Winrich Scheffbuch
Gehalten am 14.01.1992 in der Ludwig-Hofacker Gemeinde
Stuttgart
Heiligung
Das Wort
„Heiligung“ ist ein komisches Wort. „Heiligung“. Wir müssen uns
heiligen, wir müssen Gott entsprechend leben. Nun, dann sagen sie vielleicht:
„Es klingt in meinem Ohr, so als ob es etwas wie Scheinheiliges wäre, denn nur
so kennen wir das Wort „Heiligung“. Etwas was uns in eine krampfhafte Haltung
versetzt, aber das ist hier gar nicht gemeint. Gott wohnt nicht in Tempeln die
von Händen gemacht sind, sondern er will im Menschen wohnen. Und er will, dass
diese Menschen ein Tempel für seine Gegenwart sind. Keiner von ihnen gießt
morgens den guten Kaffe den er hat in die Mülltonne. Wenn Gott seinen Geist dem
Menschen gibt, wird er sie zuerst reinigen und heiligen. Ich weiß nicht wie
ihnen zumute ist, wenn sie eine Saftpackung aufmachen und ihnen kommt zuerst
eine Spinne entgegen. Das geht nicht. Gott wohnt nur in Menschen die sich
heiligen, reinigen und für ihn verfügbar werden. Nun, das erste was wir brauchen
ist die Geschichte bei dem Berg Sinai in 2. Buch Mose 19, 6: „Ihr sollt mir ein
Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein“. Es war Gottes Idee, als
er die Israeliten aus Ägypten gerufen hat, nicht damit sie reich werden, nicht
damit sie anerkannt werden von der Welt, sondern damit sie heilig
werden.
Jetzt gehen
sie nach Israel und wissen, dass der Begriff „Koscher“ eine wichtige Rolle
spielt. Wie stark prägt es das Leben Israels. Sie dürfen nach dem Essen keinen
Kaffe trinken in dem Milch ist, weil es nicht koscher wäre. Man kann es gar
nicht im Kopf fassen wie viele Vorschriften in jedem Hotel eingehalten werden
müssen. Da sehen sie immer den Rabbiner rumlaufen, der schaut ob überall das
Essen koscher ist. Und da kann man den Protest Jesu verstehen der sagt: „Ihr guckt
bloß, ob ihr eure Schüsseln auswendig koscher haltet“. Es geht doch um die
Heiligung eueres Lebens. Und doch nicht um eine Ordnung der Eiskultur. Das war
ja einmal im Zeremonien Gesetz ganz toll geordnet. Es war für manche Christen
nicht ganz verständlich, warum wir die Zeremonien nicht halten, warum wir die
Beschneidung nicht mehr halten, warum
wir die Reinhaltsvorschriften der Koscher nicht halten, weil Jesus sie ganz
bewusst an dieser Stelle, überspitzelt hat. Er hat gesagt, sie gelten, aber in
einer viel, viel tieferen weise. In euren eigenem
Herzen. Aus dem Herzen kommen bösen Gedanken und diese müssen weggejagt werden.
Auch in Herzen gläubiger Christen. Es ist so eine Versuchung bei neugeborenen
Christen dass sie sagen: „Seit ich mich entschieden habe für Jesus, bin ich ein
heiliger Mensch“. Dem möchte ich am liebsten einen Spiegel schenken, damit er
mal guckt wie er aussieht. Ich bin ja auch gar kein Heiliger, sondern erkenne
von Tag zu Tag mehr meine Verlorenheit. Geht es ihnen auch so? Seit ich mit
Jesus gehe, merke ich immer mehr wie ich versage, ich bin lieblos, ich hab
keine Geduld und dann wollen wir mal anfangen nach der Liebe zu fragen. Wo ist
den Liebe? Eigenliebe haben wir viel. Neid, Streit und natürlich böse Gedanken
die durch den Kopf gehen, Rachegedanken, Hassgedanken, Bitterkeit. „Das kann
ich meinen Eltern nie verzeihen“, sagen 18-jährige Leute heut, „Dass sie mich
so Streng erzogen haben“. Sie können so nie mit Gott im Klaren werden, weil sie
ihre Bitterkeit nicht begraben können. „Mein Vater hat mein Leben zerstört“!
Wie oft hört man das von alten Leuten. Sicher wahr. Was denken sie wie viele
Leute im Krieg ihre Gliedmaßen verloren haben. Bitterkeit heilt mein Leben
nicht, sondern macht es kaputt. Es frisst in mir. Doch es geht vorbei wenn ich
es zur Seelsorge trage. Dort heiligen sie mich und machen mich wieder rein
damit der Geist Gottes dort wieder Raum gewinnt. Es war schon im alten Bund
ganz klar gewesen, das das Herz das Problem ist. Ich kann eine Geschichte
hier erwähnen, die sie gut auswendig
können. Das Simson, einer der Richter, mit ganz besonderen Kräften begabt. Es
ist gewaltig wie Simson für Gott wirken konnte. Man sieht einen jungen Menschen
vor sich mit seiner ganzen Haarfülle. Als ein Löwe ihnen nachläuft auf dem
Spaziergang, erwürgt er ihn mit seinen Händen. Er hängt ein ganzes Stadttor aus
mit dem Rahmen und trägt es einen Berg hoch. Aber der Simson war total schwach
wenn er, wie wir sagen, ein Mädel sah. Dann war er ganz schwach und dann lag er
in ihrem Schoß und sagte nur: „Delilchen“ und war hin
und weg. Das war so furchtbar, denn auf dieser Ebene war sein Herz total
gefangen. Und dabei wusste er, dass die Delila mit ihm nichts vorhatte. Es sind
nicht alle Frauen wie Delila. Es ist hochinteressant. Es gibt schwächen. Der
eine hat sie auf dem Gebiet, der andere auf jenem. Der eine ist von der Macht
empfindsam, der andere vom Geld, der dritte von Frauen. Wir wissen alle selber
wo wir unsere Schwächen haben. Jetzt ist’s wichtig, dass wir uns im Herzen
heiligen. Der Simson ist an seiner Schwäche zu Grunde gegangen. Die Philister
haben ihn gefangen und er ist während der Gefangenschaft gestorben. Und er war
unbrauchbar für Gott. Man ist ja schockiert wenn man in der Bibel liest wie er
keine Gelegenheit ausließ mit den Frauen, um dann gefangen und getötet zu
werden. Beim Saul und beim David sehen wir es und immer geht es um ein
gehorsames Herz. Wir nehmen beim Bußgebet auch die Worte: „Schaffe in mir Gott
ein reines Herz und gib mir einen neuen gewissen Geist“. Das ist
alttestamentlich und doch neutestamentlich. Wir haben
es im Altentestament, das Missverständnis vom heilig sein mit Schüsseln und den
anderen Zeremoniellen Tätigkeiten. Bei den Propheten gab es massiven Protest:
„Ihr wollt Gott dienen und könnt es nicht mit eurem Leben“. Der Simson war sehr
schön und schon im Mutterleibe mit Heiligem Geist erfüllt. Und trotzdem wird er
in die Tiefe gezogen. Bei David sind’s verschiedene Dinge. Auch seine
Kriegsführung war Gott ein Gräuel. Ganz schlimm war er im Süd land, bei den
Philister. Dort hat er ganz schlimmes Blutvergießen getan. Und das passiert
immer bei Königen aus dem Hause Davids. Diese furchtbare Blutschuld. Unschuldig
getötete Frauen und Kinder. Damit sie nie sagen, im Altentestament wäre es selbstverständig.
Gar nichts ist selbstverständlich. David hat ganz furchtbar gelogen und hat es
nur gemacht, um bei den Philistern sich einen guten Namen zu verschaffen. Und dann
haben wir noch den Gehasi, den Diener von Elisa, der
den Feierkleidern und dem Geldschatz nachgelaufen ist und hat den Aussatz dafür
bekommen. Er war einer der ganz nah an dem Propheten und unmittelbar in seiner
Hausgemeinschaft lebte und der doch das Reich Gottes nicht fassen konnte, weil
sein Herz an irdischen Dingen gebunden war. Wir sehen an unseren Tagen, wie bei
vielen Menschen der Christenglaube und das Leben mit Jesus darum am meisten Schaden
leidet, weil sie sich nicht losreisen können von den irdischen Dingen. Man kann
ja schimpfen über diese materialistischen Dinge und trotzdem dran hängen. Da
schimpf einer furchtbar über die Technik, steigt aber dann ins Auto und braust
davon. Es ist genau so, wie oben schon erwähnt. Es geht nur darum, ob wir
innerlich frei sind von dieser Welt und ob wir zu der Ewigkeit hin gewand sind.
Wie kann man sich heiligen?
Was absolut
das untauglichste Mittel ist, das ist der Weg den jeder Christ einmal geht.
Jeder. Auch sie werden ihn mal probieren oder schon probiert haben. Mit
Ordnungen und Studieren versucht man heilig zu werden. Man kann das mit
Ordnungen machen. Ich sehe noch unsere jungen Mitarbeiter die
Paragraphenordnungen entworfen haben. Ein Christ sollte, muss und so weiter,
das hat aber nicht davor bewahrt, dass sich viele von Christus abgewandt haben.
Man kann nicht mit äußeren Ordnungen und Gesetzten irgendetwas in seinem Leben
verändern. Ich bin ja nicht dagegen, dass sich selbst jemand Ordnungen macht,
möchte sondern nur sagen: Sie sind machtlos indem Augenblick, indem das Herz
durchgeht. Es ist ungefähr so, als ob ein Pferd scheu wird. Dann können sie dem
Pferd sagen: „Pferdchen“, doch das Pferd rennt weiter. Und so geht es in
unserem Leben, die Kräfte sind so stark, sie gehen einfach mit uns durch. Und
dann spüren wir die unheimlichen, abgrundtiefen Mächte, die unser Leben
beherrschen. Deshalb die Frage: Wie kann ich mich überhaupt heiligen? Und dann
zeigt uns das Neue Testament, dass es nur einen Weg gibt. Christus heiligt uns!
Schlagen sie in dem 1. Korintherbrief 1, 30: „Christus Jesus ist uns von Gott
gemacht, zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung“. Alles
was wir an Wissen haben, haben wir nur durch das, was uns Jesus gibt. Alles was
wir an Gerechtigkeit haben und dass unser Leben mit Gott wieder stimmend
gemacht wird, haben wir auch nur durch Jesus. Und alles was in unserem Leben
die bösen Mächte unter die Kontrolle bringt, kommt nur von Jesus. All das geht
nur durch das Blut Jesu. Wenn wir spüren, dass in unserem Leben Versuchungen,
Mächte uns bestimmen, dann müssen wir ins Licht Jesu treten und erkennen unter
seinem Kreuz was es ihn gekostet hat. An dem Beispiel in diesem Bibelwort: „Ich
ermahne euch durch die Barmherzigkeit Jesu“, darum hat Jesu sich nageln lassen
an das Kreuz. Damit meine Hände frei werden zum dienen. Er hat den Tod erlitten,
damit ich jetzt nicht wieder in den alten, irdischen Bindungen lebe, sondern
das ich frei werde für ihn. Wenn einer mal so richtig über die Sünde wettert
und schimpft und wenn sie ich dann mal beobachten, dann sehen sie, dass es uns allen
gefällt. Das ist fleischlich. Das einer schimpft und gegen die Sünde, über den
Reichtum, gegen das Geld und das Wohlleben schimpft. Wir haben mal einen
Kranken in der Gemeinde gehabt, der ist immer so wahnsinnig gern in die Stadt
runter gegangen und hat auf die unanständigen Schaukästen Gräber gemalt. Das
Fleisch heilt aber nicht durch diese Maßnahmen. Denn das ist fleischlich. Man
kann den Teufel treffen und gegen ihn schimpfen, aber das hilft nichts.
Heiligung geschieht durch das Blut Jesu, dass er für uns vergossen hat. Es ist
Kostbar was er für mich getan hat. Ich will mein Leben für ihn einsetzten,
damit er es gebrauchen kann. Das ist die Kraft die mich zieht. Und das ist die
Kraft die mich bewegt. Es gab schon früh in der ersten Christenheit eine ganz
mächtige Bewegung die wieder sagte: „So predigt der Paulus zwar, dass allein
das Blut Jesu uns freimacht, aber man muss auch die andere Seite angucken und
die sagt: „Man muss doch ganz tüchtig sich Ordnungen, mit Vorschriften sein
Leben ein wenig ordnen. Sie haben das in der Gemeinde von Galatien
gehabt, es waren Gemeinden im heutigen Türkischen Raum, die alle von Paulus
abgefallen waren und mit einer großen Leidenschaft begannen, das jüdische
Christentum in die Gemeinden einzuführen. Sie sagten: „Es ist toll, was im
Mosaischen Gesetz geschrieben steht“. Das der Paulus so stark dagegen
vorgegangen ist und gesagt hat: „Die kulturell griechisch geprägten Gemeinden,
die sollen sich nicht wieder der Beschneidung untersetzen. Da hätte er doch
sagen können: „Macht doch nichts“. Nein, denn er sagt: “Das soll nicht sein“.
Er hat es zum Streitpunkt gemacht, weil er sagte: „Das sind alles äußere
Menschengesetzte“ und er geht sogar soweit, das er im Galaterbrief etwas sagt,
das uns fast einen Stich ins Herz gibt, „Dieses Mose Gesetz sei durch einen Engel
Mose gegeben worden“. Das wirkliche, dass uns Gott geben wollte, und da sehen
sie mal wie stark es die Bibel betont, ist Christus. Das Gesetz könnte uns nur
zu Christus hin bringen. Untern den Gesetzesforderungen, auch wenn sie ihr
Leben mit den 10 Geboten oder mit der Bergpredigt einmal Systematisch
durchplanen: „Ich will jetzt lieb sein. Ab Morgen bin ich nur noch lieb. Oder
besser, sagen wir übermorgen“. Sie strengen sich richtig an und nehmen es sich
ehrlich vor. Und was kommt dann? Nach kürzester Zeit merken sie, wie böse ihr
Herz ist! Jeder Versuch sein Leben mit Vorschriften zu heiligen, treibt nur in
die Arme Jesu. Sie können immer nur, solang sie auch als Christ leben, vom
erbarmen Jesu leben. „Mir ist Erbarmung widerfahren. Erbarmung deren ich nicht
Wert bin“. Bis zum sterben, bleibt das unsere Melodie. Ich kenne auch Christen,
die sagen: „Seit einem Jahr habe ich nicht mehr gesündigt“. Ich glaub es ihnen
nicht. Es ist gelogen. Und das ist das Aller schlimmste, wenn man seine Sünden
nicht einsieht. Es gibt keine Stunde in unserem Leben, die nicht geprägt ist
von Sünde. In jeder subtilen Form. Und wir sind ja nicht die, die Sünde fangen
müssen, wie ein Jäger dem Wild nachläuft. Sondern die, die die Heiligung
fangen. Und darum sollten wir bloß von Jesus reden und seiner Reinigung. Er
macht uns rein. Und wo ich das Bild des gekreuzigten Jesus vor Augen hab, so
wie der Zinzendorf dort in Düsseldorf gesehen hat, dann sind wir so motiviert,
dass wir sagen: „Ich kann gar nicht mehr in die Sünde einwilligen“. Es ist toll
wo der junge Mann, selbst in schlüpfrigsten Situationen kam. Die Damen haben
ihn morgens bestellt in ihr Schlafzimmer, während sie sich so vor dem Spiegel
angezogen haben, dass ein Mann alles sehen musste, was er zu sehen brauchte. Und
Zinzendorf hat am Anfang den Betrieb mitgemacht und hat eindeutig Gesetze übertreten.
Das durch diese, wirklich dekadente Gesellschaft von Paris ein Aufwachen gehen
und er hat sich abgesetzt und die Geistige Gesellschaft mit Menschen gesucht.
Und da hat ihn Christus ganz erfüllt und getrieben. Dabei war er selber ein
Feuerkopf, der sich nach 14 Tagen Verheiratet hat. Zu seiner Geliebten
hingegangen, verlobt und dann geheiratet. Zack, Zack, Zack. Aber so klar wie er
gegangen ist: „Ich will nicht mit der Sünde teilhaben, aber die Kraft ist
Christus die mich treibt“. Es lohnt sich immer wieder bei den Vätern zu Lesen,
den das Beispiel das sie gemacht haben doch wichtig ist. und ich kann mich
nicht mit Ordnungen hier Reinhalten, sondern die Gesetzlichkeit, die bewirkt in
unserem Leben bloß, Verbitterung, Härte. Sie kennen viele Christen, die dauernd
Voll sind, weil sie Kindern dauernd Vorschriften hersagen. Das nützt bei
Kindern gar nichts. Wir müssen ihnen die Liebe Jesu bringen. Wir können Kindern
auch nicht sagen: „Das darfst du nicht machen und das auch nicht“. Wenn sie
Christus nicht kennen lernen, dann hilft das andere nicht, sondern es hilft
nur, wenn die Kinder Christus kennen. Und dann kann man sagen: „Da musst du
achten, denn da gibt es gefährliche Punkte im Leben und da kannst du Jesus um
Hilfe bitten“. Ich sagte, es ist eine Kinderkrankheit, des Glaubens. Hans
Franzenburg hat ein ganz schönes Büchlein geschrieben, über die
Kinderkrankheiten des Glaubens. Zu den Kinderkrankheiten gehört z.B.: Schwärmerei.
Auch jetzt wieder groß in Mode. Das Leute ganz begeistert sagen: „Da wird noch
brennender Jesus geliebt“! Da sage ich: „Schön, in der ersten Liebe zu Jesus,
da schäumt es gerne“. Und sie wissen ja was der Punkt immer ist. Nie über das
Wort der Bibel hinaus. Wo es irgendwo über das Wort der Bibel hinausgeht, ist
nimmer der Geist Gottes. Da wo Gott sich offenbart hat, ist der Geist Gottes.
Der Geist Gottes ist auch immer an das Wort Gottes gebunden. An dem erkennen
sie ihn. Es geht aber auch nie, über das Kreuz Jesu hinaus. Es ist die größte
Offenbarung, dass wir sündige Menschen gerecht werden. Wenn ich das manchmal
höre in diesen schwärmerischen Gruppen, dass sie sagen: „Es war am Anfang
meiner Bekehrung ganz recht, jetzt sind wir weitergekommen in dem Glauben“. Und
wissen sie wo diese sind? Auf dem Holzweg! Das wird in der Sterbestunde unser
einziger Trost sein, dass Christus für uns gestorben ist. Was anderes wollen
wir gar nicht sagen. Das sind Kinderkrankheiten. Schwärmerei ist eine Kinderkrankheit.
Aber auch das Gesetzliche. Das Leute, kaum kommen sie zum Glauben, da freut man
sich, Endlich hat es einer geschafft, und dann sagen sie, sie haben es irgendwo
in einem Heftchen gelesen: „Kindertaufe ist vom Teufel“ man kann ja zustimmen,
aber in der Weise in der er es sagt, so ganz bestimmt nicht. In der letzten
Gebetswoche haben mich zwei von der Ortsgemeinde auch so gepackt. Es ist
unheimlich. Da kommt man gar nicht mal zu Wort und die wissen schon alles und
wollen nur eine bestimmte Antwort hören. Man kann sie nicht überzeugen, man
kann nur sagen: „Der Herr segne dich“. Aber man lässt sie laufen. Achten sie
bitte ein bisschen drauf, auf das wir in der Kinderkrankheit die kommt, weder
Keuschhusten sein muss, noch Masern oder Windpocken. Da muss ein Christ auch
durch und wir dürfen ihm Hilfe geben. Wir haben in der Gemeinde junge Leute die
zum Glauben kamen und nach jahrelangem Kämpfen ihre Eltern zum Glauben geführt
haben. Jetzt sind die Eltern dabei und die Kinder sind wieder weg. Es ist
wunderbar wie Kinder im Glauben wachsen, zunehmen und Erkenntnis gewinnen, und
auf einmal werden sie weggerissen. Also, das vom Galaterbrief habe ich ihnen
gesagt. Paulus hat gesagt: „Bleibt in der Freiheit, zu der euch Christus
befreit hat“. Das war alles aus der Freude heraus für Jesus getan. Die Gesetze
sind noch sehr gut für uns und wir können uns an denen kontrollieren, ob es bei
uns noch stimmt, aber wir wollen nicht mit dem Gesetzbuch unterm Arm rumlaufen
und gucken: „Hmm, wie soll ich in dieser Situation
machen“? Wir leben einfach aus der Nähe Jesu heraus und bitten ihn, dass er uns
leitet. Und vor allem die Freude war ein solches Motiv auch beim Zinzendorf
immer, denn er war für ein fröhliches Christentum. Das aus der Freude heraus
zuerst gelebt wird und nicht wie viele aus der Angst vor Verboten leben. Es
gibt ja immer wieder solche Wellen, dass einige sagen: „Ja, aber das ist Okkult
belastet und die Welt ist Okkult belastet, aber ich lebe im Siege Jesu und ich
weiß ja nicht was der neben mir in der Straßenbahn vorher gemacht hat, das
bekümmert mich nicht, denn ich bin unter Jesu Hand geborgen“. Ich lebe mit
Jesus und freu mich dran und ich freu mich, dass er den Sieg hat. Und dann habe
ich meine Heiligung! Ich stelle mich unter seine Kraftwirkung und seinen
Schutz. Das der böse Feind keine Macht über mich haben kann. Das kann bloß
Jesus verhindern. Ich nicht. Wie Paulus im Galaterbrief kämpft. Es gibt kein
anderes Evangelium. Es gibt bloß die Kraft Jesu. Titus 2, 11: „Es ist
erschienen die heilsame Gnade Gottes“. Das ist die Kraft, der Gnade Gottes.
Seine Vergebung, seine Liebe und seine Barmherzigkeit. Die nimmt uns in Zucht.
Die Gnade Gottes ist so kostbar und teuer, dass sie mich in Zucht nimmt. Sie
zähmt mich, dass wir absagen dem ungöttlichen Wesen und dem Begierden und dass
wir Fromm und Besonnen in dieser Welt leben und warten auf die selige Hoffnung
und Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes. Die einzige Kraft die mich
wirklich treibt zum Guten, ist doch nur die Kraft Jesu. Ich erzähl immer wieder
gern die Geschichte vom Wesley. Er war ein toller Mann, ein großer Reiter vor
dem Herrn. Es hat irgendjemand ausgerechnet, wie viele Mill. Meilen er geritten
ist, ein Engländer auf einem Standbild. Da sitz er auf dem Pferd, hat die ganze
Bibliothek auf seinem Pferd mitgeführt, ist oft vom Pferd gefallen, wenn er in
einem griechischen Klassiker vertieft war, ein toller Mann gewesen. Der Wesley
ist ja rausgeflogen aus seiner Kirche, hat immer auf Friedhöfen gepredigt, so
ist die Methodistenkirche entstanden, leider sind weite Teile der
Methodistenkirche in Amerika nicht mehr in der ursprünglichen Form, sondern
sind sehr liberal und freigeistig geworden. Das tut uns immer weh, wenn das so
geht durch die Jahrhunderte. Aber dieser Wesley war als junger Mann ein sehr gesetzlicher
Christ. Er hat in Oxford den „Heiligen Club“ gegründet und dort haben sie jede
Minute ihres Lebens verplant. Eine Kinderkrankheit des Glaubens. Daher hatten
sie auch den Namen: „Heiliger Club“. Sein Beruf stand fest: Er wird Missionar
werden, ist aber im Missionsbüro gescheitert, wegen einer Frauengeschichte und
die Missionsleitung hat ihn Heim geschickt. Sehen sie? Wenn man nicht dafür
berufen ist, scheitert man immer daran. Er war 1737 in London, irrt durch die
Straßen und hört Leute singen. Es war eine Versammlung der Herrnhuter. Er tritt
in diese Versammlung ein und dort wird gerade Luthers
Vorräte zum Römerbrief gelesen. Luther hat ja oft in der Formulierung ganz gute
Stücke gehabt und da hat Luther in manchen Ausgaben über den Glauben folgendes
gesagt: „Der Glaube ist ein mächtig, tätig und ein schaffendes Stück“! Der
Glaube ist etwas Aktives. Der Glaube, die Verbindung mit Jesus, ist so was
mächtiges, es ist gar nicht möglich, dass der Glaube nicht etwas bewirkt. Das
er untätig wird. Das kann er gar nicht. Er muss einfach wirken. Und das hat den
Wesley umgeschmissen. Da hat er gesagt: „Die Kraft kenn ich noch nicht. Die
Kraft Jesu die mein Leben bestimmt“, die kannte er einfach nicht. Nur die
Gesetzesordnungen. Obwohl er ein Christ war. Und dann wurde Wesley dieser große
Evangelist. Später hat er gesagt: „Das erst war meine Bekehrung“ und dabei war
er von Kind auf Christ. Aber die Freude des Evangeliums hat er erst dort
verstanden. Er ist damals dem Zinzendorf nachgereist und war nahezu entsetzt
und meinte: „Die Herrnhuter treiben es aber arg mit der Freiheit“. In Herrenhut
muss es nur nach Lust gegangen sein. Der Wesley hat sich auch über die Zinzendorf
Männer aufgeregt. Der Zinzendorf war ein sehr starker Barockmensch, genial.
Einfach mal abends um elf die Glocken geläutet und gesagt: „Ich möchte mit euch
jetzt einen Gottesdienst verbringen“. Und da sind alle Leute in Schlafanzügen
gekommen. Dann hat er gesagt: „ich habe euch ein Lied gedichtet“. Er hat ja
immer ohne Zetteln gedichtet, einfach nur runtergesagt. So ist das Lied, Jesus
geht vorbei, entstanden. Ein genialer Mensch. Aber in einer heiligen Unordnung,
ein Chaot auch in manchen Stücken. Ein frommer Chaot. Und das war dem Wesley
mit seinem ganz pedantischen Ordnungssinn, zu wieder und er entsetzt Von
Herrenhut abgereist. Zinzendorf ist im nach gereist und hat eine ganze Nacht
lang mit ihm gesprochen. Da hat er ihm gesagt: „seine ganze Jesusliebe, sei
sein ganzer Inhalt und er wolle gar nichts mehr einem Christen mitgeben, als
die Lebensordnungen“, so ein gefährliches Wort. In der Freude für Jesus tun
wir, was uns Freude macht. Das war so ein Mensch der so nah zu Jesus stand, der
so klar denken konnte und biblisch geprägt war, dass man ihn gar nicht
missverstehen konnte. Im war es so wichtig, von der Freude her zu denken. Von
der Jesusnähe heraus zu denken und nicht von den Verboten her. Und von der
Heiligung seines Lebens her zu kommen die sein Leben
innerlich erfüllt. Das ist mir wichtig, dass das ihr mal begreift und dann es
auch sieht. Epheserbrief 1, 14: „Er, Jesus, ist das Unterpfand unseres Erbes zu
unserer Erlösung, zum
Lobe seiner
Herrlichkeit“. Vers 4: „Wie er uns den in ihm erwählt hat, ehe der Welt Grund
gelegt war, dass wir heilig und untadelig sein sollten vor ihm in der Liebe“.
Das wir Heilig sein sollten. Ich bin traurig, weil es heute ganz viel Wert auf
besondere Geistesgaben gelegt wird. Doch ich glaube, dass die Heiligung unseres
Lebens einen viel größeren Stellenwert hat. Im ersten Petrusbrief haben wir es
ganz ähnlich. 1. Petrusbrief 1, 16: „Denn es steht geschrieben, ihr sollt
Heilig sein, denn ich bin Heilig“. Noch einmal an dieser Stelle betätigt. Wir
sollen uns verändern durch Erneuerung unserer Sinne, dass wir uns nicht der
Welt gleichstellen. Hebräer 12, 14: „Jaget dem Frieden nach mit jedermann und
Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen darf“. Wir können nicht in der
Sünde beharren. Und das ist merkwürdig, dass wir den Punkt immer so unklar in
der Gemeinde auf lassen. Es muss zu einer Klärung der unguten Verhältnisse
kommen, sonst können wir nicht mit Gott im Frieden sein. Das ist auch eine Not
unserer Abendmahlsform, wo wir das Abendmahl so pauschal anbieten. Und da haben
manche Gruppen natürlich Recht, die sagen, dass das nicht geht. Ihr müsst das
doch vorher zur Klärung bringen, zur Seelsorge oder andere Leute fragen. Und
das ist irgendwo wichtig zu fragen: Wie sieht dein Leben, hast du alles vor
Gott ins reine gebracht? Ihr müsst es euch immer wieder sagen, dass sie sich
nicht selber hier in einen Seelischen Konflikt hinein treiben lassen, der am
Ende sie auch kaputt oder krank macht. Denn man kann Gott nicht betrügen und
dann einfach sagen: „Gott wird mir doch noch den Frieden geben“. Epheser 4, 24:
„Ziehet den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrhaftiger
Gerechtigkeit und Heiligkeit“. Epheser 5, 25: „Ihr Männer liebet eure Frauen,
gleichwie auch Christus die Gemeinde geliebt und sich selbst für sie dahin
gegeben hat“. Das ist das Bild, Gottes großer Liebe zu der Gemeinde, verglichen
mit der Ehe. Er will sie reinigen. Die besondere Not unserer vorkirchlichen
Gemeinde ist, dass das Gemeindeverständnis nicht mehr geben können. Weil wir
dauernd vor einer fülle von Menschen leben, deshalb bin ich so froh, wenn sie
verbindlich Hausgemeinschaften verleben mit Freunden. Wir wollen uns auch
gegenseitig zurechtweisen und uns unter die Kritik des Wortes Gottes stellen.
Es gehört eben auch dazu, dass Jesus seine Gemeinde heiligen kann. Er wolle die
Gemeinde vor sich stellen ohne Flecken, oder Runzeln oder so was in der Art,
sondern dass sie Heilig und Untadelig sei. Die ersten Christengemeinden waren
auch sehr fehlerhaft, doch Christus will sie reinigen und heiligen. Darum
arbeitet er auch an uns. Wir haben uns lange in unserem Leben abgemüht unsere
Missstände abzustellen, aber es ist nicht gelungen. Doch als ich ihn in mein
Leben eingelassen hab, da strömte seine Liebe ihn mein Herz. Als ich mich Jesus
überlassen hab, da hab ich den Frieden und die Heiligkeit bekommen. Sein Kreuz
bedeckt meine Schuld, sein Blut macht Hell mich und Rein. Ich will noch zum
Schluss was erzählen von einem Missionar in China der viel für Gott gewirkt
hat. Er kam aber auch in Schwächephasen wo er einfach nicht mehr weiter wusste
und da bekam er einen Brief von einem Freund. Dieser Brief hat ihn so aufgerichtet und erquickt, dass er
sagte: „Ich habe jetzt erst zum den Christus richtig erkannt“. Es ist immer so
in unserem Christenleben, dass wir die Kraft Christi nicht kennen. Der
Missionar meinte: „Mir war so, als ob ich nur genippt hätte von einem
unendlichen See“. Das ist die Kraft die uns heilig macht. Der Herr selber. Und
es ist wichtig, dass wie unsere Lebensbeziehungen konkret ändern und zwar die
ganz alltäglichen Leibfragen, Geldfragen, Spannungsfragen mit Menschen. Wie lebt
man da, wie geht man da um. Da will Jesus der Herr sein, da möchte er seine
Macht erweisen und da will er sie segnen in ihrem Dienst.