Gott kann! - Daniel in der Löwengrube
Winrich Scheffbuch
Gehalten am 15.11.1992 in der Ludwig-Hofacker Gemeinde Stuttgart
Daniel 6, 1-29
1 Und Darius aus Medien übernahm das Reich, als er zweiundsechzig Jahre alt war. 2 Und es gefiel Darius, über das ganze Königreich hundertundzwanzig Statthalter zu setzen. 3 Über sie setzte er drei Fürsten, von denen einer Daniel war. Ihnen sollten die Statthalter Rechenschaft ablegen, damit der König der Mühe enthoben wäre. 4 Daniel aber übertraf alle Fürsten und Statthalter, denn es war ein überragender Geist in ihm. Darum dachte der König daran, ihn über das ganze Königreich zu setzen. 5 Da trachteten die Fürsten und Statthalter danach, an Daniel etwas zu finden, das gegen das Königreich gerichtet wäre. Aber sie konnten keinen Grund zur Anklage und kein Vergehen finden; denn er war treu, sodass man keine Schuld und kein Vergehen bei ihm finden konnte.
6 Da sprachen die Männer: Wir werden keinen Grund zur Anklage gegen Daniel finden, es sei denn wegen seiner Gottesverehrung. 7 Da kamen die Fürsten und Statthalter eilends vor den König gelaufen und sprachen zu ihm: Der König Darius lebe ewig! 8 Es haben die Fürsten des Königreichs, die Würdenträger, die Statthalter, die Räte und Befehlshaber alle gedacht, es solle ein königlicher Befehl gegeben und ein strenges Gebot erlassen werden, dass jeder, der in dreißig Tagen etwas bitten wird von irgendeinem Gott oder Menschen außer von dir, dem König, allein, zu den Löwen in die Grube geworfen werden soll. 9 Darum, o König, wollest du ein solches Gebot ausgehen lassen und ein Schreiben aufsetzen, das nicht wieder geändert werden darf nach dem Gesetz der Meder und Perser, das unaufhebbar ist. 10 So ließ der König Darius das Schreiben und das Gebot aufsetzen.
11 Als nun Daniel erfuhr, dass ein solches Gebot ergangen war, ging er hinein in sein Haus. Er hatte aber an seinem Obergemach offene Fenster nach Jerusalem, und er fiel dreimal am Tag auf seine Knie, betete, lobte und dankte seinem Gott, wie er es auch vorher zu tun pflegte. 12 Da kamen jene Männer eilends gelaufen und fanden Daniel, wie er betete und flehte vor seinem Gott.
13 Da traten sie vor den König und redeten mit ihm über das königliche Gebot: O König, hast du nicht ein Gebot erlassen, dass jeder, der in dreißig Tagen etwas bitten würde von irgendeinem Gott oder Menschen außer von dir, dem König, allein, zu den Löwen in die Grube geworfen werden solle? Der König antwortete und sprach: Das ist wahr und das Gesetz der Meder und Perser kann niemand aufheben. 14 Sie antworteten und sprachen vor dem König: Daniel, einer der Gefangenen aus Juda, der achtet weder dich noch dein Gebot, das du erlassen hast; denn er betet dreimal am Tage.
15 Als der König das hörte, wurde er sehr betrübt und war darauf bedacht, Daniel die Freiheit zu erhalten, und mühte sich, bis die Sonne unterging, ihn zu erretten. 16 Aber die Männer kamen wieder zum König gelaufen und sprachen zu ihm: Du weißt doch, König, es ist das Gesetz der Meder und Perser, dass alle Gebote und Befehle, die der König beschlossen hat, unverändert bleiben sollen.
17 Da befahl der König, Daniel herzubringen. Und sie warfen ihn zu den Löwen in die Grube. Der König aber sprach zu Daniel: Dein Gott, dem du ohne Unterlass dienst, der helfe dir! 18 Und sie brachten einen Stein, den legten sie vor die Öffnung der Grube; den versiegelte der König mit seinem eigenen Ring und mit dem Ringe seiner Mächtigen, damit nichts anderes mit Daniel geschähe. 19 Und der König ging weg in seinen Palast und fastete die Nacht über und ließ kein Essen vor sich bringen und konnte auch nicht schlafen.
20 Früh am Morgen, als der Tag anbrach, stand der König auf und ging eilends zur Grube, wo die Löwen waren. 21 Und als er zur Grube kam, rief er Daniel mit angstvoller Stimme. Und der König sprach zu Daniel: Daniel, du Knecht des lebendigen Gottes, hat dich dein Gott, dem du ohne Unterlass dienst, auch erretten können von den Löwen? 22 Daniel aber redete mit dem König: Der König lebe ewig!
Das ist so wunderbar in dieser dreckigen Schlammgrube, wo die Löwen hausen und wo es stinkt und übel ist, in der höfischen Sprache, wie der Daniel mit einer Gelassenheit dort drin lebt.
23 Mein Gott hat seinen Engel gesandt, der den Löwen den Rachen zugehalten hat, sodass sie mir kein Leid antun konnten; denn vor ihm bin ich unschuldig, und auch gegen dich, mein König, habe ich nichts Böses getan.
24 Da wurde der König sehr froh und ließ Daniel aus der Grube herausziehen. Und sie zogen Daniel aus der Grube heraus, und man fand keine Verletzung an ihm; denn er hatte seinem Gott vertraut. 25 Da ließ der König die Männer, die Daniel verklagt hatten, holen und zu den Löwen in die Grube werfen samt ihren Kindern und Frauen. Und ehe sie den Boden erreichten, ergriffen die Löwen sie und zermalmten alle ihre Knochen.
26 Da ließ der König Darius allen Völkern und Leuten aus so vielen verschiedenen Sprachen auf der ganzen Erde schreiben: Viel Friede zuvor! 27 Das ist mein Befehl, dass man in meinem ganzen Königreich den Gott Daniels fürchten und sich vor ihm scheuen soll. Denn er ist der lebendige Gott, der ewig bleibt, und sein Reich ist unvergänglich, und seine Herrschaft hat kein Ende. 28 Er ist ein Retter und Nothelfer, und er tut Zeichen und Wunder im Himmel und auf Erden. Der hat Daniel von den Löwen errettet.
29 Und Daniel hatte große Macht im Königreich des Darius und auch im Königreich des Kyrus von Persien.
Liebe Schwestern und Brüder,
ich merke immer wieder im Gespräch mit vielen von Ihnen, dass heute eine Frage viele umtreibt. Da ist die Frage nach den Wundern. Es sind viele, die sagen: Ja warum tut eigentlich Gott bei mir das große Wunder nicht? Ich weiß auch wieder von vielen, die heute in Versammlungen gehen, wo sie das Versprechen bekommen, dass alle ihre Krankheiten und Leiden geheilt werden und weggenommen werden. Müssen wir uns Rechenschafft darüber geben. Wie ist denn das mit den Wundern? Nicht dass wir das nicht wüssten, dass Gott Wunder tut. Sie erleben wahrscheinlich täglich viele große Wunder Gottes. Sie erleben mächtige Gebetserhörungen. Aber es bleiben in Ihrem Leben ganz markante Nöte. Sie haben ganz schwere Sorgen. Eine Krankheit, die nicht weicht oder eine Eheschwierigkeit, die sich nicht löst oder Berufsnöte oder Ärger mit den Kindern und Sie beten und Sie beten und Sie sagen: Ist denn Gott taub? Was ist denn los? Funktioniert das nimmer? Es sind ja in unseren Tagen viele, die immer wieder das vertreten und sagen: Doch, wir müssen ganz anders heute mit Wundern Gottes rechnen und wenige Monate später, wenn wir sie wieder treffen und ich kenn solche auch, die früher in unserer Gemeinde waren. Die sagen: Ich will nichts mehr wissen vom christlichen Glauben. Das ist alles nur Lug und Trug, weil mein Wunder nicht gekommen ist. Sicher, wir leben heute in einer Zeit, wo man sich überhaupt bequem gemacht hat. Wenn Sie Wäsche waschen stopfen Sie alles in eine Maschine und drücken bloß noch auf den Knopf. Und wenn Sie Spülen viele von Ihnen das Geschirr in die Kiste und drücken auf den Knopf. Und wenn Sie wissen wollen, Konzert oder was in der Weltgeschichte, drücken Sie auf den Knopf. Wenn Sie’s glücklich haben, haben Sie nur 22 Programme und wählen Sie nur noch auf der Fernbedienung, was Sie wollen. Alles auf den Knopf. Und wenn wir dann im Leben plötzlich unlösbare Nöte haben, dann sitzen wir auf dem Stuhl und drücken auf den Knopf und sagen: Jetzt muss es nur funktionieren. Und dann wundern wir uns und sagen: Da ist irgendwas kaputt, da muss man zum Mechaniker, da funktioniert was nicht. Gott lebt. Gott tut viele Wunder. Gott hat alle Macht im Himmel und auf Erden, aber er erfüllt uns nicht alle unsere heißen Wünsche und Sehnsüchte. Und wir haben heut das Thema „Gott kann“. Gott kann. Und wir erleben das bei Daniel, wie Gott gewaltige Wunder tut und das tut er genauso heute in unseren Tagen, weil wir einen lebendigen Gott haben. Aber er tut nicht alles was wir wollen, und wo wir auf den Knopf drücken. Und darum mein erster Punkt:
Gott will, dass wir uns in schwierigen Situationen bewähren. Gott will, dass wir uns in schwierigen Situationen bewähren. Darum erfüllt Gott nicht alle unsere Wünsche. Stellen Sie sich mal vor der Daniel wäre nicht in dieses schreckliche Kriegsgeschehen gerissen worden. Er wäre in Jerusalem geblieben und in die Sonntags oder Sabbats im Gottesdienst gebetet und gepriesen, hätten wir überhaupt diese ganzen wunderbaren Glaubenserfahrungen bekommen? Es gehört ja gerade dazu, dass Gott viele seiner Leute schwere Wege führt. Der junge Daniel, der deportiert war in die Fremde, als Kriegsgefangener geführt wird und dort ein schweres Schicksal hat und er erlebt in seiner schweren Lebensführung: Man kann Gott vertrauen, auch wenn er das nicht tut, was ich gerade von ihm will. Auch wenn er mich unbequeme Wege führt, der Nachsatz ist wichtig, ich kann Gott vertrauen, auch wenn es so aussieht, wie wenn er nicht hören würde. Der Höhepunkt der Geschichte ist, so meine ich, gar nicht dort, wo Daniel den Löwen vorgeworfen wurde. Ich weiß Sie kennen die Löwen aus der Wilhelma, das sind also unheimliche Tiere, wenn die mit den Zähnen blecken und dann so vor einem stehen und das ist gefährlich, aber fast wollte ich sagen das sind ja noch Tiere und Tiere sind uns manchmal noch sympathischer als Menschen. Die Kollegen von dem Daniel waren noch schlimmer als die Tiere und manchmal ist das wenn man in den Menschenantlitzen sieht noch furchtbarer, was Menschen können. Er ist umgeben von einer Meute wilder Menschen, die ihm nur Fallen stellen wollen, die ihn beseitigen und das sind Konkurrenten und was da abläuft ist ein ganz scheußliches Machtspiel. Vielleicht fühlt sich mancher dran erinnert und sagt: Das ist meine Lage. Ich fühl mich oft so den Menschen preisgegeben, in die Hände der Menschen ausgeliefert und Gott mutet einem Daniel solch eine Lage zu und er muss da durch und Gott nimmt das nicht weg und gar nicht, das bleibt so, das ist sein Platz, wo er sich bewähren muss. Und das müssen wir wieder neu lernen. Gott tut große Wunder. Ja er tut sehr große Wunder, aber er will auch, dass wir uns in Schwierigkeiten und in Notsituationen im Glauben bewähren. Plötzlich wird sichtbar bei Daniel, gerade in diesem Augenblick, wo die Feinde ihn umgeben, es war ein überragender Geist in ihm. Was ist denn das, ein überragender Geist? Sind das die Menge der grauen Zellen, oder der Intelligenzquotient, also die Denkkraft des Daniels? Nein, nein, nein. Es war ein überragender Geist in ihm. Es war der Heilige Geist in ihm. Und wenn Sie wissen wollen, wie der Heilige Geist wirkt: Zuerst einmal, dass er uns in schwierigen Situationen geduldig und gelassen macht. Ich hätte da anders reagiert. Ich hätte gegen die Meute gekämpft in meiner ganzen fleischlichen Leidenschaft. Ich hätte den Leuten die Maske vom Gesicht gezogen und gesagt: Was ihr seid. Ihr seid Schufte seid ihr elende. Jetzt können wir’s grad fortsetzen, Sie wissen wie’s ich machen würde, nicht? Aber wenn wir den Heiligen Geist haben sieht’s ganz anders aus. Es war ein überragender Geist im Daniel. Die Ruhe. Keine Bitterkeit, keine heftige Reaktion. Wissen Sie was das Wunder Gottes ist? Dass er seine Leute gelassen macht, auch in ausweglosen Situationen. Soll denn Gott noch mächtiger reden in dieser Welt? Sind wir überhaupt dafür bereit, dass Gott das Wunder vollbringt, dass er uns so gelassen macht, dass wir da plötzlich so reagieren können? Was hier in der Bibel enthüllt wird, ist eigentlich unheimlich. Ich war vor ein paar Tagen noch mit jungen angehenden Theologen zusammen, die haben mir eindrücklich ans Herz gelegt, das wär mein erster Auftrag hier von der Kanzel über die aktuellen politischen Fragen zu predigen. Asylpolitik und über die Fragen, die im Bundestag gemacht werden. Und dann kam ich an den Text und dacht ich: Ach, die politische Welt ist ja manchmal ja manchmal wirklich so, wie sie beschrieben ist hier. Ein Machtkampf, Parteiengezänk. Letztlich geht’s um die Ehre von Menschen. Da werden Intrigen gesponnen, dort wird Klassenkampf gepredigt, dort wird aufgehetzt, dort marschieren Menschen. Und den Daniel treibt Politik in einer viel weiteren Weise. Nicht in dieser vordergründigen, ja in diesem Ellbogenkampf, wo’s um die Macht geht von Einzelnen. Er steht irgendwie drüber. Er dient der Öffentlichkeit in seinem Amt. Das wollen wir Christen hoch achten. Er dient, er ist ein Mann im öffentlichen Leben. Er ist wirklich im politischen Geschehen drin, aber nicht in diesem vordergründigen Parteigezänk, das wollen wir auch von der Kanzel nicht machen. Das verändert sich so schnell. Gestern war’s die Nachrüstung und heut ist die Frage und morgen die nächste. Er dient, aber soweit es sein Gewissen zulässt dient er der Öffentlichkeit, er steht dort in seinem Amt. Und was so wunderbar ist, er dient wirklich. Er dient den Menschen. Und zwar er dient Gott. Und weil er Gott dient, dient er den Menschen. Erst von dort hat er diesen Abstand, diese Distanz, die nötig ist um Ungerechtigkeit zu sehen, um der Gerechtigkeit zu dienen, um der Wahrheit verpflichtet zu bleiben. Der Daniel ist ein Mann, der uns Christen zeigt, dass wir wohl unseren Auftrag in dieser Welt haben, aber auch nicht im Richten und im Verurteilen und im Schimpfen oder im Kritisieren, sondern im ganz schlichten Dienen. Christen sollten ihren Mann stehen auch im öffentlichen Leben. Und das merken die anderen schnell und sagen: Der ist unbestechlich, bis ins Letzte. Da findet man nichts. Keine Affäre mit der Sekretärin und gar nichts. Da ist alles in Ordnung. Da legt die Bibel den Finger drauf, dass das so wichtig wäre für uns, wenn wir uns bewähren. Es war ein überragender Geist in ihm. Wenn wir hier im Gottesdienst also Missionare aussenden, dann trifft uns das ja immer wieder, wie Leute heute ihr Leben Gott weihen und sich ganz frei geben und alles zurück lassen. So wie die alten Diakonissen, die in die Diakonie gingen in den Pflegedienst und ganz mit Leib und Seele dienen wollen dem Herrn. Aber das trifft ja eigentlich nicht bloß für die Diakonissen zu oder für die Missionare, das trifft ja für uns zu. Und jetzt müssen wir uns prüfen mit unseren weltlichen Verpflichtungen, mit unseren Berufsaufgaben. Es steht ja in der Bibel nie als Vorbild dran, dass die Christen immer nur in fromme Berufe gehen sollen. Im Gegenteil, wir sollten in der Welt unseren Platz ausfüllen, im Namen Gottes und Gott dienen in der Welt. Und dann frei sein von allem, was die Menschen von uns wollen. Nicht dass wir der Menschen Knechte sind, sondern dass wir Gott dienen und einen Standort haben. Und da hat ein Daniel eine weite Ausstrahlung, da sendet Gott seine Leute oft in schwierige Situationen hinein, durch das Leben des Daniels und durch seine Wirkungsweise kann er ja etwas darstellen von der Treue Gottes, von der Nähe und Größe Gottes. Selbst ein Darius merkt das. Die haben sicher oft nur gewitzelt bei ihren Partys über diesen komischen Mann mit seinem engen Gewissen, aber dann plötzlich wissen sie: Dein Gott, dem du ohne Unterlass dienst. Das haben sie gemerkt. Dein Gott, dem du ohne Unterlass dienst. Und unser Gott will uns tüchtig machen für die Aufgaben in dieser Welt. Er will uns seinen heiligen Geist dafür geben, dass wir uns bewähren können. Auch in den Spannungen unseres Berufslebens. Es ist nicht leicht in dieser Welt zu sein. Gott hat seine Leute mitten in dem Babel, in dem unheimlichen, dämonischen Babel und die sind dort nötig, die werden gebraucht, aber sie sollen dort sein und allein Gott dienen. Allein Gott verpflichtet, allein für ihn da. Seinen Geist den edlen Führer gibt er mir in seinem Wort, dass er werde mein Regierer von der Welt zur Himmelspfort. Dass ist so wichtig, dass uns der Geist Gottes erfüllt für unser Amt.
Jetzt beobachte ich etwas anderes noch an diesem Daniel. Wie kann man überhaupt so sicher und geborgen leben? Die Ruhe des Daniel ist ja überraschend. Steht nirgendwo da, dass Daniel überhaupt gerechnet hat mit der Möglichkeit, dass Gott ihn bewahrt vor den Löwen. Vielleicht hat er mit seinem Leben abgeschlossen, aber er tut das in einer Ruhe und Gelassenheit. Übrigens finden wir das nirgendwo in der Bibel, dass man Gott auch nur zu einer Heilung pressen kann. Das gibt es nicht. Gott tut gewaltige Dinge und er hört Gebet und er reagiert auch so und Sie können das tagtäglich vielfach erleben, aber wir können nicht zu einer Sache Gott zwingen. Und das ist überraschend, dass das der Daniel in dieser großen Ruhe in dieser großen Freiheit auch lebt. Wie hat er denn das, diese Ruhe und Gelassenheit? Die Feinde haben schnell gemerkt, an welch einer Stelle der Daniel unbeugsam war. Das war beim Gebet. Liebe Schwestern und Brüder, da merken wir was wir verloren haben. Wie viel Zeit nehmen Sie sich zum Gebet? Und selbst als es brenzlig wurde die Situation und als das Gesetz erlassen war, dann sagt der Daniel: Jetzt erst recht wie immer. Wie immer nach seiner Gewohnheit. Er hatte ja feste Regeln. Wenn man nicht feste Regeln hat, betete man nämlich überhaupt nicht. Man muss sich‘s ganz fest vornehmen, dass man die Zeit sich freihält uns sagt: Da will ich nicht gestört werden. Und in dieser Zeit nehme ich kein Telefon ab und da kann einer an der Türe klingeln und ich bin jetzt mit Gott im Gespräch. Und die Zeit muss freigehalten werden. Das war die Quelle seiner Kraft. Er hat das nicht in sich, wie wir oft meinen und die Ruhe. Er muss das immer wieder neu lernen. Das schöne Buch von Hallesby, dem norwegischen Theologen vom Beten, das muss man immer wieder zur Hand nehmen. Viele von Ihnen haben es. Der ja sagt: Das Gebet hat darin seine Größe, dass wir zuerst einmal in unser bedrängtes, ängstliches und sorgendes Herz Jesus einlassen. Und jetzt können wir wieder aufatmen, wenn er da ist. Dann haben wir die Ruhe und den Frieden. Ach er kennt ja meine Situation. Jetzt weiß er um alles. Der Daniel, der hält es doch deshalb bloß in Babel aus, in dieser fremden feindlichen Welt, weil er eine unmittelbare Verbindung zum lebendigen Gott hat. Haben Sie das? Und wie oft sagen wir ganz anders: In meiner Stellung, in meiner Position muss ich auch schließlich Rücksicht nehmen und ich kann das heute nicht bloß so nach meinem eigenen Glaubensverständnis. Und doch: Sie müssen es an dieser wichtigsten Stelle allein nach Gottes Willen tun. Sonst sind Sie verloren, sonst kommen Sie um. Sie können sich an Gott nur binden ganz oder gar nicht. Sie können sich an Gottes Willen nur ganz binden oder gar nicht. Sie müssen nur sagen: Das was Gott will hat Vorrang, oder es hat überhaupt keine Bedeutung für Ihr Leben. Sonst kommen Sie um. Sie müssen das in Ihrem Leben wieder zurück gewinnen. Ich muss konsequent sein, ganz, sonst hab ich mit dem faulen Kompromiss schon alles verloren. Dann muss der Daniel mit den Wölfen heulen. Und er geht hinauf und hat die Fenster offen nach Jerusalem. Was heißt denn das? Ist das wichtig die Richtung des Gebets? Ob wir nach Osten oder nach Westen beten oder wie ist das denn? Er betet dorthin, wo Gott sich offenbart hat. Er knüpft an die Geschichte Gottes in Jerusalem an. Dort war doch der David, dort war doch der Tempel, dort hat doch Salomo das schon vorausgesehen. Wenn das Volk einmal in die Verbannung, in die Gefangenschaft kommt. Wenn sie rufen, dann wird er hören. Und der Daniel knüpft an die Gottesgeschichte an und Sie dürfen es genauso tun mit Ihrem Gebet uns sagen: Herr ich nehme dich bei deinem Wort. Du hast das gesagt und dir vertraue ich. Und wir dürfen noch mehr das mit den offenen Fenstern praktizieren. Wir dürfen im Namen Jesu beten. Das heißt auf den Befehl Jesu, in seinem Auftrag. Und wir dürfen zum ewigen, mächtigen, großen Gott kommen und sagen: Wir kommen, weil Jesus uns schickt und weil er als Fürsprecher vor deinem Thron steht und wir bitten dich um das, was uns bewegt und wir legen es an dein Herz und sehen Sie: Dann mag es für Glaubende manchmal gar nicht mehr wichtig sein, wann die Stunden sich gefunden und die Hilfe mit Macht herein bricht. Da muss man sagen: Das weiß Gott. Und er hat’s jetzt in seiner Regie. Ich hab’s ihm hingelegt. Das macht ruhig und geborgen und ganz sicher und ganz fest. Gott kann und wenn wir’s ihm sagen. Haben Sie feste Gebetszeiten. Sagen Sie das Gott. Und legen Sie das hin und werden Sie ganz ganz ruhig.
Noch mein letzter Punkt. Daniel ist bereit zum Leiden. Bereit zum Leiden. Ich beobachte überall in der Welt heute, dass die Zahl der Christen sehr stark wächst. Aber viele dieser Christen, die heute zum Glauben kommen, die haben ihren Glauben oft nur sehr oberflächlich begriffen und viele von denen, auch die heute zum Glauben kommen, tun das nur vordergründig, weil sie Vorteile erwarten. Weil sie gesund werden wollen, weil sie hoffen dann auch so reich zu werden, wie das christliche Abendland und weil sie bald ein Auto wollen und… In Amerika ist das ja eine Theologie, die sogar im Fernsehen häufig gepredigt wird. Eine richtige Successtheologie, eine Erfolgstheologie. Wenn du an Jesus glaubst, dann stimmt dein Konto auf der Bank, wenn du an Jesus glaubst hast du nur liebe Kinder, wenn du an Jesus glaubst hast du eine intakte Ehe. Das ist unbiblisch, heidnisch und teuflisch und unwahr. Und ich möchte Sie bitten, dass Sie Ihren Glauben wieder zurückbringen auf die biblische Grundlinie. Gott kann, Gott kann große Wunder tun, er tut das. Wir sind umgeben von Wundern Gottes. Aber er will von seinen Leuten, dass sie auch den Weg des Leidens gehen. Wer mir nachfolgen will, der nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Jesus hat nie seinen Leuten versprochen, dass er ihnen alle Nöte löst. Im Gegenteil, er hat sie in die Bewährung gestellt. Aus seinem engsten Apostelkreis sind fast alle den Märtyrertod gestorben. Und Jesus hat immer gewarnt und gesagt: Überlegt’s euch mit der Nachfolge, es kostet einen Preis. Und wir sollten uns hüten billige Nachfolger zu machen und das billig zu verschleudern. Wollen Sie das? Wollen Sie einen Preis zahlen? Der Daniel weiß nicht, ob Gott ihn errettet. Übrigens spielt das für ihn auch gar keine Rolle. Wenn Gott ihn heimholt in seinen Frieden. Meinen Sie er hätte sich nicht gefreut? Was ist das für ein Feilschen um ein Verlängern um ein paar Tage in diese Welt hier. Es liegt ein merkwürdiger Schleier über der ganzen Geschichte. Was ist denn eigentlich da unten gewesen? Es wird gar nicht berichtet. Von dem Augenblick ab, wo sie den Daniel in die Grube werfen, bis zu dem Augenblick, wo der König Darius kommt und da sein Klagelied anstimmt, wissen wir nicht, was geschehen ist. War da ein Engel da, hat den Löwen den Rachen zugehalten, was war los? Wir brauchen es nicht zu wissen. Sie erleben ja dasselbe auch. Wenn Sie bei einem lieben Menschen auf der Intensivstation sitzen und zu Gott schreien. Was geschieht da in Ihnen? Sie erleben plötzlich machtvoll die Nähe Gottes. Gott kann das auf vielfältige Weise tun, auch wenn er genau das tut, was uns nicht passt. Aber er ist da und das ist so wunderbar. Und man weiß sich in seinen Händen geborgen und seine Hilfe kommt nie zu spät. Und das geschieht ja auch häufig bei Glaubenden, dass sie an den Gräbern stehen und Abschied nehmen und umso mehr vom Sieg Jesu reden, grade da, wo’s für die irdischen Augen aufhört. Und der Sieg ist noch machtvoller, als wenn einer noch ein Vierteljahr leben würde. Der Tod ist überwunden in dem Sieg Christi. Gott kann große Dinge tun, Gott kann große Dinge tun. Der Daniel ist ein Vorbild für uns, dass wir ihm nachfolgen sollten. Gott hat uns an düstere Plätze gestellt, Gott hat uns auch viel oft auf die Schultern gelegt, aber wir sollten Erfahrungen machen. Gott kann große Dinge tun und wir sollen uns freuen was er tut. Mich erinnert ja die Geschichte vom Daniel ganz stark immer mehr an Zügen an Jesus. Besonders da, wo sie einen Stein nehmen und mit dem Stein da diese Grube verschließen und dann kommt noch der Siegelring obendrauf und der Darius sagt: Das Gesetz der Meder und Perser. Aber was ist das für eine komische Sache noch einmal biblische Kritik an unseren irdischen, politischen Programmen. Gesetz der Meder und Perser. Was für ein Quatsch, nicht? Die sind so stolz: Unsere Gesetze und unverbrüchlich und dabei sind sie selber gefangen und der König weiß nicht mehr aus und ein und er fühlt sogar die Schuld seines Herzens. Und da machen sie einen Siegelring noch mal drauf. Auch interessant, wie das das Ziel der Herrscher dieser Welt ist, alles immer zu vereinen, alles immer einheitlich, alle müssen nach meiner Pfeife tanzen. Die Bibel kann so Dinge so ungeheuer klar darstellen und dann bricht Jesus am Ostermorgen hinter diesem Stein hervor, und aus der, er ist auferstanden, er lebt. Das ist die Freude der Christen, dass wir von einer ganz großen Zuversicht und Hoffnung sind und das, das macht uns so fröhlich, das macht uns so gelassen und so ruhig. Er hat seinem Gott vertraut. Wie reich sind wir, dass wir ihm trauen können.
Amen.