Wie man Gott finden kann

Winrich Scheffbuch

Gehalten am 14.06.1992 in der Ludwig-Hofacker Gemeinde Stuttgart

Römer 11, 33-36

 

Wir lesen jetzt im Römer Brief Kapitel 11 die Verse 33-36.

Man muss beim Bibellesen immer darauf achten, in welch einem Zusammenhang steht solch ein Wort. Erinnern Sie sich? Hier geht es um die für uns Christen sehr bedrängende Frage: Was wird aus den Juden? Gottes geliebtes Volk. Paulus sagt einige Erkenntnisse, die aus dem Wort Gottes schöpft, am Ende seiner Schau von Israels sagt er: diese Worte, das ist ein Lobpreis auf Wunderwege Gottes, so in meiner Bibel überschrieben. Oh welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes. Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege. Denn wer hat des Herrn Sinn erkannt oder wer ist sein Ratgeber gewesen? Das hatten wir gerade dieser Tage in unserer Schriftlesung Epheser 4. Oder wer hat Ihnen etwas zuvor gegeben, dass Gott es ihm vergelten müsste? Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit Amen.

Ich weiß nicht, was in ihrem Kopf vorgeht, wenn sie an einen Opa denken. Ich muss immer sagen, dass ich seit einiger Zeit diesen Stand, Opa zu sein, wahnsinnig genieße. Da haben andere dann schon Mitleid und sagen, der ist jetzt auch vergesslich, und das geht nicht mehr so wie früher, das alles langsamer geworden. Aber das eine wissen sie nicht von dem Opa, das muss ich Ihnen sagen. Dass das ganz wahnsinnig berührende Persönlichkeiten, rührselig bis unter die Knochen. Also da hat doch neulich bei uns mitten in der Nacht ein Enkelsohn verzweifelt geschrien, meine Frau war natürlich schneller zur Stelle als ich. Aber da stand der kleine Kerl mitten im dunkeln Flur nachts um halb ein Uhr brüllt er aus Leibeskräften. Meine Frau redet gut auf ihn ein und sagt: Du, wir wollen doch jetzt schlafen und wir sind doch da, leg dich wieder ins Bett, und er nur unter Schluchzen: Ja, ja. Ganz bewegend und rührend. Und kaum lag er dann in seinem Bettchen und merkt, dass die Oma wieder weg ist, ging es wieder los mit dem großen Schmerz: Ich bin allein. Und ich hab dann noch ein bisschen darüber philosophiert, und dachte, es bleibt eigentlich ein ganzes Leben lang so. Wir werden groß und stark und einflussreich und sind geachtete Persönlichkeiten, wir können viel, uns ist viel anvertraut, aber plötzlich wachen wir auf. Und dann merken wir: Ich bin ganz allein. Und da ist niemand da, und dann kommt dieser alte Kinderschmerz wieder. Ich verstehe die Psychologen so, wenn sie danach forschen, wie das bei uns allen ist. Wir haben keine Geborgenheit heute mehr. Die Angst umgibt uns, da ist alles zappenduster, ich weiß nicht wie das weiter gehen soll, auf wen soll ich mich denn stützen können, wer schützt mich denn, wer birgt mich denn? Je mehr wir in unserer Zeit heute betonen, das der Mensch sein Leben selber gestaltet und selber verwirklicht und macht nach seinem Gutdünken, umso mehr bricht das letztlich auf mit der Angst. Die Angst ist ein solches Kennzeichen unserer Zeit, weil wir keine Geborgenheit mehr haben. Da habe ich noch ein anderes Bild vom Kind anzuführen, vom Bäcker gegenüber beobachtet, da steht so ein Kind und guckt fröhlich einen Schäferhund an, und plötzlich springt er auf das Kind los. Die Angst!!! Das Kind und der Hund. So fühlen sich manche von uns, wenn die Krankheit kommt, die nicht mehr von den Ärzten in den Griff zu bekommen ist. So wird das einmal sein, wenn wir dem Tod in die Augen schauen. Mit seinem großen Rachen, und wir sind da wie das Kind vor dem Hund. Wo soll ich mich denn bergen können? Wo soll ich denn hin fliehen? Schreien kann man, aber das ist ein Ausdruck der Hilflosigkeit. So groß sich heute der moderne Mensch immer wieder vorkommt mit all seinen technischen Errungenschaften, mit seinem Wissen, er ist vor den Bedrohungen unseres Lebens so hilflos, keiner weiß, wohin er flüchten soll, keiner weiß, wo er sich bergen soll. Darum möchte ich jetzt über dieses Wort predigen. Der ewige Gott hat uns alle in seiner Hand. Ich habe ein wenig gezittert, bevor ich hier heute Morgen zu ihnen predige. Ich habe in meinem Leben oft die Christen über Gott reden hören und das war so blass, so theoretisch, wie wenn sie über die Bilanz eines Konzerns reden. Da haben sie die Dreieinigkeit entwickelt, wir haben heute Dreieinigkeitsfest, die haben das so erklärt, wie wenn man das so im mathematischen Lehrbuch irgendwie doch verstehen könnte. Und da war gar keine Betroffenheit, kein Gefühl mehr da. Wenn die Bibel zu uns von Gott redet, dann redet sie doch immer tröstend und bergend und Mut machend. Von allen Seiten umgibst Du mich, Herr, und hältst deine Hand über mir. Du bist da. Auch in der Dunkelheit der Nacht, du bist da, wenn ich dich nicht sehe, und wenn ich dich nicht verstehe. Jetzt müssen wir einmal anschauen in welchem Zusammenhang hat Paulus das Wort gesprochen, da wird es gleich klar. Paulus sagt dies in einem Zusammenhang, der ihm unsagbar viel Mut macht. Ich habe es immer wieder in meiner Gemeindearbeit erlebt, dass man junge Leute zu mir kamen und sagten: wie ist denn das, meine Eltern sind nicht gläubig, und ich fragte und sie sagten, ja das ist ernst. Und wenn wir über dieses Thema gesprochen haben, habe ich es selten anders erlebt, als dass meine Gegenüber geweint haben. Geweint, weil sie zum ersten Mal gesehen haben, es gibt die Not, dass man Gott nicht findet und verloren geht in dieser Welt, und das erzählt die Bibel, und Jesus hat selber an dieser Stelle geweint. Also, als er vor Jerusalem saß, und an dieses schreckliche Schicksal Israels dachte: Sie verstoßen die einzige Chance der Erlösung, der Errettung und lehnen das ab. Und Paulus hat das sehr beschäftigt, weil er in jeder Stadt, wo er reiste, zuerst die Synagoge besucht hat, und der hat dann versucht, aus dem Alten Testament seinen Volksgenossen, seinen Glaubensgenossen Israels doch das Evangelium vom Messias Jesus zu erklären. Und immer wenn er an dieser Stelle kam, gab es großen Radau, sie haben protestiert, sie haben ihn schließlich hinausgeworfen, sie haben ihm Hausverbot erteilt. Und Paulus hat darunter gelitten, und er hat gesagt, bin ich denn falsch, was kann ich denn anderes tun, ich möchte doch meinen Volksgenossen von Jesus sagen. Er hat sogar gesagt, er würde am liebsten sein Leben opfern, wenn das einen Sinn hätte, nur, wenn dadurch Israel zum Glauben kommt. Und da wäre Paulus sicher daran verzweifelt und schwermütig geworden. Wenn er nicht die Not, die ihn bedrückt, so betrachtet, dass er sagt: Und hinter allem steht der lebendigen Gott. Der gütige Herr. Und Gott kann sogar aus der Ablehnung Israels, die war wirklich böse und schlimm, kann er noch Heil schaffen. Das ist den Heiden-Völkern zur Rettung geworden. Und dann sagt er auch die Zukunft Israels, ich kann sie nur Gottes Hand anbefehlen. Gott ist mit Israel noch nicht fertig. Und was Gott mit Israel am Ende tut, er wird seine Verheißungen an Israel einlösen. Das hat mich so beeindruckt, Paulus sieht also dieses Wort im Zusammenhang mit der Not seines Lebens, und sagt, hinter allem, was mich bekümmert, steht der ewige, große und mächtige Gott, den darf ich sehen. Oh, welch eine Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis. Ich hätte jetzt heute Morgen den Wunsch, dass Sie das, was sie bekümmert, ihre Krankheit, ihre Sorgen, ihren Ärger, ihre Schwermut, dass Sie das sehen auf dem Hintergrund des lebendigen Gottes. Oh, welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis. Gott sieht mich. Gott weiß um meine Not, er hat mich in seiner Hand, und ich darf einfach zu ihm kommen und ihm alles sagen. Gott hat alles in seiner Hand. Wir Christen reden ja viel fromme Sprüche, aber leider haben wir auch in unserem Blick, das doch nicht. Ich denke heute Morgen an die Kranken, die über die Kassette mit uns mit hören, die sehen oft nicht mehr, dass Gott auch ihre schwere Lebensführung trägt, und mit ihnen weitergeht, und mit seiner gütigen und lieben Hand auch sie führt. Da wird dem Schweren gar nichts abgebrochen, da wird auch nicht verharmlost, das bleibt schwer, das bleibt belastend, das bleibt bedrückend. Aber, ich darf einfach wissen, Gott hat das in seiner mächtigen Hand, ich darf zu ihm aufschauen. Das ist ja auch immer wieder etwas töricht, wenn wir versuchen, auf unserer Art Menschen zu trösten. Da haben sie sicher auch schon den Fehler gemacht, dass wir meinen, wir könnten dem Bösen, das geschieht, noch einen Sinn unterschieben. Dann kommen so flotte Sprüche über uns, dass wir bei einem Kranken sagen: Wer weiß, wozu das gut ist. Oder: Wen der Herr lieb hat, den züchtigt er. Oder so. Und dann sagen die Betroffenen: Hör bitte auf, du gehst uns auf die Nerven mit deinem Gerede. Wir können Gottes Wege nicht verstehen. Das steht auch hier: Unerforschlich sind seine Wege, unbegreiflich sind seine Gerichte. Es gibt in unserem Leben viel, viel Dunkles, und da soll sich einer hüten zu tun, wie wenn er der Ratgeber Gottes wäre. Aber das darf ich einem Menschen sagen, auch im finsteren Tal ist er da und lässt Sie nicht los aus seiner Hand, er trägt dich. Er ist da, der lebendige Gott. Mir ist es immer so eindrücklich in der Geschichte, wie ich Ihnen schon oft erzählt habe, von dem Gründer der Heilsarmee, William Booth, der ja ein Stürmer war gegen das Unrecht, gegen die Ausbeutung des Menschen, der sich für die Entrechteten und Amen eingesetzt hat, und in diesem Kampf hat er sich auf seine Frau verlassen, Katharin, und die wurde plötzlich schwer krank und starb. Und in der Nacht vor ihrem Sterben hält es William Booth an diesem Sterbebett nicht aus und geht hinüber an seinen Schreibtisch und kniet nieder und schreibt diesen Satz nieder: Herr, ich verstehe dich nicht, aber ich vertraue dir. Das ist so biblisch echt. Ich brauche Gott nie zu verstehen, er ist viel größer als ich je begreifen kann, und wir wollen auch mit unseren christlichen Sprüche nicht so tun, wie, wenn wir Gottes Geheimnis der Dreieinigkeit begreifen könnten. Aber ich darf das wissen in meiner Not, in meiner Hoffnungslosigkeit, in meiner Traurigkeit: Er ist doch da. Und wo ich zu ihm aufblicke und ihn vertraue, da kriege ich neuen Mut. Kennen Sie die Fabel von der Spinne? Da war eine Spinne, und die guckt ihr Netz an, das sie gespannt hat, und freut sich darüber, wie die Fäden so in der Sonne blinken, und sagt, wenn jetzt eine Mücke geflogen kommt, das wird super, die habe ich sicher in meinem Netz drin. Aber dann denkt die Spinne, ein Faden, der ist doch übrig, da ist ein Faden, der geht so mitten gerade hoch, den brauche ich eigentlich nicht, an dem wird keine Mücke hängen bleiben. Die gehört auch nicht zu dem Netzwerk. Und dann sagt sie, den kann ich einfach abbeißen. Da beißt sie den Faden ab, und das Netz bricht zusammen. Unser ganzes Leben hängt an dem einen Faden. Dass ich auf den lebendigen Gott schaue und ihm vertraue, das war mein erster Punkt, der ewige Gott hat uns alle in seiner Hand.

Mein zweiter Punkt: auch wenn alles rätselhaft ist, kennen wir Gottes Liebe. Auch wenn alles rätselhaft ist, kennen wir Gottes Liebe. Warum ist denn so viel rätselhaft? Paulus spricht von den Gerichten Gottes. Die Gerichte Gottes sind hart. Beim Bibellesen sind wir alle immer wieder berührt oder überschlagen sehr schnell im Alten Testament, wie unheimlich hart Gott Schuld rächen kann. Gott nimmt es so genau mit unserer Sünde. Und bei seinem Volk kann Gott so zuschlagen. Wie der treue Usa (2. Samuel 6, 7) dort, wie er die Bundeslade halten will, dass sie nicht verrutscht auf dem Wagen, und schon fällt der Tod um. So heilig sind die Gerichte Gottes, wie unheimlich und schwer. Paulus hat auch im Römerbrief viel von den Gerichten Gottes geschrieben. Da steht es drin: Gott hat diese Welt dahin gegeben. Gott hat diese Welt dahin gegeben, diese schöne Welt, die er geschaffen hat. Die Welt, mit den Seen und Meeren und mit den Blumen und Blüten und mit den Tieren und mit den Menschen, mit den Völkern, Gott hat sie dahin gegeben. Wie denn? Er hat sie dahin gegeben, dass sie Gott nicht mehr erkennen können. Sie reden noch ein bisschen über den Herr Gott, aber sie kennen den heiligen Gott nicht mehr. Ihr Herz ist verfinstert, sie dienen dem Nichtigen. Und so sind sie alle hineingeschlossen in den Unglauben. So sagt er da gerade einen Vers vor unserem Text. Gott hat alle eingeschlossen in den Unglauben. Darf ich ein Bild gebrauchen jetzt von Bosnien, wo die Leute jetzt in Sarajevo im Keller drin sitzen, keiner wagt sich noch hoch, die müssen alle unten sitzen bleiben, Tag und Nacht. Die Welt ist eingeschlossen in die Finsternis, in die Dunkelheit, die Menschen können Gott nicht mehr entdecken. Darüber redet Paulus. Er macht nicht irgendwelche munteren Sätze über Dreieinigkeit Gottes. Die Gerichte Gottes sind hart und schwer. Und es sind Menschen, die nach Gott schreien und nach Gott suchen, und ihn nicht finden, Menschen, die jahrelang kämpfen und sich mühen. Ja, hat Gott denn alle danach dahin gegeben, sie sind eingeschlossen in den Unglauben. Weil Gott eine Rettung gegeben hat: es gibt keine andere Hintertür, als eine Tür, er sandte Jesus, den treuen Heiland. Und dort kommt Gott, Dreieinigkeit betont die Einheit Gottes, es sind nicht drei verschiedene, da kommt Gott zu uns in Jesus und sucht diese finstere Welt, und ruft sie, und er betet für diese Welt, er betet und mahnt: lasst euch doch versöhnen. Alles, was Jesus getan hat war doch eine Hingabe an diese Welt, und die Menschen lachen und sie spotten und sie lästern und sie fluchen. Der einzige Ausweg aus dieser Finsternis der Welt, aus diesem Eingeschlossensein in den Unglauben ist, jetzt die Stimme Jesu zu hören. Und ich darf seine Liebe kennen. Gottes Liebe, die sichtbar wird. Darin, dass Jesus für eine sündige, gottlose, ungläubige Welt stirbt. Und sich opfert, weil die Sünde so groß ist. Und die Menschen stehen unter dem Kreuz und sagen, was haben wir damit zu tun? Und sie wissen gar nicht, was Schuld vor Gott heißt. Und Jesus gibt sein Leben als ein Schuldopfer für die Sünde der Welt, damit Versöhnung geschieht, damit Menschen, die Liebe Gottes erkennen können und finden über dem Opfer Jesu. Wir dürfen die Liebe Jesu kennen, die Liebe Gottes dürfen wir kennen, die Rätselwege sind schwer, wir können sie nur zur Kenntnis nehmen. Aber wir dürfen seine Liebe kennen, dass mitten in dem Leid und dem Sterben und den Leiden dieser Welt, inmitten von all dem Kreuz und Elend Gott seine Liebe sichtbar macht, dass er für uns sein Leben opfert. Da fragt Paulus mit dem Jesajawort: Wer hat des Herrn Sinn erkannt? Da möchte ich sagen, wir kennen des Herrn Sinn, wir kennen seine Retterliebe, wir kennen seine Güte. Was wir von Gott sagen, das wollen wir der ganzen Welt erzählen. Die Geheimnisse Gottes verstehen wir nicht, und es so schön in der Bibel, das auch nicht so tun müssen, als ob wir alles verstehen. Aber was wir begriffen haben, das wollen wir sagen, weiter erzählen, wir kennen seine Liebe, wir wissen, er ist der gute Hirte. Er ist der Erlöser, der den Tod besiegt hat, er ist der, der meine Sünde durchstreicht, und mir Vergebung schenkt. Und das ist auch der Grund, warum ich so fröhlich bin, wir kennen seine Liebe. Wir kennen seine Liebe, auch wenn so viel rätselhaft in unserem Leben bleibt, ich möchte Sie bitten, bleiben Sie nicht an den rätselhaften Erfahrungen Ihres Lebens stehen. Sondern kommen sie dorthin, wo Jesus ihnen sein Herz enthüllt. Wahrscheinlich war es der größte Franzose, der je gelebt hat, Blaise Pascal, der mit 39 Jahren starb. In den letzten Jahrzehnten sind die meisten Bücher, die über seine Person in Frankreich geschrieben wurden, Blaise Pascal gewidmet. Er, der in jungen Jahren mit zwölf Jahren den Lehrsatz das Euklid selbstständig erfunden hat, der als Physiker und Mathematiker Forschungen gemacht hat unheimlicher Art, er hat eine Rechenmaschine entwickelt hat, der die Wahrscheinlichkeitsrechnung als erster erfunden hat. Der ein Gottsucher war und ein Philosoph. Schon mit unter 20 Jahren so schrecklich Kopfwehkrank, dass er kaum mehr einen klaren Gedanken fassen konnte, später nur noch an Krücken gehen, weil der ganze Leib von der Hüfte ab gelähmt war, mit unsäglichen Schmerzen, in jungen Jahren. Und als er starb, fand man in seinen Kittel eingenäht über seinem Herzen das Memorial. Wo er sagt: Heiliger Gott, Gewissheit, Freude, ich habe dich gefunden, nicht der Philosophen Gott, sondern nur auf den Wegen, die das Evangelium lehrt, kann man dich finden. Und dann sagt er: alles nur in Jesus. Das war die Erkenntnis eines großen Geistes, eines Forschers: In Jesus naht mir Gott, da kann ich seine Güte fassen. Und dann war das ein Lebensziel, alles unter Jesus zu unterwerfen, bringen, alles ihm unter die Herrschaft geben. Weil ich ihn kenne, und von ihm weiß, dort, wo er in Jesus zu mir kommt.

Ich möchte noch ein letztes Wort sagen: Geborgenheit in Gott. Ich habe Ihnen vorhin von den Enkelkindern erzählt, von der Angst der Kinder. Und wir können jetzt viele Berichte anfügen von unseren Ängsten, von unserem Leiden, wieder aufseufzend und klagend und nicht weiter wissen. Wir können uns schlecht bergen in Gott, weil die Dinge dagegen stehen, der Befund des Arztes, mein schwacher Leib, die Gesellschaft im Altenheim oder die Anderen, die mich anklagen, und das alles, was bei Ihnen dagegen steht, die verkrachte Prüfung, wo das Ergebnis nicht ausreicht, oder was es ist, was Sie heute belastet, wir sehen immer die materiellen Dinge so fest und können nicht den Durchblicken für unsere Zeit ist das Kennzeichen, das war alles, was wir an sie so festnehmen können, das ist falsch, alle Dinge, die wir sehen, die wir betasten, sind doch nur vorläufig, Material, das wird von Gott verwandelt. So wie Gott das alles gebildet hat, die Gräser, die Berge, die Pflanzen, die Tiere, die Menschen, so wird alles umgewandelt und neu geformt werden, alle Dinge sind durch ihn, von ihm, durch ihn, und zu ihm hin. Alle Dinge haben dort ihr Ziel. Wissen Sie, dass ihr ganzes Lebensziel nur in Gott ruht. Sie können sich nur wirklich verwirklichen, wenn sie in dem Bild Gottes leben, das Gott von ihnen hat, wenn Gott umformen kann, wenn Sie das mit eigenem Willen machen, dass eine Missgeburt. Nur auf Gott hin läuft ihre Zukunft. Lassen Sie das doch heute schon in ihrem Leben geschehen, und denken Sie daran, dass Gott das so macht, dass er all das Schwere, und ich sage noch einmal, das Schwere will ich nicht verharmlosen, das Leid soll gar nicht irgendwie bagatellisiert werden, Gott benützt in seiner Regie auch das Schwere, das er das umformt. Das Leid, dass dadurch Freude geschehe. Die Krankheit, dass sich dadurch das Leben bei ihnen neu wird. Das Sterben noch, dass ich auferstehe. Sie können alles nehmen, was Sie haben, an Schwerem. Die deprimierende Erfahrung wird Gott benützen, damit ich eine positive Erfahrung daraus mache. Ich bin gespannt, wie alle Dinge auf Gott hin bezogen werden, gerade auch die misslichen und die ärgerlichen Dinge, die schweren Schläge meines Lebens, die Gott benützt und umfunktioniert zum Heil. Der große Theologieprofessor Jörgen Tobias Beck in Tübingen, nachdem er zwei Kinder verloren hat, und seine Frau, der einem Freund dann schreibt: Du, wenn ich die verlorenen, gestorbenen, Liebsten, wieder bekäme, aber dafür die Erfahrung zurückgeben müsste, die Gott mir geschenkt hat in den Tagen der Trauer, ich wüsste nicht was ich wählen sollte. So groß war die Erfahrung der Güte Gottes in der Trauer. Nicht die Trauer wird dadurch verharmlost, sondern das ist so groß, wenn wir Gott wirklich begegnen, dem einen Gott. Dem Schöpfer unseres Lebens, der unser Erlöser ist, und der uns in seinen Geist aufrichtet und tröstet, wenn wir ihm begegnen. Und wenn wir ihn erfahren, und kennen lernen. Ich möchte schließen mit einem Hinweis auf ein Wort in der Offenbarung, der Jugendchor, als er hier gesungen hat, habe ich mich besonders gefreut, wenn er dieses schöne Lied gesungen hat, das nach Offenbarung 15, 3-4 gedichtet ist. Und wunderbar sind deine Werke. Das steht eine Schar vor den Thron Gottes und singt und singt aus allen Völkern und Nationen singen das Lied des Mose. Das ist ein altes Lied, das Mose gesungen hat, als er durch das Schilfmeer hindurch gezogen war und Angst vor den Ägyptern hatte, Und wunderbar sind deine Werke, Herr, allmächtiger und gerechter Gott, gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Völker, wir singen heute zu wenig Danklieder. Und selbst dieses Lied, das hier Paulus anstimmt, Sie verstehen das vielleicht gar nicht, warum ich so mit zittern daran ging, ich dachte, das gibt so eine theoretische Gottesidee, das weder singen in einem müden und leidenden Körper. Belastet mit Anfechtungen und Ängsten, aber dass wir singen und sagen, wir möchten heute schon einstimmen in das Lob, das wir einmal mitsingen dürfen, dann vor den Thron Gottes, das heute schon gesungen wird in der unsichtbaren Welt, die Freude, dass Gott alles in seiner Hand hat, dass er der Herr ist. Und dass das, was mich heute bekümmert, das wird ja alles zurückliegen, das wird vergehen, das wird Gott umfunktionieren in seinen großen Sieg. Ich möchte mich freuen, dass alles, was mich heute bedrückt und belastet, alles, was mein Leben füllt, nur in Gott zum Ziele kommt, in ihm und durch ihn und auf ihn hin. Amen.