Ein unvergesslicher Urlaubstag!

Winrich Scheffbuch

Gehalten am 14.07.1991 in der Ludwig-Hofacker Gemeinde Stuttgart

Apostelgeschichte 20,13-14

 

Ich möchte auch dieses Jahr einmal zu Ihnen predigen über den Urlaub. Manche von ihnen, die haben ihn schon hinter sich, andere, die können gar keinen haben. Ich denke, das was wir aus dem Wort Gottes entdecken, das passt trotzdem für uns, auch in den ganz verschiedenen Lagen. Da denkt man sich mal kurz, wo kommt denn Urlaub in der Bibel vor. In der Konkordanz gibt es dieses Wort noch nicht. Das Wort Urlaub ist überhaupt ein Wort unseres Jahrhunderts. Früher sagte man Sommerfrische. Urlaub kam erst in diesem Jahrhundert auf, überhaupt der Urlaubsanspruch, der gesetzliche Urlaubsanspruch. Aber dann lesen wir vom Apostel Paulus zwei Verse: Apostelgeschichte 20 - Paulus auf der dritten Missionsreise, auf dem Weg nach Jerusalem, vor seiner Verhaftung. Bevor er die Ältesten in Milet trifft und diese denkwürdige Rede hält, an sie vom Abschied. Wie es ihn innerlich aufwühlt und bewegt, dass er sie trifft. Dort wird vorher erzählt in Kapitel 20, das ist Vers 13: Wir aber zogen voraus zum Schiff und fuhren nach Assos und wollten dort Paulus zu uns nehmen; denn er hatte es so befohlen, weil er selbst zu Fuß gehen wollte. 14 Als er uns nun traf in Assos, nahmen wir ihn zu uns und kamen nach Mitylene.

 

Die Geschichte vorher handelt in Troas:

6 Wir aber fuhren nach den Tagen der Ungesäuerten Brote mit dem Schiff von Philippi ab und kamen am fünften Tag zu ihnen nach Troas und blieben dort sieben Tage. 7 Am ersten Tag der Woche aber, als wir versammelt waren, das Brot zu brechen, predigte ihnen Paulus, und da er am nächsten Tag weiterreisen wollte, zog er die Rede hin bis Mitternacht. 8 Und es waren viele Lampen in dem Obergemach, wo wir versammelt waren. 9 Es saß aber ein junger Mann mit Namen Eutychus in einem Fenster und sank in einen tiefen Schlaf, weil Paulus so lange redete; und vom Schlaf überwältigt fiel er hinunter vom dritten Stock und wurde tot aufgehoben. 10 Paulus aber ging hinab und warf sich über ihn, umfing ihn und sprach: Macht kein Getümmel; denn es ist Leben in ihm. 11 Dann ging er hinauf und brach das Brot und aß und redete viel mit ihnen, bis der Tag anbrach; und so zog er hinweg. 12 Sie brachten aber den jungen Mann lebend herein und wurden nicht wenig getröstet.

 

Herr, Du willst uns in deinem Wort viel zeigen, öffne uns für dein Reden die Augen. Amen.

Wenn die Urlaubszeit anbricht, die Schulferien kommen, da erlebt man das ja ganz intensiv. Sie haben auch bestimmt Erinnerungen an Kinderzeit, an Ferienzeit. Unsere Mutter machte das immer besonders schön, wenn man dann an einem heißen Sommertag so am Ende des letzten Schultags zurück kehrte, dann wurde in einer feierlichen Zeremonie der Schulranzen begraben. Wurde natürlich so deponiert, dass man ihn zur nötigen Zeit nach den Ferien auch wieder fand. Wir hätten den am liebsten so versenkt, dass man ihn gar nie mehr finden kann, aber das war so wunderbar. Der Ferientanz, wo man herum gehopst ist und sich gefreut hat. Eine Zeit, wo der Druck von einem weicht und man endlich all das tun kann, wo man sonst nicht dazu kommt und wenn Sie jetzt älter sind, wie empfinden Sie dann Ferienzeit, Urlaubszeit? Sieht ja oft ganz anders aus. Sie sehen jetzt die Bilder im Fernsehen, in der Zeitung: Von kilometerlangen Verkehrsstaus, wie die da stehen am Brenner, weil die Straße blockiert ist. Man hört dann die Berichte: “Au das war schlimm. Alles überfüllt an den Stränden”, und dann schimpfen die Leute, wie teuer das war mit den Preisen und der Dollar so hoch und da war der Wechselkurs so schlecht und da wurde man bestohlen und da hat man alles verloren im Urlaub. Warum ist das eigentlich so? So merkwürdig widersprüchlich. Wir belegen ja den Urlaub mit unerreichbaren Wunschträumen. Horchen Sie sich mal um: Viele Leute erwarten vom Urlaub, dass sie all das finden, was ihnen sonst im Leben versagt bleibt. Sie sagen: “Da möchte ich mal richtig mich selbst verwirklichen. Da möchte ich mal wirklich bloß genießen und bloß freuen.” Und dann wundern sie sich schon, dass sie nicht das Zimmer kriegen, dass sie wünschen und dass die Verkehrsstraße am Hotel vorbei führt und dass der Wirt so unfreundlich ist, wo sie die Unterkunft haben. Das ist ja alles ganz anders in dieser Welt, es gibt nicht das, wonach wir träumen. Und unsere Wunschträume, unsere idealen Wunschträume, die wir in den Urlaub hinein verlegen lassen sich auch dort nicht erfüllen. Oft ist es nur vielleicht ein nicht fertig werden mit den Problemen zu hause, die uns fliehen lassen. Weg, nur weg. Das kann die Urlaubszeit alles nicht leisten, sondern es gibt so viele enttäuschte, wenn sie den Urlaubserfolg an der Bräune messen, da kann man’s noch am ehesten feststellen, ob der Urlaub gut war oder nicht. Ich möchte Ihnen aus dieser kleinen Episode aus dem Leben des Paulus einmal zeigen, wo uns die Bibel helfen kann. Wozu ein Urlaub gut sein kann.

Mein erster Punkt: Einmal Abstand von allem zu bekommen. Also keine Angst, ich will Ihnen den Urlaub nicht vermiesen, ich möchte, dass Sie ihn genießen können aus vollen Zügen und Sie haben ihn ja verdient. Paulus hat auch den Urlaub verdient. Er hatte nicht nur anstrengende Wochen und Monate hinter sich, er hatte Jahre der harten Arbeit durchlebt. Paulus war ein Arbeiter, der ran gehen konnte und nicht bloß einer, der mit dem Mund gearbeitet hat, oder mit dem Kopf, sondern er war ja von Beruf Sattler, Zeltmacher. Und er hat in diesem Beruf schon in Korinth tüchtig gearbeitet. Und damals hat man noch mehr Stunden gebraucht und tüchtig hat er sich dann der Arbeit unterzogen, aber er hat auch anstrengende Reisen gemacht. Er mit seinem geschwächten Körper. Man schätzt ja, dass er da allein etwa auf diesen Missionsreisen 15.000 Kilometer zu Fuß gegangen ist, das war ja schon eine enorme körperliche Strapaze. Und nun trifft er in Troas ein. Sie kennen Troas vielleicht, weil sich dort ja einst eine ganz wichtige Weichenstellung ereignet hat. Einst hat ja in Troas Paulus diesen Traum gehabt, wo Paulus dieser Mazedonier erschienen war: “Komm herüber zu uns und hilf uns. Er wusste zuerst gar nicht was ist das. Dann hat er gemerkt, das ist der Ruf Gottes. Ich soll hinüber und nun hat er dieses große Arbeitsfeld Europa gefunden. Die erste Gemeinde in Philippi gegründet, die nächste in Thessalonich, die dritte in Korinth. Dann waren die schweren nervenaufreibenden Kämpfe, wegen der Spaltung in Korinth. Das alles lag hinter ihm. Er kommt zurück nach Troas. In der Nähe ist die ausgegrabene Stadt Troja. Heinrich Schliehmann hat da ja seine großen Entdeckungen gemacht. Zur Zeit des Paulus war Troas etwas südlicher von der archäologischen Stadt Troja eine große Weltstadt, weil dort der Hellespont ist, das ist die Einfahrt in das Mittelmeer, das ist der Übergang nach Asien. Und das war auch für den Paulus ein Wendepunkt. In Troas fand er eine Gemeinde und er hat gepredigt, jetzt erschrecken Sie nicht, ich will’s dem Paulus nicht nachtun, Paulus hat die ganze Nacht lang gepredigt und hat nicht aufgehört und der Eutychus ist eingeschlafen und ist vom Balkon gekippt und war tot. Und Paulus hat ihn zum Leben auferweckt. Das ist alles dort in Troas passiert. Und am frühen Morgen, als der Tag beginnt sagt der Paulus endlich Amen bei seiner Predigt, die Versammlung ist zu Ende. Paulus ist erschöpft, Paulus ist müde und er macht Pause. Er macht eine Fußwanderung nach Assus. Warum so etwas überhaupt in der Bibel drin steht. Man kann fragen, was hat das für eine Bedeutung. Nun es ist interessant, bei den Zeugen des Glaubens auch solche Kleinigkeiten zu beobachten. Vor allem will ja Paulus alleine sein und er schickt seine Gefährten mit dem Schiff. Er hätte also auch ganz bequem mit dem Schiff reisen können, aber Paulus sucht den Abstand von den Dingen, er will sich einmal zurückziehen. Er will einmal raus aus der Arbeit und es ist nicht so, dass man sagt: “Ja nun, der muss doch immer weiter predigen.” Im Gegenteil. Wir brauchen auch wieder Stunden, wo wir Kraft schöpfen und da muss man etwas ganz anderes sehen und vielleicht auch weg sein von Menschen. Nicht dauernd gefragt werden, nicht dauernd reden müssen, nicht dauernd gefordert sein, sondern lasst mich einmal ganz in Ruhe. Lasst mich einmal allein. Darf ich Ihnen einen Rat geben für Ihren Urlaub. Sie dürfen ausspannen, Sie dürfen los lassen, Sie sollen weg aus Ihrer Arbeit, einmal nicht mehr im Büro und die alten ärgerlichen Gesichter sehen und den Chef und…Au. Jetzt bin ich einmal im Urlaub, jetzt bloß weg. Das ist gut so. Sie dürfen abschließen. Sie dürfen weg. Aber machen Sie es richtig. Gehen Sie in die Stille, gehen Sie wie Paulus in die Einsamkeit. Und dann ist es gar nicht so wichtig welches Ziel wir wählen. Wissen Sie, wenn man ja immer wieder so sieht, wie Urlauber die Prospekte wälzen, da können manche sich ja gar nicht entscheiden, sollen sie in die Karibik fahren, oder soll es dieses Jahr Cylon sein, oder ist das zu gefährlich? Soll man lieber nach Indonesien? Es hängt ja wahrscheinlich gar nicht so am Urlaubsziel. Vielleicht wählt er, das ist gar nicht schlecht, nur einen Liegestuhl im Garten, aber einen Platz, wo man einmal abschalten kann. Wo man weg ist vom anderen. Ein Spazierweg oben am Bärensee, ein Fußmarsch nach Assus, wie Paulus ihn macht. Ich hab die Reiseführer, die mir zugänglich waren in den Buchhandlungen durchgestöbert und habe das gesucht, ob das vielleicht eine touristisch besonders schöne Gegend war. Nein, es findet sich nirgendwo über den Fußweg von Troas nach Assus, etwa 35 Kilometer, auch nur ein Hinweis. Das ist heute die Bucht von Etremith. Nein, das ist nichts besonders schönes. Das ist die Ebene, die Paulus durchwandert hat. Und doch war es ein herrlicher Urlaubstag, weil Paulus Kraft schöpfen konnte, weil Paulus alleine war, weil Paulus einmal Abstand hatte nach Jahren harten Arbeitens. Nur ein kurzer Tag und doch ein herrlicher Urlaubstag. Es kommt gar nicht darauf an, wohin man fährt, es ist gar nicht wichtig, ob man überhaupt Urlaub machen kann. Es ist auch gar nicht wichtig, was man dort erlebt und was man unterwegs sieht. Aber vielleicht einmal raus und dann bloß in die Stille gehen. Allein sein. Und dann reden, was Gott zu einem sagen will.

Ich bin beim zweiten Punkt. Anders als alle anderen. Es ist schon außergewöhnlich, wie Paulus Urlaub macht. Nun wissen Sie unsere Sitten, wie wir heute Urlaub machen, die sind noch ungewöhnlicher, das ist ja eine Errungenschaft unserer Moderne. Man muss sich mal vorstellen. Millionen und Abermillionen Menschen unseres Volkes auf der Flucht. Wie wenn der Atomkrieg ausgebrochen, in riesigen Autoschlangen wälzen sie sich über das Land und verlassen Haus und Hof, manche auch Weib und Kind und irgendwohin. Bloß Sie suchen etwas und wenn man hin kommt, dann ist der Urlaub langweilig. Das Hauptproblem, wie man das interessant gestalten kann. Dann braucht man Unterhaltung und dann braucht man Animateure, so heißen die Boys, die dann dafür sorgen, dass einem nicht langweilig wird, dass die Zeit wie im Flug vergeht. Das ist eine ganze Tourismusindustrie geworden, die man braucht. Das ist ja eine Krankheit in unserem Volk und wir müssen nur aufpassen, dass wir anders Urlaub machen, als die anderen. Ich weiß nicht wie die römischen Villenbesitzer damals Urlaub machten. In ihrem Tuscullum, in ihren Landhäusern. Prunk und mit üppigen Festen. Es ist sicher wichtig, dass ich zu mir selber komme. Und wenn Sie das im Urlaub suchen, dann müssen Sie anders als die anderen Urlaub machen. Egal wo Sie hin fahren. Sie dürfen nicht kucken, wie die anderen das wollen, es ist nicht einmal wichtig, ob die anderen Sie nachher richtig braun finden. Sie müssen einfach mal kucken, ob Sie zu sich selber kommen und das war dem Paulus wichtig. Ich möchte zu mir kommen. Ich will in den Text nichts hinein legen, aber dieser Wanderweg nach Assus, der hat Bedeutung für das Leben des Paulus und für alles, was nachher folgt. Wir wissen ja, was Paulus sonst die Bruderschaft bedeutet hat. Paulus hat sich sonst nie von den Brüdern gelöst, er war immer bei ihnen, er hat für die anderen gesorgt. Aber hier heißt es: “Er befahl ihnen, dass sie allein ohne ihn reisen sollten.” Die anderen waren zuerst überrascht und sagten: “Bist du verstimmt?” Haben wir dich verletzt? Liegt etwas zwischen uns?” So denken wir doch in einer Gemeinschaft, wenn da ein anderer sagt: “Lass mich einmal allein durch den Wald gehen.” Nein gar nichts, sondern jeder Mensch braucht Stille. Übrigens ihre Ehe braucht das auch, dass sie einmal allein sind und dort nur reden und sagen: “Wir brauchen nur Zeit füreinander.” Ihre Kinder brauchen das, wo Sie mit ihnen reden. Aber Sie brauchen auch wieder Stille und Sammlung. Was liegt hinter dem Paulus zurück? Und bei der großen Arbeit, die er geleistet hat, eben so wie bei Ihnen. Sie haben viel geschafft. Da sind auch Fehler passiert. Da geht die Unruhe mit, da war Streit, es sind verletzende Worte gefallen, man ist schuldig geworden. Sie brauchen doch den Frieden Gottes wieder, Sie müssen doch das Alte irgendwo abschließen können. Das ist ganz unwichtig, wo Sie Urlaub machen, sondern wie Sie Urlaub machen. Anders als die anderen. Sie brauchen Stille mit Gott. Mich bedrückt, dass die meisten Christen, wenn sie Urlaub machen, geistlich verlottern. Plötzlich haben sie keine Zeit mehr für die Stille. Gut, man hat so ein großes Pensum an Kilometern, das man leiste will. Fällt deshalb die Stille Zeit und das Gebet aus? Man hat Sonntags keine Zeit mehr zum Wort Gottes, für die Gemeinschaft. Gut man hat so viel vor zu sehen. Verkümmern wir da nicht an der entscheidenden Stelle, wo Gott mit uns reden will. Und ich bin überzeugt, Paulus hat sich diese Zeit genommen, dass Gott reden kann. Er hat mit Gott noch einmal alles durch gesprochen. Zurück lag eine zerrissene Gemeinde in Korinth, wie fiel es ihm schwer weg zu gehen. Dort waren Sektierer eingebrochen, haben die ganze Gemeinde durcheinander gebracht. Und jetzt hat er im Gebet Gott seine Sorgen abgelegt. Wie hat er das alles empfunden, was auch vor ihm stand? Wir sind alle menschliche Kreaturen. Das heißt anfällige Leute. Wir haben eine unstabile Seelenlage. Wir schwanken zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Noch keine krankhafte Depression, aber das muss in der Stille vor Gott aufgefangen werden. Das Schwere, das uns nieder drückt. Das muss bewältigt werden, dass wir wieder durchatmen können. Die Sorgen, die Ängste. Anders als die andern. Urlaubszeit soll dazu dienen, dass ich den Frieden Gottes wieder habe. So wie ich es bei diesen Menschen im Libanon erlebt habe, die die ganze Zeit des Bürgerkriegs nicht geflohen sind. Diese kleine Schar der evangelischen Gläubigen, dort in den Gemeinden. Die sagen: “Wir haben das in diesen Tagen machtvoll erlebt, der Herr war bei uns mit seiner schützenden Hand. Das sollen Sie auch an Ihrem Urlaub erleben. Gottes Erfahrungen machen. Und das wir ganz neu hören, er hat seine Hand auf mich gelegt, er segnet mich. Im Römerbrief Kapitel 15 schreibt Paulus von seinen großen Plänen, die er noch hat. Er will bis Spanien, er will ja noch die adriatische Küste hoch. Er will überall das Evangelium predigen. In Troas lagen im sicheren Hafen Schiffe. Nicht nur von Rom, sondern auch von Spanien, womöglich von Britannien. Er hat doch die Idee, ich muss der Bote des Evangeliums sein, aber dann sagt er in Römer 15: “Wenn ich komme, dann will ich mit dem vollen Segen Gottes kommen. Wenn Sie aus dem Urlaub zurück kommen, sollen Sie mit dem vollen Segen Gottes kommen. Darin, ich weiß Gott ist bei mir. Dass Sie Geborgenheit haben, Nähe Gottes, Frieden Gottes.

Noch ein letzter Punkt: Vor neuen Aufgaben. Ja, Paulus stand, als er diesen Fußmarsch machte, vor schwierigen Wegstrecken. Er wusste, dass das Leiden kommen wird. Es traf ja auf ihn später der Prophet Agabus und hat ihm vorgemacht, wie Paulus gebunden werden wird und gefangen weggeführt und Paulus sagt: “Du brauchst mir das nicht sagen, ich weiß es.” Wird es uns nicht manchmal Angst? Wir sollten im Urlaub keine Träumer sein. Es ist ja heute in unserer Welt so merkwürdig, dass wir alle Träumer sind. Menschen am Ende des 20. Jahrhunderts sind keine Realisten mehr. Reden Sie mal mit Freunden und fragen Sie die, was das Lebensziel ist, dann sagen die: “Ich möchte ganz alt werden.” Ja und dann? “Schön soll es sein, möglichst problemfrei.” Das sind so Träumer, das gibt es doch gar nicht. Wo gibt’s das, problemfreies Leben? Aber nehmen wir auch eine Urlaubszeit, um uns auf die nächsten Bewährungsproben zu rüsten? Ich will Ihnen die Urlaubsfreude nicht weg nehmen, aber Paulus weiß, dass Gott der Herr über sein Leben verfügt. Er will nur sich führen lassen. Er möchte die Stimme Gottes vernehmen und da muss er das Schwere in seinem Leben auch unter die Füße kriegen und nach diesem Fußmarsch nach Assus, nach diesen 35 Kilometer Wanderung hat er den Frieden Gottes wieder. Suchen Sie solche stillen Zeiten in ihrem Leben. Und selbst wenn einer gelähmt in seinem Bett liegt, Zeiten der Ruhe und der Erquickung, wo Gott wieder redet und Kraft gibt für die Wegstrecke, die vor einem liegt. Paulus war ja wenig später mit den Ältesten von Ephesus in Milet zusammen getroffen und da passiert etwas, was wir so gar nicht verstehen. Da heult Paulus plötzlich los und hängt sich an den Hals dieser Ältesten. Und wir spüren, dieser Paulus war ein Mensch von Fleisch und Blut. Der Abschied fällt ihm unheimlich schwer. Nicht nur die Gefangenenzeit, dass er da eingekerkert ist, über Monat hinweg, sondern dass er sie nicht mehr sehen wird, seine Freunde. Trophimus und Euchynus und wie sie alle hießen. In Galatien, das ist ja dieses Gebiet, da hatte er so viele Gemeinden. Wie gerne wäre er überall noch vorbei gegangen und er muss weiter ziehen und da ist sein Herz aufgewühlt. Aber in diesem Fußmarsch kriegt er wieder neuen Mut auch einen unbequemen Weg zu gehen. Sehen Sie, wie Christen Urlaub machen, das ist anders als andere. Da lässt man sich wieder neu senden. Da nimmt man auch eine schwere Lebensführung gerne wieder auf sich und dann geht man seinen Weg fröhlich mit Gott unter seinem vollen Segen. Und als Paulus in Assus wieder auf seine Begleiter trifft, da wird nicht mehr viel gesprochen, von dem, was sein Herz bewegt. Wir brauchen auch nicht jedem alles offenbaren. Der Herr weiß es. Und da ist er erquickt. Ist Ihnen nicht aufgefallen, dass Paulus auf die Nachtruhe verzichtet hat? Offenbar hat er diesen Fußmarsch angeschlossen an die Nachtpredigt von Troas. Man kann ruhig hier und da einmal auf die Nachtruhe verzichten, nicht aber auf die Stille vor Gott. Nicht aber auf das Reden Gottes. Nicht aber auf das neue Zurechtbringen. Sie brauchen das. Ich wollte Ihnen das heute mahnend zusagen. Es ist richtig, wenn man sagt: “Ich möchte einmal Abstand kriegen, ich möchte einmal zu mir kommen. Aber Sie können nur zu sich selber kommen, wenn Sie wieder Zuflucht finden unter den ewigen Armen Gottes. Und Paulus weiß: “Mein Leben ist begrenzt, zeitlich.” Hoffentlich halten Sie nichts von diesen merkwürdigen Urlaubsträumen, von diesen völlig wirklichkeitsfernen Träumen, wo man das Paradies erwartet, da wo man hin kommt. Ach nein. Nehmen wir das Geschenk einer freien Zeit, eines Abstands doch um neu zu entdecken, eine Station auf meinem Leben, eine Station, wo ich wieder neu ordnen kann und weiß mein Leben ist ein Wandern zur großen Ewigkeit. Ich will meine Wegstrecke fröhlich ziehen, wenn nur jedes Stück meines Lebens Frucht bringt für Gott. Jetzt ist es interessant, dass die Bibel nie extreme Positionen zeichnet. Da ist es nicht: “Nur in die Stille und weg von den Menschen.” Und die anderen sagen: “Nur nicht in die Stille, immer nur zu den Menschen.” Sondern alles zu seiner Zeit. Der Urlaub zu seiner Zeit, die Arbeit zu ihrer Zeit. Und da ist jede Wegstrecke das, was Gott mir darin schenken kann. Ich wünsche Ihnen eine gesegnete, reiche Urlaubszeit.

Amen.