Damit will ich vor Gott bestehen
Winrich Scheffbuch
Gehalten am 12.07.1992 in der Ludwig-Hofacker Gemeinde Stuttgart
Römer 14, 10-13
Wir haben heute als Predigttext aus dem Römerbrief Kapitel 14 die Verse 10-13 Römerbrief Kapitel 14 die Verse 10-13.
Du aber, was richtest du deinen Bruder, oder was verachtest du deinen Bruder? Wir werden alle vor den Richterstuhl Gottes gestellt werden, denn es steht geschrieben: So wahr ich lebe, spricht der Herr, mir sollen sich alle Knie beugen und alle Zungen sollen bekennen. So wird nun jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben. Darum lasst uns nicht mehr einer den anderen richten, sondern richtet vielmehr darauf euren Sinn, dass niemand seinem Bruder einen Anstoß oder Ärgernis bereitet.
Ja sagen Sie mal, jetzt sollen wir auch noch schweigen, obwohl einem oft doch der Hut hoch geht! Wenn man heute sieht, wie das Unrecht in dieser Welt triumphiert, wie das Böse auf breiter Front vormarschiert, und jetzt sollen wir schweigen? Und nichts mehr dazu sagen? Die Schwachen werden immer mehr auf die Seite gedrückt, die Armen hungern, und die Welt wird ausgebeutet, und die Umwelt zerstört. Wie kann denn so ein Satz überhaupt in der Bibel drin stehen? Richtet nicht. Wir müssen doch richten. Wir müssen doch das Bewusstsein wach machen. Wir müssen doch das Übel anprangern, wir müssen doch so viel wie möglich zusammenbringen, dass man gemeinsam auf die Straße geht, und demonstriert gegen das Böse, dass man anklagt, endlich. Man muss doch die Stimme erheben, man kann doch nicht einfach schweigen und die schuld sind, die muss man anprangern, die muss man beim Namen nennen, da muss man drauf zeigen, den Finger darauf legen, nicht bloß darauf zeigen, sondern drauflegen, mit dem Finger darauf zeigen. Die sind es, die haben wir. Und gerade die Kirche, die soll sich ruhig darum kümmern. Übrigens, in der Kirche auch. Da geht es ja drunter und drüber. Da erheben ja viele schon ganz keck und frech ihre Stimme und die leugnen sogar die Göttlichkeit Jesu und treten seine Ehre in den Schmutz, und da werden die Gebote Gottes außer Geltung gesetzt und dabei das Bibelwort umgedeutet, das muss man doch nennen! Da sollen wir schweigen? Jesus selber hat doch das Unrecht klar beim Namen genannt und hat gesagt: Heuchler! Und Paulus nicht anders. Er hat doch gesagt, wir sollen nicht am gleichen Joch mit den Ungläubigen ziehen, und wir sollten nicht das Heiligtum den Hunden geben. Also, bitte, man muss doch schließlich was tun, Licht und Finsternis geht einmal nicht zusammen. Lasst uns nicht richten. Lasst uns nicht richten. Sagen Sie, ist das ein Widerspruch in der Bibel, oder wie ist das jetzt verstehen? Zuerst: Es geht um das Maß, mit dem wir richten.
Mit welchem Maß richten wir? Wie richten wir? Mit dem gesunden Menschenverstand. Gucken Sie sich einmal um. Jeder sagt: ich weiß schon, wie das ist, oder wie man auch so sagt, jeder nach seinem Gewissen, nach welchem Gewissen eigentlich? Nach dem Gewissen von der Frau Süßmuth? Oder nach dem von Theo Waigel? Nach welchem Gewissen? Also jeder hat einen gesunden Menschenverstand. Welchen gesunden Menschenverstand eigentlich? Achten sie einmal darauf, wenn sie heute in den Zeitungen oder im Spiegel oder in der Illustrierten, oder sonstigen Medien sehen, wie das Unrecht angeprangert wird, wer richtet eigentlich über wen? Wenn plötzlich der Stab gebrochen wird über Politiker, über Wirtschaftsführer, über kriegführende Völker, wer richtet eigentlich wen? Wer kann sagen, was hier los ist? Es heißt ja immer wieder, in unseren Zeitungen sei merkwürdig, dass die Schuldigen so wenig Einsicht zeigen. Das liegt ja irgendwo beim Richten so. Wo gerichtet wird, da wehrt sich jeder. Da verteidigt sich jeder, und sagt, ich, ich bin nicht schuld, Nein, ich bestimmt nicht. Das ist interessant, ich weiß nicht, welche Tageszeitung Sie lesen, ob sie Spiegel oder Quick oder was sie lesen, Stern, ich habe in all den Jahren meines Lebens eigentlich noch nie erlebt, dass auch diese Medien, die oft auch so Urteile moralisch über die Schäden in der Zeit, dass die selber einmal gesagt hätten, wir haben uns getäuscht. Sie werfen das anderen immer vor, dass sie so wenig Schuld eingestehen, aber ich habe es eigentlich noch nie erlebt, das eine Presse gesagt hätte, wir haben völlig falsch berichtet, und wir haben da was falsches veröffentlicht. Ohne Not nie, wenn eine Gegendarstellung kommt, dann schreibt man, wir müssen das ja nur bringen. Wir bleiben bei unserer alten Meinung. Also warum kommt es denn so wenig zu Schulderkenntnis? Wenn gerichtet wird, es möchte sich jeder verteidigen, da will jeder sagen: Ich doch nicht! Ich bin doch unschuldig! Davon wissen die, die bei Gericht tätig sind, ein Lied zu singen. Wer richtet, der gesunde Menschenverstand? Denn sehen sie, darum sagt Paulus, wir werden vor Gottes Gericht gestellt, und darum können wir nicht mehr richten, wie die anderen Leute. Wir sind vor Gott in sein strahlend helles Licht gestellt, und da merken wir, dass unser gesunder Menschenverstand uns ja immer täuscht. Der gibt uns ein ganz falsches Bild von dem, was wirklich läuft, und was da passiert. Wir sehen das ja ganz falsch, denn gerichtet muss werden, ja gerichtet muss werden, aber richtig, ja richtig, und das kann nur Gott, Gott kann richtig richten, und er richtet uns, und wie! Und dann stellt er uns vor seinem Angesicht, und wenn wir alle im Lichte Gottes stehen, und das müssen Sie wissen, Sie können es heute noch leugnen, Sie können das wegschieben, die Stunde kommt, wo sie vor Gott nackt und bloß dastehen, und dann ist alles da. Als die Stasi-Archive geöffnet wurden, da hat man sich gewundert, wie die deutsche Bürokratie fein säuberlich jeden Zettel aufbewahrt, und wie das alles so festgehalten wird, jeden Report, jedes Telefongespräch, das mitgeschrieben wurde. Noch viel exakter aber arbeitet Gottes Gericht. Wir werden Rechenschaft geben müssen von jedem unnützen Wort, das wir geredet haben. Und wo vor Gott, da sind die Mängel und Schäden ganz offenkundig. Alle müssen so vor Gottes Gericht, die Alten und die Jungen, die Pensionäre und die Studenten und die Mütter und die Väter, alle. Und Gott kennt sogar unser Herz, unsere Gedanken von ferne, wir mögen uns manchmal noch brüsten und sagen, wir haben doch gute Taten getan, aber Gott kennt unsere Motive, er sagt das ist doch bloß getan um des Stolzes willen. Das war doch bloß um eitler Ehre willen getan. So offenbar sind wir von dem Gericht Gottes. Als wir neulich von Israel zurückkamen, da sind wir mit dem Bus von München her gefahren, und auf der Autobahn ist es passiert, das habe ich noch nie mit erlebt, dass aus einem BMW war es glaube ich, plötzlich ein Arm herauskam mit einer Polizeikelle, und hatte einen angehalten. Da war einer mit so einem kleinen PKW-Anhänger 140 auf der linken Spur durchgerast, darf dort nur 80 fahren, und den hat der gestellt. Und das ist dann so ein erbärmliches Bild, wenn so ein Autofahrer, der vorher so richtig frech und kühn seine 140 fährt, am Straßenrand steht und sich entschuldigt, das tut mir leid, ich habe gar nicht auf meinen Tacho geachtet. Und mein Busfahrer, wissen sie, was der gesagt hat, ich habe gemeint, das gelte mir. Der hat auch ein schlechtes Gewissen. In dem Augenblick, wo die Kelle kam, da war man überführt, vorher dachte man, ach, da kann nichts passieren, aber wenn sie dann plötzlich da steht... So ist es mit dem Gericht Gottes. Man kann das jahrelang leugnen. Man kann sagen, Ach, das nehme ich nicht so genau mit den Geboten Gottes, und ich mache das nach meinem Gutdünken. Wenn Gott uns richtet – vor Gott, da können wir ja gar nicht anders, da werden wir überführt. Ich hatte ein interessantes Gespräch gehabt, mit einem alten Mann, der sagte, Ach wissen Sie, es ist doch furchtbar, was auf dem Balkan sich ereignet, das versteht man gar nicht, was die Menschen alles tun können, dass die andere nur so verachten, bloß weil sie einer anderen Nationalität angehören, einem anderen Volk angehören. Ich habe gesagt, Sie haben recht, aber mich belastet genauso, dass wir in unserem Gemeindebezirk eine kleine Straße haben, und da wohnen zwei Familien nebeneinander, und die sind beide ganz eng verwandt, aber die haben sich jahrelang nicht mehr gegrüßt, und haben sogar die Gartentüre fest verriegelt. Einer von den beiden das war der Mann mit dem ich da sprach, der es nicht verstanden hat, warum die Kroaten und die Serben sich nicht verstehen. Der hat gesagt, das verstehe ich auch nie, warum die drüben die Verwandten so sind. Da musste ich sagen, Sie waren doch im Krieg in Russland. Wie war's denn auf dem Rückzug? Haben Sie nicht auch die russischen Bauernhäuser anzünden müssen? Ja, das mussten wir! Ich sage ja, wir können so schnell die über der Zeit richten, aber uns sehen wir nicht, mit unserer Schuld, und wenn Gott uns in sein Licht zieht, dann wacht das plötzlich auf. Das kann passieren, wenn Sie nachts nimmer schlafen können, dass Ihnen plötzlich Dinge aufwachen, was kann man da tun, da dann kann man bloß vor Gott das bereinigen und in seinem Licht klären, vor Gott sind wir alle verlorene Leute, keiner kann sich entschuldigen, keiner sich herausreden, keiner kann sich verstecken, niemand kann so hintreten und das Wort erledigen, niemand kann das wegdiskutieren, und wenn man wir noch so geschickte Anwälte wären, das kriegen wir nicht weg. Jede einzelne Sache spricht für sich, jeder Gedanke des Hasses, jeder böse Blick unseres Lebens, so hat uns Jesus überführt in der Bergpredigt. Und dann, dann geschieht noch etwas vor Gott, dass vor dem Richterstuhl, da kommt plötzlich eine Stimme, und das wissen Sie hoffentlich, kommt eine Stimme, die ruft laut, wer will verdammen? Wer will verdammen? Christus ist hier, der gestorben ist, ja viel mehr, der auch auferweckt ist, welcher sitzt zur Rechten Gottes und vertritt uns. Es gibt die Möglichkeit, vor dem Richterstuhl Gottes alles vergeben zu haben, das kann nur Jesus tun. Dafür ist er gestorben. Dafür hat er sein Leben gelassen, dafür hat er sein Blut vergossen, damit wir heute Vergebung bekommen, und damit die Dinge endgültig weggetan sind, nie mehr vorgeholt werden, versenkt sind in des Meeres Tiefe, ganz weit weg, und da kommen sie nicht mehr zur Sprache, da sind sie bewältigt, dann sind sie weg getan und vergeben. Jetzt muss ich Sie fragen, haben sie solch eine Vergebung? Ist es bei ihnen geschehen? Sind Sie wirklich so täglich mit der Vergebung Jesu gereinigt und geheiligt, gesäubert und gewiss, dass das alles, alles weg ist? Ich bin so froh, dass ich Ihnen auf dieser Kanzel immer und immer wieder das gleiche predigen darf, was denn sonst? Das ist das wichtigste, was ein Mensch im Leben und im Sterben wissen muss, es gibt nur eine Möglichkeit, die vielen Mängel und Fehler unseres Lebens zu beseitigen, das geht nur durch Jesus, durch sein Blut, er richtet mich. Aber er macht mich auch gerecht, er macht mein Leben richtig. Er bringt das in Ordnung, was verkehrt war, und macht das alles wunderbar neu. Ich kann vor Gottes Richterstuhl bestehen. Christi Blut und Gerechtigkeit, das ist mein Schmuck und Ehrenkleid, damit will ich vor Gott bestehen wenn ich zum Himmel wird eingehen. Haben sie alles, alles in ihrem Leben bereinigt, geklärt, in Ordnung gebracht, vor Jesus? Darum möchte ich bitten. Aber jetzt noch was zweites.
Das Böse muss doch wirklich ausgerissen werden. Das Böse muss doch wirklich ausgerissen werden. Ja, also, unter Christen in Gemeinden hin und her, Hauskreisen, da wird ja auch immer wieder diskutiert, das ist ja eine faule Tour mit der Vergebung, da wird ja irgendwie von oben weggepustet, Ach er vergibt dir deine Schuld, und so. Und dann unter der Decke lebt doch das Böse weiter wie ein Unkraut. Wie das Unkraut im Garten: Sie reißen das Unkraut raus, oben die Blätter, und die Wurzeln, die stecken tief im Boden und nach ein paar Tagen, wenn es regnet und warm ist, dann wächst das ja gleich wieder wie vorher. Ist es nicht so mit der Vergebung mit dem Christenleben? Ist es bei Ihnen so? Das wäre ein Alarmzeichen. Ich kann es Ihnen vielleicht am besten mit einer Geschichte erzählen. Die können wir am besten verstehen, sie hat sich drunten zugetragen im Gustav-Siegler-Haus, 1959. Es war da eine christliche Versammlung, und da war auch einer dabei, der aus einer Hamburger Gemeinde kam, er war elf Jahre seines Lebens im Gefängnis gesessen als Schwerverbrecher, aber es war ganz toll, wie der zum Glauben kann, in der Gemeinde in Hamburg, da war er der große Star, viele haben gesagt, Mensch, so wie du, du hast eine Wandlung durchlebt. Aber später hat dieser Mann, er hieß Wolfgang Dyck, gesagt, das stimmt gar nicht, ich habe eigentlich nur erlebt was viele Christen auch machen, ich habe wie ein Chamäleon nur mein Äußeres verändert, und ich habe gemerkt, in der Gemeinde genügt es eigentlich, dass man nach außen fromm tut. Und ich hab so christlich gelebt, und ich hab mir das sogar oft sagen lassen von Leuten, die haben gesagt, du, so ein guter Christ wie du, bist, wollte ich auch mal sein, und keiner in der Gemeinde hat gewusst, dass ich inzwischen wieder ganz schwere Rückfälle hatte. Das Böse ist in meinem Leben ganz massiv hochgekommen. Und ich habe es verdeckt vor der Gemeinde. Und dann war jene Versammlung, im Gustav-Siegle-Haus in Stuttgart, und da sprach ein Heilsarmeeoffizier. Ja, die Freunde der Heilsarmee sagen das oftmals noch massiver. Nicht, dass Sie meinen, ich sage es Ihnen schon massiv genug! Die sagen das noch viel einfacher, noch viel klarer. Und bloß die ganze Predigt über hat er nur erzählt, wie Jesus ans Kreuz angenagelt worden ist. Und sagt, das hatte ich nur getan für dich, weil du ein verlorener Mensch bist, und Wolfgang Dyck sagt, ich habe zum ersten Mal geweint über meine Sünde. Ich habe das vorher noch nie müssen sagt er. Ich habe gemerkt, erst, wie tief ich gefallen bin. Das Schwere der Sünde sieht man nicht, indem die andern immer geißeln, und sagen, das ist der bös, Lügen, Ehebruch, oder schlimmer. Man sieht das Schlimme der Sünde erst, wenn man auf Jesus blickt. Auf die Liebe Jesu. Und erst am Kreuz sieht man, dass es niemand gibt, der als Christ leben kann, bloß Christus. Christus ist der einzige Punkt und die einzige Möglichkeit zum Überleben ist doch, dass Christus in meinem Leben die Mitte ist, und der Herr, und dass er das Sagen hat, und dass ich mich täglich für ihn öffne. Dass ich mich ihm mit Haut und Haaren verschreibe. Dieser Wolfgang Dyck ist ja in den wenigen Jahren, die ihm Gott noch geschenkt hat, bevor er durch einen schweren Verkehrsunfall ums Leben kam, ein Evangelist geworden, dem Gott es geschenkt hat, das Menschen sagen zu können. Er ist in die Nachtbars gezogen und zu den Ausgeflippten, Obdachlosen, wo er überall war, hat ihnen das erzählt. Keiner ist besser als ihr, keiner. Außer Jesus, und er beugt sich ganz unter eure Schuld. Und der sucht euch in seiner großen Liebe. Sehen Sie, darum ist das Richten so nutzlos, weil mit dem Richten können wir anderen gar nicht einmal Schuld zeigen, das zeigt sich auch täglich in unseren Medien, wo man den Angeklagten anprangert, aber keiner überführt ist. So war es da nach dem letzten Krieg mit den Naziverbrechen, da hat sich jeder vor der Spruchkammer entschuldigt. Auch wenn er sagte, es war was falsch in meinem Leben, er musste sich verteidigen, so wird es wieder mit der Stasi-Vergangenheit, statt dass man Schuld eingestehen kann, muss man sich verteidigen. Bloß unterm Kreuz Jesu, da könnte alle Sonntag für Sonntag das immer wieder sagen, Nein, ich lebe allein von der Gnade Jesu, an mir und meinem Leben ist nichts auf dieser Erd. Ich bin nicht besser, als die Mörder und die Ehebrecher und die Lumpen und all die anderen. Ich bin genauso einer, mein Herz ist genauso weit von Gott weg. Nun Herr, was du erduldet, ist alles meine Last. Das ist mein Leben. Heute reden wir in den Gemeinden über den Opfertod Jesu, aber ob wir begriffen haben, dass viele Leute ganz unten sind? Ein Arzt, ein gläubiger Arzt, hat gerade geholfen. Er hat noch ein Beispiel erzählt, und er sagte, in seine Praxis kommt ein Mann, das schon einige Zeit herkam und sagte, Ach wissen Sie Herr Doktor, es sind alle Schweine, diese Menschen, keiner ist besser als der andere, ich hat sie alle erlebt, im Krieg, den Unteroffizier, den und den Leutnant, und wissen sie, was die gemacht haben, das ist... Sie sagen gar nichts, Herr Doktor? Und er sagte nur zum Patienten, wissen Sie, das ist auch ein Sohn seiner Mutter, der geliebt gewesen war. Und die Umstände waren ja auch wirklich schwierig! Was, Sie entschuldigen das noch? Ach, sagt er zu seinem Patienten, ich trage selber sehr an meinen Fehlern. Der Patient schweigt und kommt nach einer Woche wieder, und legt eine Lebensbeichte ab. Und da sind furchtbare Dinge ans Tageslicht gekommen, über die der Arzt sich ausgeschwiegen hat, Gott sei Dank. Wir reden manchmal so leicht, und dabei ist das nur Flucht vor der eigenen Not. Wenn unsere Mütter abends nach so einem schönen Sommertag die Kinder in der Badewanne abschrubben, da werden sie nicht bloß äußerlich gesäubert, da erzählen die Kinder auch manches, was sie am Tag erlebt haben, was dieser Tag mit sich gebracht hat. Und dann erzählen sie von den Kameraden, was der gemacht hat, da hat mir einer ins Gesicht gespuckt und gelogen. Und wenn eine Mutter sagt, das ist ja furchtbar, da erziehen sie die Kinder nur zu Heuchlern. Sagen Sie den Kindern, ja, so ist unser Herz, aber Jesus liebt uns, und vergibt. Das ist die Reinigung der Seele. Barmherzigkeit Jesu und die Gnadenordnung, wo man nicht sich entrüstet, und sich nicht empört, und aufschreit, sondern sagt: Ich, und schlägt an seine Brust, ich bin einer, der so viel verwirkt hat. Wir wollen nicht entschuldigen, aber wir brauchen die Welt auch nicht zu klagen, dass der Teufel so viel bestimmt, und triumphiert, und Vormacht stiert. Es geht doch uns nur um eines, dass alle Knie sich vor Jesus beugen, das steht auch hier, wenn der Paulus sagt, bis wollen sie richten, dann hat er das Ziel, das alle Knie sich beugen vor Jesus. Wir werden die Welt nicht säubern. Auch nicht, wenn wir eine Peitsche in die Hand nehmen. Aber wir wollen, dass Knie sich vor Jesus beugen. Erst wenn die Menschen sich vor Jesus beugen und sagen, danke, Herr Jesus, dass du meine Sünden vergeben hat, da ist etwas neu geworden, vorher nicht. Vorher werden nur fromme Heuchler erzogen. Aber das Böse muss doch wirklich ausgerissen werden, da wird es ausgerissen, wo wir unser Knie vor Jesus beugen. Und das ist nicht bloß ein Bild. Sind Sie schon einmal niedergekniet und haben Jesus gedankt, dass Sie als sündiger Menschen angenommen sind? Und sagen, ich bin nicht mehr der, der aufrecht steht, da ich auf Knien bin vor Gott ein gebrochener Mensch, aber er hat mich lieb, das gibt dir wieder das Rückgrat, das ich stehen kann. Noch ein letztes:
Die Grundlage muss doch wieder stimmen. Die Grundlage muss wieder stimmen. Ja, es wird mir heute schwer, so zu predigen, ich hätte viel lieber gepredigt, über das unsagbare Unrecht, dass unser Volk als Gesetz-Ordnung beschließt, man kann das mit Worten nicht beschreiben, wenn eine Mutter ihr Kind unterm Herzen trägt, es ist doch der schönste Platz, den ein Kind haben kann, es wird sich nie mehr so wohl fühlen, wie unter dem Herzen der Mutter. Das ist der Platz, wo ein Kind jetzt zwölf Wochen lang freigegeben wird zur Tötung, zum Abschuss. Da, wo der schönste Mutterliebe-Platz ist. Müsste man nicht darüber reden? Ich will nicht darüber reden. Wir könnten viel reden über Missstände der Welt. Hier und dort in unseren kleinen Kreis, im weiteren Umkreis. In dieser Welt ist der Teufel los, auch in unserem Volk, in unserer Stadt, und da muss die Grundlage wieder stimmen, und das ist mein Alarmzeichen, dass die Menschen Jesus nicht erkennen. Dass unser Volk vielleicht noch christlich ist, aber das christliche ist nur heidnisch. Dieses Volk braucht Jesus wieder, das ist das wichtigste, dass wir evangelisieren, dass wir allen von Jesus sagen, von der Versöhnung, von der Erneuerung, wo Sünde mit Bund und Stumpf ausgejätet wird und gebrochen wird, darum geht es doch. Wir können doch gar kein Verständnis mehr erwarten. Als Paulus diese Schlagzeile niedergeschrieben hat, ging es natürlich um einen ganz kleinen Ärger in den Gemeinden, damals ging es um die Frage, ob man das Fleisch, das damals nicht aus Schlachthöfen kam, sondern aus dem Götzen-Tempel, ob man das essen darf, oder ob das dämonisch verseucht ist. Eine wichtige Frage. Es gibt er immer wieder bei Christen solche Neben-Kriegsschauplätze, wo man sich streitet in den Gemeinden über Fragen der Liturgie, über Fragen des Liedguts, darf man mit dem Schlagzeug im Gottesdienst spielen, und darf man Haare schneiden, das ist schon allmählich Mode, heute zieht schon jede Oma lange Hosen an, also es ist auch nicht mehr so das, das wechselt mal, dann geht es wieder um irgendwelche äußeren Formdinge und Modedinge. Sehen sie, Paulus sagt, wir wollen doch einander nicht richten. Es gibt so viele Dinge, im Leben, wo wir als Christen auch verschieden sein können. Nur da erlaubt er eine Toleranz. Ich fürchte, dass manche heute in Gottesdiensten hin und her so eine allgemeine Predigt halten, ein Christ darf alles, Nein, Nein, Nein. Gerade nicht. Es gibt ein weites Feld der Toleranz, wo Dinge uns überlassen sind, der Lebensgestaltung und viele Dinge sehen, und machen, und auch tun, wir brauchen da einander nicht zu richten. Da mag es verschiedene Verständnisse geben über das Abendmahl-Feiern sowie die es mit der Taufe halten, aber keiner soll sich über den anderen erheben, was das wichtigste ist, die Grundlage muss doch stimmen, und das ist heute nötiger als sie. Dass Menschen an sich selbst erfahren haben, dass Jesus mich im Gericht Gottes gerecht macht. Anders kann man nicht selig werden. Sehe zu, dass keiner dem anderen ein Ärgernis bereite, sieh zu, dass keiner im Glauben Schiffbruch erleidet. Heute ist es wichtig, dass man Christen wachrüttelt und sagt, hast du es ergriffen, hast das wirklich begriffen, oder hast Du bloß die Mitgliedschaft mitgenommen? Bist du ein Eigentum Jesu, das ist doch das wichtigste. Keiner lebt für sich selber, das sagt Paulus ein paar Verse vorher, keiner stirbt für sich selber. Leben wir, wenn leben dem Herrn, sterben wir, sterben dem Herrn, das ist wichtig, und darauf folgende einander hinweisen, darüber wollen wir kämpfen, das soll so Leidenschaft sein, dass wir Menschen zu Jesus führen, und dafür sorgen, dass Jesus Herr unseres Lebens wird. Das ist das wichtigste, das allerwichtigste. Amen.