Kennzeichen des Heiligen Geistes

Winrich Scheffbuch

Gehalten am 03.06.1979 in der Ludwig-Hofacker Gemeinde Stuttgart

Apostelgeschichte 2, 1-47

 

Wir hören Heute als Predigttext die Pfingstgeschichte nach Apostelgeschichte 2

Als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort versammelt. Da kam plötzlich ein Brausen vom Himmel, wie von einem gewaltigen Sturm, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, wie von Feuer, die sich zerteilten und sich auf einen jeden von ihnen setzten und sie wurden alle mit dem heiligen Geist erfüllt, und fingen an, in anderen Sprachen zu predigen, wie der Geist es ihnen eingab. Es waren aber in Jerusalem Juden ansässig, die waren gottesfürchtige Männer und kamen aus allen Völkern unter den Himmel. Das war die damalige jüdische Diaspora nach der Zerstörung Jerusalems. Als nun dieses Brausen geschah, kam die Menge zusammen, und wurde bestürzt. Denn ein jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. Sie entsetzten sich aber, verwunderten sich und fragten: sind nicht alle, die hier reden, aus Galiläa? Wieso hört jeder von uns seine eigene Muttersprache? Pater und Meder und Elamiter und wir aus Mesopotamien und Judäa und Kappadozien, Pontus und der Provinz Asien, Phrygien und Pamphylien, Ägypten und der Gegend von Kyrene, und Eingewanderte aus Rom, geborene Juden und zum Judentum Übergetretene, Kreter und Araber, wir hören sie in unseren Sprachen von den großen Taten Gottes reden. Sie entsetzten sich aber alle und wurden verwirrt und sagten zueinander: was soll das bedeuten? Andere aber spotteten: sie sind voll von süßem Wein. Da trat Petrus mit den elf Aposteln vor, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: Ihr jüdischen Männer, und alle die ihr in Jerusalem wohnt, das sollt ihr wissen: es soll geschehen, wer den Namen des Herren anrufen wird, der soll gerettet werden. Jesus von Nazareth ist der Mann, der von Gott durch Taten, Wunder und Zeichen unter euch ausgewiesen ist, wie sie Gott durch ihn in eurer Mitte getan hat, wie ihr selbst wisst. Diesen Mann, der durch Gottes Ratschluss und Vorsehung dahingegeben ist, habt ihr durch die Hand der Heiden ans Kreuz geschlagen und umgebracht. Den hat Gott auferweckt. Nun, da er durch die rechte Hand Gottes erhöht ist, und den verheißenen Heiligen Geist vom Vater empfangen hat, hat er diesen ausgegossen, wie ihr seht und hört. So soll nun das ganze Haus Israel gewiss sein, dass Gott diesen Jesus, denn ihr gekreuzigt habt, zum Herren und Christus gemacht hat.

Herr, erkläre uns das Wirken deines Geistes. Amen.

Wir haben heute viele verwickelte Weltprobleme. Und angesichts dieser großen Nöte, die uns alle bedrängen, erhoffen sich viele unserer Mitmenschen die Lösung nur noch in Revolutionen. Sie sagen: da kann allein noch Neues geschehen, wenn all die festgefügten Strukturen unserer Erde noch einmal umgeworfen werden. Und sie freuen sich dann an diesem Brodeln, wie es in den Revolutionen unserer Tage sichtbar wird, wie die Völker sich erheben und sie winken dann ab, wenn wir sagen: wie ist denn das mit dem Töten, geschieht da wirklich Neues? Ist es nicht nur grausam, was da sich entlädt? Und dann sagen sie: das sind nur die Begleiterscheinungen, das Neue kommt, das Neue kommt. Ein merkwürdiger Glaube. Ein so abgeklärter Mann, wie Matthias Claudius, hat im letzten Jahrhundert angesichts der großen revolutionären Bewegungen in Europa vom Revolutionsschwindel gesprochen. Am Ende sind die neuen Herren oben. Und es geht ein bisschen anders, aber doch nicht so arg anderes. Wir Christen reden ja auch von einer Revolution, nur sieht sie ganz anders aus. Da geht es nicht um diese Massenhysterie, da geht es nicht um diesen irrationalen Glauben, das jetzt alles neu wird, wenn man mal das Alte zerschlägt, und die alten Denkmäler umstürzt. Sondern wir sagen: die große Erneuerung in dieser Welt geschieht, wenn der Geist Gottes in unserem Leben wirkt. Und der Geist Gottes hat gewisse Kennzeichen, die sind ähnlich. Da werden Menschen unruhig, das kann auch viele erfassen, sie fangen an, ihre Grundwerte neu zu ordnen, es gibt ein großes Aufsehen und Aufhorchen. Ich möchte das ganz deutlich heute Morgen unterstreichen, dass es Gott gefallen hat, auch immer wieder durch seinen Geist in großen Erweckungsbewegungen zu wirken im Laufe der Kirchengeschichte. Vor ein paar Tagen bin ich am Zeitungskiosk stehen geblieben. Die Bild-Zeitung hat so gute Schlagzeilen. Da war eine drauf, die hat mir gefallen: „Das gibt ein Super-Pfingsten dieses Jahr.“ Das war aber nur auf das Wetter bezogen, nicht auf den heiligen Geist. Aber wenn wir diese Schlagzeile der Bild-Zeitung übernehmen, und sagen, wenn es nur ein Super-Pfingsten bei uns wird, wenn Menschen wieder heute fragend werden, suchend, was ihr Leben ausmacht, wie sie mit Gott klarkommen. Wir müssen nur aufpassen, nicht überall, wo heute große Massenbewegungen auch im Namen Gottes geschehen, oder gar im Namen des Heiligen Geistes, ist der Heilige Geist gegenwärtig. Und nicht überall, wo der Name Gottes angerufen wird, geschieht dies durch seinen Geist. Und wir wollen deshalb heute in der Predigt sehr kritisch einmal nachprüfen, an was man denn den heiligen Geist erkennen kann. Nicht überall, wo Menschen zusammen strömen, ist er am Werk, auch nicht in der Christenheit. Und es gibt sehr viele mächtige Zeichen, die gar nicht unbedingt vom heiligen Geist sein müssen. Wir haben unseren Kindern in der Kinderkirche am letzten Sonntag erzählt, als Mose vor den Pharao hintrat, und seine Wunderzeichen tat, kamen die Zauberer und machten genau das Gleiche auch mit ihrer Magie. Nicht alles, was uns schaudern macht oder erschüttern zuschauen lässt, ist ein Werk des Heiligen Geistes. Ich möchte meine Predigt überschreiben heute: Kennzeichen des Heiligen Geistes.

Das erste: Er erleuchtet.

Wir sind ja immer wieder, wenn wir die Pfingstgeschichte lesen, davon fasziniert, wie das damals zuging, wie dieses mächtige Brausen vom Himmel kam. Der Heilige Geist kann wie ein Sturmwind sein, der große Bewegungen verursacht. Da müssen wir gleich hinzusetzen: das ist nicht sein Kennzeichen. Das Kennzeichen des Heiligen Geistes ist in der Bibel sehr viel mehr, nicht der Sturm, sondern das stille, sanftes Sausen und Wirken. Und wenn einer sagt: Aber da waren so Feuerflammen auf diesen Aposteln, da müssen wir sagen: richtig, aber das ist nicht das Kennzeichen des Heiligen Geistes, das kann auch sehr wohl anders sein. Als die Lydia zum Glauben kam und den heiligen Geist empfangen hat, hat sie nicht diese Zungen auf dem Kopf gehabt, und das war wahrscheinlich bei Ihnen auch nicht. Das ist überhaupt nicht Kennzeichen des Heiligen Geistes. Nun gibt es viele in der Christenheit heute, die sagen: Aber das Reden in anderen Zungen, die Zungenrede ist das Kennzeichen. Da muss ich die Leute auch enttäuschen, nach dem biblischen Wort nicht, denn das, was hier erzählt wird, ist nicht die Zungenrede, von der die Pfingstgemeinden immer sprechen. Dort wird nicht in einer Glossolalie gesprochen, sondern die sprachen ja in einer Sprache, die die Parther und Meder und Araber und Kreter verstanden haben. Während bei dem Zungenreden in den Pfingstgemeinden und Pfingstgruppen, da braucht man extra einen Dolmetscher, damit die Außenstehenden es verstehen können. Also ist auch dies nicht das Kennzeichen des Heiligen Geistes. Wir müssen in den biblischen Zeugnissen immer wieder unterscheiden, was ist ein Begleitumstand, den damals Gott gegeben hat, und was ist der für alles Ausgießen des Geistes durchgehende Grundzug?

Da müssen wir darauf achten, dass damals die Jünger selbst das Wort Jesu nicht verstanden haben. Als die Emmaus-Jünger hinausgegangen sind am Ostertag, hatten sie von einigen Zeugen gehört, Jesus ist auferstanden. Aber sie konnten es nicht glauben. Sie sagten: das ist Unsinn, das geht doch gar nicht. Sie sagten: das bringt mich ganz durcheinander, aber was soll das. Sie nahmen das gar nicht ernst. Was Wunder, dass heute ein moderner Mensch im 20. Jahrhundert heute genauso argumentiert und sagt: was soll das? Was da in der Bibel drin steht, das kann ich einfach für mein Leben nicht annehmen. Mein Denken kann mit solchen Vorgängen nichts anfangen. Bitte geh mir weg mit dieser Botschaft. Ich kann es vielleicht in einen Sinngehalt deuten, aber dass ich es real verstehe, so wie es dort bezeugt ist, ist mir undenkbar. Oder dass Jesus der Sohn Gottes ist. Wenn Sie das Kennzeichen des Heiligen Geistes haben wollen, dann haben sie es hier. Der Heilige Geist steckt uns ein Licht auf. Am Pfingsttag haben die Hörer in großer Zahl plötzlich begreifen können, und das ist durchgängig ein Kennzeichen des Heiligen Geistes durch die ganze Botschaft des Neuen Testaments hindurch, durch die Apostelgeschichte. Wo der Geist Gottes gewirkt hat, da haben Menschen plötzlich gesagt: ich kann das annehmen. Ich hatte vor ein paar Tagen ein schönes Gespräch mit einer Frau, die auch so lange mitgeschwommen war in einer Kirchengemeinde, sie ist nicht hier, und weit weg, und Sie kennen sie nicht, und das spielt auch gar keine Rolle, und dann hat sie plötzlich in einer Botschaft, die sie gehört hat, das begriffen, was Jesus Christus für sie bedeutet, dass er der Herr ist über alles, das er für ihre Schuld gestorben ist. Und sie saß mir gegenüber und sagte, das ist ja für mich so wunderbar. Sie war von einer großen Fröhlichkeit, und lebt in einer sehr schwierigen Ehe, sie sagt: ich gehe mit Freuden wieder zurück, ich hab zum ersten Mal begriffen, ich kann gar nicht verstehen, wie ich Sonntag für Sonntag in einer Kirche saß, und bei mir der Groschen gar nicht gefallen ist. Für mich war das eben irgend so eine ferne Lehre, mit der ich aber praktisch nichts anfangen konnte. Darin können sie sehen, dass das ganz normal ist, dass Menschen abweisend und zweifelnd dem Zeugnis des Neuen Testaments gegenüberstehen. Wenn aber der Geist Gottes wirkt, der macht den Blick frei. Die Lehrer in der Kirchengeschichte haben dafür das Wort Erleuchtung gebraucht, und Luther hat dieses Wort auch in der Auslegung in seinem Katechismus angewendet, und das haben die Väter der Erweckungsbewegung immer wieder betont, und ich meine, es sollte heute in unserer Kirche wieder laut betont werden und gelehrt werden. Wer nicht erleuchtet ist, kann die Botschaft nicht verstehen. Man kann 20 Semester Theologie studieren; wer nicht erleuchtet ist, versteht es nicht. Man kann in Gottesdienst-Versammlungen sitzen, man muss erleuchtet sein durch den heiligen Geist. Die Botschaft darf nicht unterschlagen werden. Paulus sagt im zweiten Korinther Brief im dritten Kapitel, es sei bei uns so, dass wir eine Decke vor den Augen hängen haben. Hängen Sie sich einmal so eine richtige Wolldecke vors Gesicht, dann sehen Sie auch nichts mehr von diesen Sonnentag. Dann ist es dunkel vor ihnen. Und Paulus sagt, der natürliche Mensch hat eine Decke vor den Augen, die ihm das Schauen der göttlichen Dinge einfach unmöglich macht. Und der Geist Gottes nimmt uns die Decke weg, und wir sehen plötzlich auf einen Schlag. Dieses Glaubenkönnen geschieht also nicht durch lange Disputation oder durch, ich bin nicht dagegen, dass disputieren, ich führe sie auch oft, aber ich muss immer in dieser Disputation sagen, dass Glauben kommt durch den heiligen Geist, der uns erleuchtet. Und was wir dann erkennen. Auch hier möchte ich den Übereifer mancher Gruppen, die meinen, sie allein würden das Zeugnis des Heiligen Geistes lehren, da möchte ich den Übereifer doch sehr dämpfen. Die meinen, das Wirken des Heiligen Geistes wäre, dass man gewisse spezielle Sonderlehren erkennt. Gewisse Abläufe der Heilsgeschichte Gottes, gewisse schwierige Stellen der Bibel. Wenn ich die Bibel lese, wenn ich ins Neue Testament hineinschaue, prüfen Sie das, was ich Ihnen hier sage, das soll unser Lehrmaßstab sein, dann erleuchtet der Heilige Geist uns, dass wir Christus erkennen. Dass wir ihn einen Herren heißen können, den Sohn Gottes und Herren der Welt und unseres Lebens. Darin erweist sich der Heilige Geist. Über manche Sonderlehren mögen wir verschiedene Erkenntnisse haben, das gehört nicht zwangsläufig dazu. Das hat der Paulus auch immer wieder freigestellt in den Gemeinden, dass es manche Leute gibt, die manchmal mehr erkennen als wir, aber das ist die Grunderleuchtung, die der Heilige Geist schenkt, man kann Jesus verstehen, darum hat ja auch hier der Apostel Petrus so deutlich darauf hingewiesen, und hat von Jesus gesprochen, und das ist nicht ein Fimmel von mir als Prediger, wenn ich Sonntag für Sonntag Ihnen Jesus groß machen will, sondern das ist ein Wirken des Geistes Gottes. Und gleichzeitig mit der Erkenntnis Jesu Christi geht etwas anderes einher, sie haben sich selbst erkannt. Sie haben ihre Schuld erkannt. Es steht gar nichts davon moralischem Fehlverhalten, sondern sie haben erkannt, wir haben Jesus von uns gewiesen. Wir sind schuld, dass Jesus von uns weggeschickt wurde. Sündenerkenntnis fängt bei Christen, wenn der Heilige Geist damit anfängt, damit an, dass Sie sagen, wie konnte ich nur so lange in meinem Leben Christus von mir wegweisen. Und Sie denken bei Sünde gar nicht nur an irgendwelche wüsten Gedanken unserer Fantasie, oder irgendwelche bösen Handlungen, das gehört auch mit dazu, sondern die Grunderkenntnis, wir haben verfehlt gelebt, sogar in unserer Frömmigkeit. Wir wollten gute Menschen sein ohne die Kraft Jesu in unserem Leben. Also dann sieht man: den heiligen Geist erkennt man daran, das er uns Jesus klarmacht, dass er uns Sündenerkenntnis schenkt, Wirken des Geistes Gottes. Weil viele Christen ja immer wieder umgetrieben sind, möchte ich das so klar betonen. Sie fragen, habe ich den heiligen Geist? Daran erkennen Sie ihn! Wir haben neulich in der Bibelstunde Bibeltraining auch eine ähnliche Stelle beim Galaterbrief entdeckt, wo der Paulus den Besitz des Geistes Gottes nicht von irgendwelchen überirdischen Dingen da abhängig macht, von überirdischen Dingen, oder von großen Erscheinungen, oder von Halluzinationen, oder irgendetwas, von Gesichtern und Träumen, die man hat, sondern sagt, ihr, die ihr den Geist Gottes habt, helft den Schwachen zurecht mit dem sanftmütigen Geist. Ihr habt den heiligen Geist, und wenn ihr den heiligen Geist habt, dann spürt man dies, das ihr Geduld habt mit den Gefallenen. Dass ihr sie nicht richten müsst, sondern ihr könnt ihnen barmherzig zur Seite stehen, weil der Heilige Geist ja fortwährend euch die Schuld aufdeckt, und wenn ihr einen Gefallenen dieser Welt sieht, der euch Not macht, dann sagt hier: Herr, meine Schuld, ist viel größer. Darin zeigt sich der Heilige Geist, dass er jeden Hochmuth unmöglich macht. Uns bewegt das heute an diesem Pfingstfest, wie viel heute in der Christenheit neue Aufbrüche geschehen. Ich will doch mit Ihnen nicht zanken, aber ich will Ihnen Klarheit geben, aus der Schrift. Nicht durch große Aktionen, nicht, dass ich gegen große Aktionen wäre, ich würde am liebsten große Aktionen organisieren, aber die Bibel sagt, dadurch geschieht nicht die Erneuerung der Christenheit. Wir dürfen auch große Aktionen machen, das ist nicht böse. Die Erneuerung geschieht durch den Geist Gottes. Der wirkt im Leben von Menschen, der sie erleuchtet, und sie zur Erkenntnis der Wahrheit führt. Und wenn das heute wieder geschieht in Stuttgart, in unseren Familien, in unseren Gruppen und Kreisen, in unseren Kirchengemeinden, dann ist eine große Umwälzung wieder da, eine Revolution von großen Ausmaßen. Der Heilige Geist ist immer gebunden auch nach dem was wir hier in diesem Kapitel zwei lesen, an das Wort der Schrift. Und die Reformatoren wurden nicht müde, damals, als auch zur Zeit der Reformation so viel Wundertäter und schwärmerische Apostel auftraten, immer wieder zu sagen, der Geist Gottes wirkt in Verbindung mit dem Wort Gottes, und nie losgelöst, nie mit irgend welchen Heilslehren, die Leute uns heute verkünden, und vor denen wir stehen und staunen, da brauchen Sie nicht staunen. Der Geist Gottes wirkt in Verbindung mit dem Bibelwort. Wie biblisch zentriert war hier dieses Wort des Petrus, wie hat er auf Christus und sein Werk hingewiesen, er hat doch nicht irgendwelche Erkenntnisse hier geplaudert. Er hat auf Christus hingewiesen, hat auf die Schriften gewiesen. Die ganze Petrus Rede, ich hab das leider überschlagen bei der Verlesung des Textes, ist voll von Schriftzitaten. Gerade bei der ersten Ausgießung des Geistes Gottes war dies Kennzeichen, und es zieht sich durch alle Petrusreden in der Apostelgeschichte durch, es gibt ja etliche. Immer wieder ist das Kennzeichen: der Geist Gottes wirkt in der Verbindung mit dem Bibelwort. Dann wünschen wir uns wieder, dass der Geist Gottes uns heute so in Fülle ausgegossen und gegeben wird, und wir können nur warten, und sagen: Herr, komm, reinige uns, dass du mit deinem Geist bei uns einkehren kannst, oh, komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein.

Ein zweites Kennzeichen des Geistes Gottes, das erste war die Erleuchtung, ich möchte, dass sie hier wieder lehrmäßige Klarheit haben in ihrem Glaubensleben, was Erleuchtung durch den heiligen Geist bedeutet. Das zweite, der Heilige Geist zieht immer zum Zentrum hin.

Da muss ich ausholen. Wir leiden heute doch an einer zerspaltenen Christenheit, da gibt es so viele Grüppchen und Konfessionen. Und alle berufen sich noch auf den heiligen Geist und sagen: und wir haben ihn, und ihr habt ihn nicht, da wird man traurig, und sagt: eigentlich müsste doch der Geist Gottes zusammenfügen. Wir erinnern uns auch jetzt an die Aussage des Paulus, der im Epheserbrief sagt: ein Geist, unter all den vielen Gruppen. Das Pfingstfest sollte Anlass sein für uns, die vielfältigen Gruppen zusammen zurufen, und zu sagen: seid einig, einig, einig. Es darf keine Zwietracht mehr geben. Aber damit hätten wir auch das biblische Wort auf den Kopf gestellt. Es ist richtig, aber es ist nicht ganz richtig. Da wollen wir einmal genau hinschauen, wie das war, als die Apostel da standen am ersten Pfingstfest, waren die Zungen wie von Feuer zerteilt auf ihren Häuptern. Jeder hatte den heiligen Geist, und doch war es ein Geist, der in allen wirkt. Das ist richtig. Viele Christen, die in der Kraft des Heiligen Geistes reden, und ganz verschiedene Dinge tun, Diakonie, Mission, Jugendarbeit, Seelsorge, in der Familie, überall an ihrem Platz, wo sie stehen, und es ist ein Geist, der alle zusammengefügt. Dennoch müssen wir festhalten, dass diese kleine Christengemeinde, die bald ihre 3000 Mitglieder hat an diesem Pfingsten, wurde doch in die Isolierung gedrängt im Volk Gottes. Es gab einen bösen Graben, nicht, weil diese Christen sich abgesondert haben hätten, sondern weil das übrige Volk Gottes, Israel, sich abgesondert hat, und die ersten Christen in die Verfolgung getrieben hat. Und das ist nicht so, dass der Heilige Geist alle zusammenschließt, die an Gott glauben. Das ist nicht wahr. Sondern der Heilige Geist schließt alle Leute zusammen, die an Jesus Christus, den Herren, glauben. Der für sie gestorben ist und der auferstanden ist und seinen Geist ausgießt. Wir wollen jetzt nicht zu einer großen Gemeinschaft aufrufen und sagen, alle, die noch irgendwie an einen Gott glauben, in welcher Form auch immer. Das gibt es gar nicht, das ist nie vom heiligen Geist. Sondern die Einheit, die werden wir entdecken unter den verschiedenen Gruppen, wo Menschen Jesus allein dienen. Haben Sie darauf geachtet, wie in der Petrusrede dieses genau in die Mitte gestellt wurde: wer den Namen des Herrn anruft, der wird selig. Das ist der Sammelpunkt, der großen, wahrhaften Ökumene der Gemeinde Jesu. Wer den Namen Jesu anruft. Es geht uns doch nicht darum, dass wir alles, was irgendwie christlich getauft ist in dieser Welt, sammeln, und sagen, das ist die Gemeinde Gottes. Sondern, wer den Namen des Herren anrufen wird, der wird selig werden. Die versammeln sich unter der Wirkung des Geistes Gottes, die sagen, es ist kein anderes Heil unter dem Himmel, darin wir sollen selig werden als allein der Name Jesu. Darum kann es sehr wohl passieren, dass wir in unseren Tagen dennoch Gräben sehen, die uns Mut machen. Das war auch unter den ersten Christen nicht anders, das sie Gräben hatten zwischen denen, die dieses Zeugnis abgelehnt haben, die sich nicht unter den Herrn Jesus beugen wollten, die ein anderes Zeugnis brachten, die die Menschen gebunden haben an irgendwelche Apostel und Lehren und Sonderdinge. Wir wollen hier wieder erkennen, dass der Geist Gottes uns zusammenführt in einer wahren großen Gemeinschaft des Volks Gottes. Da gehören wir hin. Da ist uns Gemeinde, da ist für uns Kirche, aus vielen Gruppen und Konfessionen und Gemeinschaften, wo der Heilige Geist uns das wichtigmacht. Kein anderes Heil, kein anderer Name unter den Himmel, als allein der Name Jesus. Und wo wir das finden, da sind wir zuhause. Wo Sonderlehren verkündigt werden, wo anderes wichtig gemacht wird, wo Menschen, Prediger, im Mittelpunkt stehen, Traditionen, da können wir nicht zuhause sein. Dort kann nicht unsere Heimat sein. Ich muss noch ein Wort hier sagen zur Lehre vom dreieinigen Gott, es gibt unter uns auch immer wieder treue Leute, die meinen, das sei vielleicht eine unwichtige Lehre, die könnten wir vergessen. Wir haben ja in den letzten Jahren so in der Lehre ziemlich abgebaut in der Dogmatik, wir haben gesagt, es kommt nur auf die rechte Herzenshaltung an, das ist schon recht, aber wir brauchen auch wieder fundierte Lehre. Die Bibel betont ja, und das ist aus vielen Schriftstellen abzuleiten, dass der Heilige Geist nicht nur eine Kraft ist, die von Gott ausgeht, sondern die dritte Person der Dreieinigkeit Gottes. Gott selbst, der in Menschen Wohnung macht. Und das ist interessant, das dieser Geist Gottes nun nicht etwas Selbstständiges bringt, sondern dass der Geist Gottes immer wieder die andere Person der Dreieinigkeit, Jesus, groß macht, und dass Jesus auch nicht Selbstständiges bringt, sondern sagt: ich bin dazu da, den Vater zu ehren. Wie in dieser Dreieinigkeit alles ineinander geht, einer den anderen nur verherrlichen will, nur den anderen groß machen will. Darum kann das gar nicht sein, dass es heute Zerspaltenheit im Volk Gottes gibt, wegen der Lehre des Heiligen Geistes. Angeblich wegen der Gabe des Heiligen Geistes. Dass uns einige sagen, ihr habt den heiligen Geist noch nicht, weil ihr nicht die Wunderzeichen vollbringt, die wir vollbringen können. Und wir bestreiten ihnen sowohl das Außerordentliche ihrer Wunderzeichen, wie das, dass der Heilige Geist zur Spaltung wirkt. Der Heilige Geist wirkt Sammlung im Namen Jesu, er wirkt nie Gemeinden unter seinem eigenen Etikett, er wirkt nie Gemeinden unter dem Geist Gottes, sondern Jesus-Gemeinden werden gesammelt, und dann werden wir wieder zusammengeführt. Der Heilige Geist will nichts Eigenes, sondern will Gemeinde Jesu sammeln.

Das war das Zweite, was wir erkannt haben.

Als ein Kennzeichen des Heiligen Geistes. Das Erste war die Erleuchtung, und das Zweite war dieses Ins-Zentrum-Führen, nie was Besonderes, nicht Sonderdinge heran bringen, immer ins Zentrum auf Jesus hinweisen.

Noch ein letztes: trotz dieser herrlichen Hitze sind Sie noch ganz gut da, habe ich den Eindruck, das freut mich. Der Heilige Geist macht gewiss.

Zweifel, ja, die sind normal. Manche sagen also, der Scheffbuch, der hat gar kein Verständnis für Zweifelnde. Mehr als andere! Weil ich Ihnen sagen kann, Zweifel sind völlig normal, ich habe das Bild von der Decke gesagt, die vor unseren Augen hängt, aber wenn sie im Zweifel bleiben, haben sie nicht den Heiligen Geist. Wer den Heiligen Geist nicht hat, der gehört nicht zu Jesus. Ich kann es Ihnen nicht verschweigen, ich will Ihnen aber die Verheißung hier noch einmal sagen, dass sie darum bitten dürfen, wie die Kinder um das Brot schreien. Und der Vater im Himmel gibt Ihnen seinen Geist. Diese Bitte wird erhört. Ich wehre mich nur dagegen, das ist der einzige Punkt, wo Sie mich nageln können, dass Sie meinen, Zweifel könnten überwunden werden durch Theologisieren. Ich theologisiere mit ihnen gern. Das ist mein Fach. Und ich verstehe etwas davon, aber so überwinden Sie nicht Zweifel. Sonst würde jeder, der studiert hätte, am Ende herauskommen als Glaubender, und oft ist das Gegenteil der Fall. Darum müssen wir immer wieder hier betonen, gewiss werden kann ich nur durch den Heiligen Geist, und der Heilige Geist macht gewiss. Es gibt keinen, der hier von Gott nicht erhört wird. Dort werden wir, welchen Intelligenzgrad wir auch besitzen, da mag einer vielfacher Doktor sein und Professor, und gelehrter Mann sein mit vielem Wissen, er muss demütig wie ein Kind um den Heiligen Geist bitten. Ohne den wird er nicht klar sehen im Glauben. Und darum ist es auch wichtig, dass wir den Heiligen Geist unterscheiden von jeder Propaganda, und wir auch nicht so tun, als ob wir das Evangelium verschleudern können, als ob es ein Markenartikel wäre, Waschmittelpulver, oder wir würden das als ob es ein neues Feeling wäre, so ein neues Weltgefühl, das man hat... Wir wehren uns auch dagegen, dass man in die Kirche geht, nur darum, dass man religiöse Gefühle nimmt und sich erbauen lässt, darum geht es doch gar nicht. Wir wollen hier im Gottesdienst Dinge erkennen. Da sind wir für den Verstand, da wollen wir etwas intellektuell erfassen. Und nachdem wir es erkannt haben, demütig zu werden, wie die Kinder den Vater zu bitten, gibt uns deinen Geist. Der kann uns gewiss machen, und das wird uns an dieser Stelle notvoll bewusst. Wir können nicht auf den Knopf drücken, wir können die Brücke nicht schlagen. Ich kann das Glauben nicht machen. So sehr wir davon reden, dass ich mich entscheiden muss im Glauben, die Brücke muss der Herr selber schlagen, er will sie heute zu Ihnen schlagen, er will Ihnen seinen Geist geben, Sie dürfen jetzt, das ist Ihre einzige Entscheidung, die Sie tun können, sagen, Herr, komm mit deinem Heiligen Geist, reinige mich, dass du in mir Wohnung machen kannst. Und dann war auf einmal es so bei den ersten Christen, eine unbegreifliche Gewissheit. Unbegreifliche Gewissheit, die sind in das Martyrium gegangen, und sind nicht gewankt. Wir stehen staunend davor und sagen: so einen Glauben wollte ich auch haben, der nicht wankt und der nicht wackelt, das ist ein Werk des Heiligen Geistes. Sie dürfen darum bitten. Wenn ich heute daran denke, da würde ich sagen, ich kann doch in meiner Todesstunde nicht dabei bleiben, und ich weiß nicht, ob ich überhaupt mit meinem Glauben fest bleibe... Ich glaube doch nicht meinem Glauben, ich glaube doch, dass der Heilige Geist mich gründet und fest macht. Petrus sagt: so wisse nun das ganze Haus Israel gewiss. Manche meinen, das dürfte unter den evangelischen Christen gar nicht mehr gelehrt werden, Gewissheit wäre ein Zeichen der Überheblichkeit. Wie viele haben mir schon gesagt: du meinst, du könntest gewiss sein, wir sind doch alle ein Leben lang Tastende. In der Erkenntnis Jesu bleiben Sie nicht ein Leben lang Tastende, wenn Sie den heiligen Geist haben. Da werden Sie gewiss. In vielen Weltfragen dürfen sie tasten und demütig bleiben, hier werden Sie die Wahrheit erkennen. Treten Sie doch mit dem Zeugnis der Schrift jenen entgegen, auch die in der evangelischen Kirche das Lehramt haben und behaupten, keiner hätte je die Wahrheit ganz. Das widerspricht dem Zeugnis der Bibel. Sie können ganz die Wahrheit haben. Es sieht aus, als ob wir hier anmaßende und stolze Leute wären, und Petrus fordert uns dazu auf, und es kommt dann dazu, in dieser ersten Erweckung von Jerusalem, in der ganzen Christenheit, das sie gewiss wurden. Der Heilige Geist macht sie so gewiss im Glauben, dass Sie, selbst wenn Ihr Leben umgeben ist von viel Bösem, von viel Schuld und Versäumnissen, Sie sagen können: Jesus hält mich. Ich bin angenommen und getragen von ihm. Selbst dann, wenn sie durch notvolle Zeiten gehen, durchs finstere Tal, durch Krankheitsnot. Die letzte Kraftschwäche, im Sterben noch, der Heilige Geist macht uns gewiss, er vertritt uns am Ende noch mit unaussprechlichem Seufzen, das ist etwas Wunderbares, dass der Heilige Geist uns heute verheißen ist, und dass Gott uns seinen Geist geben will, darum hat er Pfingsten gemacht, damit Sie wissen, Sie sollen ihn haben. Amen.