dürfte man aus ihrem Leben, jetzt hier, so, über Ihre Fehltritte auch so berichten, wie man es bei David tut? Also, Gott sei Dank, sehen Sie nicht in mein Leben. Und ich hab hohen Respekt vor dem David, dass er das als König erlaubt hat. Dass das für alle Generationen festgehalten wird, was Sünde ist. So wie schrecklich leicht man da hineinkommt. Wenn man einmal diesen Weg beschritten hat, wenn man so eins ums andere geht, wie die Perlen an der Schnur und immer weiter und immer tiefer verstrickt  sich da hinein und kommt in immer größere Not. Wie sagen wir heute? Aber es hat mir doch Spaß gemacht! Es hat mir doch Freude gemacht. War doch gut, das fühlt sich gut an, alles wie wenn ein moderner Mensch reden würde, auch im Leben Davids. Aber der Herr, der sprach, weil ihm das missfiel. Und Sie müssen wissen, dass Gott Ihnen hinterher ist. Und sie können das als lästig empfinden. Und sagen, ich ertrag das nimmer, und mir ist das leid, und ich will es nicht mehr hören, ich hab das schon seit meinen Jugendtagen von mir abschütteln wollen, wenn Gott mir immer wieder nachgegangen ist, mich gerufen hat. Wissen Sie, warum das Gott tut? Weil Gott nicht will, dass die Schuld Ihres Lebens Sie in die Hölle hinunterzieht. Und es gibt eine Hölle. Überall in der Bibel steht es, spricht die Bibel davon, von der Verdammnis, von der Scheidung zwischen Böcken und Schafen. Von dem Hinausgeworfenwerden. Sie müssen begreifen, dass Gott Sie sucht, weil er Sie retten will. Wenn Gott von unserer Schuld redet, ist das ein positives Thema, weil es eine Umkehr gibt. Das ist das Thema unserer Zeit heute, das allerwichtigste, was wir brauchen. Und Gott hat etwas vor, er will unser Leben reinigen, heiligen, in Besitz nehmen. Unsern Leib. Unser Mannsein, oder Ihr Frausein, oder was es ist. Er will es benützen, dass darin das Ebenbild Gottes wieder zum Vorschein kommt, dass Ihr Leben zum Segen für andere wird, darum lässt Sie Gott nicht drinstecken in Ihren furchtbaren Verfehlungen, sondern er holt sie heraus und er ruft Sie, unser Herr sandte den Nathan, den Propheten, den Nathan, der das anregt, der das David sagen muss, weil Gott es ans Licht ziehen will. Es gab noch nie eine andere Generation, seit es Menschen gibt auf der Welt. Noch nie haben Menschen zugegeben, dass das wichtigste Lebensproblem ist, wie ich aus meiner Schuld rauskomme. Es ist immer erst dort ein Problem, wo das Wort Gottes verkündigt wird. Und dort wacht man auf. Wachen Sie heute auf, merken Sie ich muss raus. Wenn mein Leben nicht kaputtgehen soll. Ich muss umkehren.

Mein nächster Punkt: Gott will Heilung. Gott will Heilung.

Der Nathan war ein großartiger Seelsorger. Man kann das nur lernen, wie er mit Menschen redet. Und das ist in unserer so sensiblen, so verletzlichen Zeit ganz besonders wichtig. Sie könne auf niemand zugehn. Das hat man noch nie gekonnt, nicht mal bei David. Du bist ein schlimmer Sünder. Da wird jeder seine Roll-Laden runtermachen, wird empört aufstehen, wird es von sich weisen. Deshalb nimmt Nathan eine Geschichte. Und erzählt die, und jetzt erleben sie, wie der David aufbraust. Was, ungeduldig, mit einem ganz feinen Gerechtigkeitsempfinden. Ja, macht Sie das nicht hellhörig, dass unsere Zeit so wahnsinnig fantastisch ist in allem Gerechtigkeitssinn? Wie die Leute einen am liebsten noch ins Zuchthaus stecken wollen, wenn einer irgendwas in der Umwelt tut. Man ist so sensibel. Ich bin doch nicht dagegen, nur wenn man darüber vergisst, dass in uns ein Sumpf ist. Ein Sumpf der Ungerechtigkeit. Davon reden wir heute nimmer. Das ist schon wie bei David so. Man kann‘s erst an einem andern sehen. Unser Entlarvungsjournalismus. Das ist ja auch so eine Sache. Wir tun das nur nicht aus Überheblichkeit, nur, weil wir die Welt bessern wollen, sondern nicht wahr, weil das so befriedigend ist, wenn man in allen Zeitungen im Nachhinein lesen kann, wie die andern in der Steuer betrügen, wie die andern wieder schlimm sind und korrupt sind, aber, ich bin das ja nicht. Und da gehören ganz andere Gesetze her, und noch viel schlimmere Strafen. Da kann eigentlich nur der richtig reden, der sich täglich seiner Schuld stellt. Tun Sie das! Vor Gott in seinem Lichte. Ich bin der Mann! Und dann geht der Nathan noch weiter und zeigt, dass nicht bloß die Schuld an Uria geschehen ist, sondern auch an Bathseba, sondern Du hast den Herrn betrogen. Der Herr, der Dir das Leben gegeben hat. Dieser Gott, der Dir alles schenkte in Deinem ganzen Leben. Merken Sie, dass das das Schlimmste ist, dass das ein Tritt in das Gesicht des lebendigen Gottes ist, wenn wir sündigen. Wo doch Gott gesagt hat, bitte mich, was du willst, ich will‘s dir doch geben. Aus meiner Hand sollst du es doch empfangen, was dir zum Besten dient. Du hast gesagt: Nein, ich hol mir‘s selber. Auch gegen deine Weisung. Ach, was haben Sie geglaubt, Sie könnten Gott übervorteilen, indem Sie seine Gebote außer Kraft setzen, indem Sie sich eine neue Lebensmaxime geben. Du hast wider den Herrn gesündigt. Und er vertieft das noch einmal ganz genau, dort, wo die Sünde so schlimm ist, dass es im Gewissen brennt. Unsre reformatorischen Väter, so, wie wir sie nennen, die haben ja in den Bekenntnissen festgehalten, alle Lehre, alles, was gepredigt wird, auch im Unterricht den Konfirmanden erzählt wird, muss durch den Kampf des erschrockenen Gewissens hindurch. Und wenn ich Ihnen predige, ich möchte Ihnen hier kein Aufsätzlein erzählen, oder irgend etwas feuilletonsmäßiges Ihnen berichten, ich will in Ihr Gewissen reden. Paulus sagt im 2.Korintherbrief Kapitel 4: Wir beweisen uns, dass mit unserer Predigt an aller Menschen Gewissen. Ich hab‘s noch nie probiert, mit der Predigt Ihre ästhetischen Kriterien der Kunst zu erreichen. Oder sonst die hohe Dichtung. Ich will in Ihr Gewissen reden. Gott will in Ihr Gewissen reden, und will‘s aufwecken und will, dass in Ihrem Leben Schuld erkannt wird und erst, wo Sie Schuld erkennen, können Sie Gott erkennen. Nur über diesen Weg. Es ist noch nie einer anders echt Christ geworden, als dass er über der großen Menge der Versäumnisse seines Lebens erkannt hat: Herr, gehe vor mir hinaus, ich bin ein sündiger Mensch. Und da hat das Wort Sünde überhaupt nichts mehr von diesem attraktiven Glanz, von diesem frömmelnden, oder so, das ist ganz faustdick. Da ist was fieses drin, was unfaires, in meiner Sünde, was Hundsgemeines. Ich hab andere übervorteilt. Ich hab mein Ich gesucht. Und ich hab meinen Trieben nachgegeben, ich hab gelebt ohne Gott. Und es ist gut, dass der David das so offen erzählt, weil er uns zeigt, dass Gottes Barmherzigkeit kein Ende hat, so habe ich Sie vorhin im Gottesdienst gegrüßt. Sie ist jeden Morgen neu und seine Treue ist groß. Wissen Sie, dass Gottes Barmherzigkeit Ihnen gilt. Jetzt verstehen Sie es mit Ihrem wunden Gewissen. Über den vielen Fehltritten Ihres Lebens. Gott sucht sie. Und das, was er einst mit dem verlorenen Lumpensohn gemacht hat, das will er bei Ihnen noch viel wunderbarer machen, wie er Sie in seinen Arm nimmt. Und Ihnen das neue Kleid überstreift. Gott will, dass wir heil werden. Gott will, dass wir wieder heil werden. Man kann ja Bibel immer anders lesen, ich hab mal als junger Mensch immer Bibel anders gelesen. Das hat mir immer Spaß gemacht. Ich kann mich bis heut nicht ganz befreien. Zum Beispiel ich hätte gern drüber meditiert, was war eigentlich die Schuld der Bathseba? Warum hat die beim Waschen nicht den Vorhang vorgezogen? Das wäre ein abendfüllendes Programm. Und ich muss Ihnen sagen, dass es in der Bibel immer so geht: Du brauchst nicht nach der Schuld der andern fragen. Und ob da eine Mitschuld auch noch dabei ist. Gott sucht bei seinen Leuten sehr genau, wo sie gesündigt haben. Ja, natürlich buchstäblich, und es geht noch viel tiefer, wenn Sie die Bergpredigt lesen. Da prüft Gott Ihre Gedanken, Ihre Sinne, Ihre unreinen Begehrlichkeiten. Und richtet Sie, weil Gott nicht will, dass Sie in der Sünde gefangen bleiben, dass Ihr Leben weiter zerstört ist, ob das bei Ihnen die Geldgier ist oder der Hochmut, oder Ihre Streitsucht, oder Ihre Klatschsucht. Sie können sich zurücklehnen und sagen: Sexuell bin ich gar nicht angefochten, gut, dann sind‘s andere Dinge in Ihrem Leben. Gott will Ihr Leben heiligen, reinigen, und erneuern, und darum redet er zu Ihnen und sucht Sie. Gott will, dass sie zum Frieden kommen. Und er will Ihr Leben heiligen. Und jetzt das letzte, was ich da herausgreife aus dieser ganzen Geschichte: Das Unglaublichste ist die Vergebung.

Also, verstehen kann man das nicht, dass das klappen soll. Der Uria ist tot, mausetot. Der wird auch nicht mehr auferweckt. Am jüngsten Tage, ja, aber vorher nicht. Und die Dinge sind geschehen, und wenn Sie in Ihrem Leben zurückblicken. Mir ist das oft schwer im Gespräch mit alten Männern, die durch die Schrecken des Krieges gegangen sind, und doch nie drüber reden können, über das, was sie oft nachts im Schlaf aufschrecken lässt. Es sind doch Taten, die geschehen sind. Wenn Sie zurückdenken, was Sie Menschen angetan haben, die schon lang beerdigt sind, und sie können es ja nicht mehr wieder gut machen. Vergebung ist ein völlig unsinniger Gedanke. Es geht doch gar nicht. Wie soll man vergeben können? Und das wird ja auch daran noch deutlich, dass dieses wirklich unschuldige Kind, das hier geboren ist, stirbt. Das kleine Baby. Und das nötigt doch einem fast die Tränen ab. Ist das möglich? Und das kann doch auch den Schaden nicht wieder gut machen. Eine erste Erinnerung schon im alten Bund. Ich kann mich nicht selber befreien. Wie kann man nur so töricht sein, so heißt es in der Bibel, eine Torheit in Israel, wenn man sündigt. Wie kann man nur so töricht sein, wenn man meint, man könnte irgendwie mit seiner Schuld selber damit fertig werden. Kann man gar nicht. Ich kann nicht die Last eines Tages selber verantworten, und wenn Sie Ihnen einmal plötzlich vor den Augen brennt, wenn es in Ihrem Gewissen ganz bitter wird, es geht doch nicht darum, dass ein Baby stirbt. In der Mitte des Evangeliums hat Gott ein Zeichen, bloß ein Zeichen. Seinen Sohn an das Kreuz gehangen. Ich verstehe es nicht. Ich höre es, und ich glaube es, und ich danke meinem Herrn, dass er mit seinem Blut die Sühne geschaffen hat für das, was ich gar nicht mehr zurecht bringen kann. Und das ist das größte Wunder, das in der ganzen Bibel drin steht. Dass alte Schuld völlig ausgelöscht wird und nie mehr vorgeholt wird. Und in des Meeres Tiefe versenkt ist. Und dass das allen gilt. Nur eins ist nötig: Dass ich mich meiner Schuld gegenüber bekenne und mich zu ihr stelle. So wie David sagt: Herr, ich habe gesündigt. Haben Sie das schon einmal in ihrem Leben gesprochen? Herr, ich bin ein sündiger Mensch. Das ist nicht nur altmodische Sprache. Das ist das Größte, was wir sagen können im Licht der Ewigkeit. Herr, an mir ist nichts, aber deine Vergebung brauche ich, und diese wunderbare Vergebung, die kann es lösen. Hoffentlich sind Sie so Seelsorger wie der Nathan. Wie sagt der denn? So hat der Herr auch deine Schuld weggenommen. Nur dieses Sätzlein sagen. Ha, ich seh doch die vielen Spötter, wie sie höhnen: Das ist ja leicht, wenn man das nur sagen muss, aber unsagbar schwer wird es. Dieses auszusprechen im Lichte Gottes: Herr, du hast Recht mit deinem Wort. Und ich habe mich lang selber belogen und mit Vertuschungsversuchen alles zu verdecken versucht. Ich will mich dir stellen und dir danken, dass du mich freisprichst. So hat der Herr deine Schuld weggenommenn, sie ist weg. Und was weg ist, braucht niemand mehr vorholen, und Sie haben den Rücken frei, und Sie können jubeln, und sagen: O Abgrund welcher alle Sünden durch Christi Tod verschlungen hat, da kann man niemand mehr verdammen, da kann niemand Sie mehr anklagen, da kann niemand mehr etwas sagen, vor Gott sagen, ich bin doch für dich, und ich stehe doch für dich ein, und ich bin doch bei dir. Sie wissen, dass das die ganze Freude ist, dass man das weiß, Gott ist bei mir. Ich habe heute ein komisches Thema bei der Predigt oben drüber geschrieben: Ich hab geschrieben: Verlorene Siege, überwundene Niederlagen. Der David hat ja noch die Stadt Rabba besiegt. Wissen sie, was Rabba ist? Hören sie noch heute mal Nachrichten, wo die großen Unruhen sind, das ist in Amman. Heute morgen ging es schon tüchtig los. Dies ist das Amman, das hat David erobert. Und was war der Sieg? Nichts! Es ist in unserem Leben auch so, dass wir uns rühmen, mit großen Taten, was wir alles erreicht haben. Und doch vor Gott gescheitert. Denken Sie mal: So leicht fallen wir. Dieser David war solch ein Held, ich kenne keinen so entbehrungsreich wie er. Wie er in der Wüste sich durchgeschlagen hat ohne Wasser. Wie er mutig dem Goliath entgegenging. Wie er ein Glaubensmann war. Der hat Lieder gedichtet. Wie der die Harfe gespielt hat. Ein Genie ohnegleichen. Ein Mann gefüllt mit dem Heiligen Geist. In der Bibel heißt es: Ein Mann nach dem Herzen Gottes. Und so leicht gefallen. Wenn der Teufel bei Ihnen versucht, sind Sie schon weg, wissen Sie dies? Kein einziger von uns kann den Versuchungen widerstehen. Verlorene Siege. Der Teufel kann die größten Gottesmänner, die segensreichsten Evangelisten, durch ganze Kleinigkeiten zuschanden werden lassen. Es soll sich keiner rühmen. Wir werden bewahrt durch die Macht Gottes. Herrliche überwundene Niederlagen. Dieser schreckliche Augenblick. Als die Schuld aufgedeckt ist, David hat in diesem 32.Psalm gesagt, den wir vorher gebetet haben, dass für ihn dieses Jahr, wo das alles blieb, dieses Kindlein, geboren war, für ihn die Hölle war. Ich wollte es verschweigen, und da verschmachteten meine Gebeine durch mein täglich Heulen. Wissen Sie, wo die Ursache so vieler, nicht aller, so vieler seelischer Leiden heute ist? Dass ich mit meiner Schuld nicht mehr fertig werde. Und dass ich Angst vor den Menschen habe, nicht mehr ins Gesicht gucken kann. Und Platzangst kriege, weil ich den Rücken nimmer frei habe. Deine Hand lag Tag und Nacht schwer auf mir. Da vergabst du mit meine Sünde. Kein Tag mehr ohne Vergebung Jesu. Keinen Augenblick mehr, wo nicht der gekreuzigte Jesus mit diesem wunderbaren Vergebungswort die Mitte unseres Glaubens ist und die Quelle der Freude. Überwundene Niederlagen. Da komm ich erst zum Glauben. Und jetzt wollte ich, dass Sie zum Glauben kommen. Dass sie sagen, das war heute für mich gesprochen. Ich will heute vor Gott, dem Herrn, stehen bleiben und will Frieden ihm machen. Ich will sein Gnadenwort annehmen und mich daran freuen, dass er mich angenommen hat. Immer will ich bei ihm bleiben, nichts kann mich von ihm mehr vertreiben. Ich will fröhlich meine Straße ziehen. Amen.