Sonntag 13.
Sonntag nach Trinitatis Predigttext Markus 3, 31 - 35
Datum 21.
August 2005
Wochenspruch / Wort zum Tag
Christus spricht:
Was ihr getan
habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.
Glockengeläut
Musik zum Eingang
Lied zum Eingang Freuet euch der schönen Erde EG 510,
1 - 5
oder Welch
ein Freund ist unser Jesus EG 642
Gruß Im
Namen Gottes –des Vater und des Sohnes und des Heiligen Geistes,
Amen.
Psalmgebet Psalm
22 II Dich will ich preisen EG 710
Ehre
sei dem Vater
Gebet zum Eingang (Anlage
1)
Stilles Gebet
(Glaubensbekenntnis)
Schriftlesung Hebräer
2, 11 – 18
Lied vor der
Predigt
(=Wochenlied), od. Ich
bete an die Macht der Liebe EG 641, 1,
4,6
Predigttext Markus 3, 31 - 35
Predigt (Anlage
2)
Lied nach der
Predigt Herz und Herz vereint
zusammen EG 251, 1, 3, 6
Fürbittengebet (Anlage
3)
Vaterunser
Lied zum Ausgang Ich glaube, dass die Heiligen EG 253
oder Jesus,
der du bist alleine EG 252
Bekanntgaben
Friedensbitte
Segen
Dreifaches Amen
Musik zum Ausgang
* Regionalteil Württ.
Verfasser der Predigt: Winrich Scheffbuch
Was für ein wunderbarer
Sommertag!
Du gibst uns Leben und
überfließende Fülle,
Frieden über unserem Land
und Geborgenheit.
Du beschenkst uns an
diesem herrlichen Sonntagmorgen mit deiner Liebe.
Wir wollen mit
dankbarem Herzen in diese Psalmverse einstimmen,
weil wir deine
Rettung und Hilfe auch so oft erfahren
haben.
Wir wollen dich
rühmen und preisen,
dass es die
Elenden hören und sich freuen.
Richte heute
deine Königsherrschaft unter uns auf.
Mache uns ganz
dir untertan.
Wir wollen allein
dir gehören, dir gehorsam sein.
Darum beugen wir
uns vor dir, weil so viel Schuld und Versäumnisse uns belasten.
Du nur kannst uns
freisprechen, weil dein Blut uns rein macht von aller Sünde.
Danke, Herr, für
deine große Barmherzigkeit und Güte.
Wir beten weiter in der Stille
Die
Familienangehörigen wollen Jesus aus seiner göttlichen Sendung herauslösen.
Darum verweigert Jesus ihnen die Gefolgschaft.
Was der
Ehrentitel „Bruder“ bei Jesus bedeutet, wird am besten in Hebräer 2, 14–18
deutlich. Darum sollte dieser Abschnitt als Schriftlesung genommen werden. Jesus,
Gottes Sohn, wird unser Bruder, uns ganz gleich an Fleisch und Blut, um als
treuer Hohepriester die Sünden zu sühnen.
In der
ganzen Christenheit hatte durch alle Jahrhunderte hindurch das Wort „Bruder“
und „Schwester“ eine wunderbare und betonte inhaltliche Bedeutung. Jesus, Gott
und Herr, wird mein Bruder. Aus dieser dann in der Gemeinde gelebten „Brüderlichkeit“
sprach die tiefe Verbundenheit in dem Erlösungswerk von Jesus Christus.
Es
überrascht nicht, dass heute über das Wort „Bruder“ unter Christen viel
gewitzelt wird, obwohl es zum Beispiel in der „Woche der Brüderlichkeit“ noch
einen hohen Wert genießt. Dort aber, wo die innere Verbundenheit unter Christen
heute nicht mehr gegeben ist, hat das Wort auch seine Bedeutung völlig verloren.
Um so mehr wird dann das Wort „Bruder“ aber auch unter manchen Christen wieder
neu an Wert gewinnen und als große Gabe entdeckt und geachtet werden.
Obwohl die Familie seit Jahren
in unserer Gesellschaft oft abgewertet wird, sehnen sich doch die meisten bei
uns nach einem harmonischem Familienleben. Familie zählt immer noch als
Grundvoraussetzung zum Glück. Sie ist ein Schutzraum, der Geborgenheit bietet.
In der Familie ergänzt man sich. Man lernt auch, sich mit ganz verschiedenen
Anlagen anzunehmen. Familie ist eine gute Ordnung Gottes und steht unter seinem
besonderen Schutz.
Jetzt
muss man aber fragen: Warum spricht dann ausgerechnet Jesus in diesem Bericht
so hart zu seiner Mutter? Will Jesus die
Familie zerstören? Im Gegenteil! Wenn er hier seine Mutter und seine
Geschwister so brüsk zurückweist, hat dies einen ganz besonderen Grund: Jesus
will zeigen, dass es noch etwas viel Größeres gibt als die Harmonie einer
Familie, nämlich die neue Gemeinschaft in seinem Reich. Da will uns Jesus auf
ganz besondere Weise nahe kommen und unser Bruder werden. Uns aber bindet er
zusammen als seine Schwestern und Brüder.
Was da erzählt wird, war
alles andere als ein Familienstreit, so wie wir uns manchmal zanken, Alte und
Junge, Mann und Frau, Eltern und Kinder.
Nein, auch hier in diesem kurzen Bericht leuchtet ganz wunderbar die einzigartige
Würde und Größe von Jesus als Sohn des ewigen Vaters auf. Es geht um das große
Amt von Jesus als Heiland und Welterlöser.
So
tief hat sich Jesus erniedrigt. Er verließ die Herrlichkeit beim himmlischen
Vater und nahm Knechtsgestalt an. Viele Jahre ordnete sich Jesus demütig in
seine irdische Familie ein. Wir können kaum ahnen, was das für den ewigen
Gottessohn bedeutete. Jesus leistete in dieser langen Jugendzeit seinen Eltern
den nötigen Gehorsam. So steht es im Evangelium: „Jesus war ihnen untertan.“
Dann
aber lesen wir im Evangelium, wie Jesus sich gegen alle natürlichen Gefühle und
Empfindungen vom Einfluss seiner Mutter losreißen musste. Bei der Hochzeit in
Kana sagte Jesus hart: „Frau, was geht das dich an! Meine Stunde ist noch nicht
gekommen!“
Noch
wichtiger, als den irdischen Eltern zu gehorchen, war für Jesus der Gehorsam
gegenüber seinem himmlischen Vater. So tief hat sich Jesus erniedrigt, weil er
unser Bruder werden wollte. Nur so konnte Jesus den Auftrag ausführen, ein
barmherziger und treuer Hohepriester zu werden und die Sünden des Volks zu
sühnen.
Jesus
hat unser Fleisch und Blut angenommen, um durch seinen Tod, durch sein Leiden
und Sterben uns aus der schrecklichen Todesangst herauszuführen. Als sterbliche
Menschen sind wir ja ein Leben lang geknechtet von der Furcht vor dem Tod.
Jesus kann allein an uns Todeskandidaten den heiligen Hohepriesterdienst tun,
Schuld sühnen und uns den Himmel aufschließen.
Deshalb
hat sich Jesus in die ganz normale, armselige irdische Familie von Maria und
Josef einbinden lassen, um – so sagt es der Hebräerbrief - „in allen Dingen
seinen Brüdern gleich zu werden, auf dass er barmherzig würde und ein treuer
Hohepriester vor Gott, zu sühnen die Sünden des Volkes.“ (Hebräer 2, 17)
Dieses
heilige Hohepriesteramt zur Erlösung der Welt hat Jesus schon früh bewegt. Als
er gerade 12 Jahre alt war, blieb er im Tempel zurück und sprach mit den
Schriftgelehrten über Menschenschuld und Welterlösung, die großen Linien Gottes
in der Bibel. Und als die Eltern verzweifelt ihr verlorenes Kind suchten und schließlich
fanden, konnte Jesus ihnen nur sagen: „Muss ich nicht sein in dem, das meines
Vaters ist?“
Das galt erst recht jetzt, als die Familienangehörigen aus Nazareth zu
Jesus kamen und ihn zurückholen wollten. Nein, sie glaubten ja nicht wirklich
an Jesus. Im Gegenteil, sie meinten, Jesus sei verrückt, überspannt, krank.
Darum konnte Jesus nicht mehr zu ihnen zurück und ihnen untertan sein, weil
dies den Auftrag seines himmlischen Vaters unmöglich machte.
Von jetzt ab musste Jesus in allen Tagen seines irdischen Lebens ganz
und völlig allein dem himmlischen Vater gehorsam sein: „Nicht wie ich will,
sondern wie du willst. Vater, dein Wille geschehe!“
Jesus stiftet eine ganz
neue und wunderbare Gemeinschaft
Unsere Familien – und
seien sie noch so harmonisch und vollkommen - haben am Ende bei Jesus nur eine
vorläufige Bedeutung. Er stiftet eine völlig neue und vollkommene Gemeinschaft,
wenn er uns zu seinen Brüdern und Schwestern macht.
Manche
spötteln ja über dieses Wort Bruder. Sie begreifen nicht, welch ein großes und
heiliges Wort Jesus da ausspricht. Das ist ja noch viel mehr als nur
solidarisch zu sein. Nur wenn Jesus unser Bruder geworden ist, können wir zum
himmlischen Vater kommen. Und wir werden Brüder und Schwestern, weil Jesus sich
nicht schämt, unser Bruder zu sein. Er sieht unsere Not, die Schuld und
Gottferne, unser Elend, das Versagen und alle Sünde. Aber Jesus zieht sich
nicht von uns zurück. Im Gegenteil! Er zieht uns Unwürdige ganz fest zu sich.
Selbst wenn wir in schlimme Schande fallen, zieht sich Jesus von uns nicht
zurück. Auch wenn alle andern auf uns mit dem Finger zeigen, Gerichte uns
verurteilen, ja sogar über den Tod hinaus will Jesus unser Bruder sein.
Ich
wollte, dass Sie ganz neu die herrliche Gabe entdecken: Jesus wird mein Bruder!
Er offenbart mir die Liebe des himmlischen Vaters und führt mich in eine neue
Gemeinschaft.
Ich
habe oft Sehnsucht nach den ersten Frühlingstagen der Gemeinde damals in
Jerusalem. Immer wenn ich in der Bibel von den ersten Christen lese, überfällt
mich dieses Heimweh: Ach, wenn es doch auch bei uns eine solch herzliche
Gemeinschaft gäbe! Dieses Sorgen füreinander. Diese Freude aneinander. Diese
herzliche Liebe und fürsorgliche Gemeinschaft. Das wünschen wir uns heute auch
für unsere Versammlungen!
In
dieser neuen Gemeinschaft sind die äußeren Formen gar nicht so wichtig, ja
sogar nebensächlich. Auffällig ist ja bei all diesen Berichten der ersten
Christen in Jerusalem, dass dies nicht organisiert wurde. Bei uns braucht das
alles viel Vorbereitung, Einsatz, Mühe. Dort aber scheint alles wirklich
spontan gewesen zu sein. Was sie damals im Innersten so tief verband, war
Jesus, der Herr. Das hatte sie zusammengeführt.
Man
kann vielleicht soziale Kontakte durch Spiel, Erlebnisse und gemeinsame
Aktionen organisieren. Die neue Gemeinschaft, die Jesus stiftet, ist nicht
seelisch, sondern geistlich. Einer ist euer Meister, ihr aber seid alle Brüder.
Und wir sollen seinem Ebenbild gleich werden.
Lass dich doch
hineinnehmen in diese herrliche Liebe!
Ganz am Ende der
Apostelgeschichte wird erzählt, wie der Apostel Paulus als Gefangener nach Rom
überführt wurde. Ein elendes Bild! Der geschlagene und kranke Apostel mitten in
einem Zug von Häftlingen in der Mittagshitze auf der Via Appia. Tres Tavernä
nannte man den trostlosen Platz wo sie Halt
machten, weil es dort drei Kneipen gab. Die römischen Wachsoldaten kippten sich
in der Wirtschaft noch einen Trunk hinter die Binde. Menschen strömten vorbei
und begafften die armseligen Gefangenen. Es war unerträglich und heiß. Und
plötzlich waren da Brüder! „Als Paulus die Brüder sah, gewann er eine große
Zuversicht“, wird uns erzählt.
Lassen Sie andere
spotten, die das Wunder einer Jesusgemeinde nicht kennen. Gemeinde, das ist
eben nicht das besondere Gebäude mit Turm, die Orgel oder ein Prediger im
Talar. Nein, Gemeinde, das sind Leute, an denen Jesus mächtig gewirkt hat.
Von Rom waren die
Schwestern und Brüder Paulus entgegen gelaufen. Bestimmt waren es keine großen
Leute. Unbekannte Frauen und Männer, vielleicht auch manche Sklaven,
Handwerker, Dienstboten, aber Jesus bekannt. Eigentlich ein armseliger Trupp.
Paulus hatte sie noch nie gesehen. Und doch waren sie ganz fest in Jesus
verbunden.
Wer
ist Bruder? Jeder Mensch auf der Welt? Ganz bestimmt nicht! Das Wort Bruder,
wie Jesus es meint, ist ein Ehrentitel. Wir sollten das Wort nie unüberlegt
gebrauchen. Nicht Äußerliches verbindet uns, sondern das Tun des Willens
Gottes.
Jesus
zeigte auf die Leute rings um sich: „Siehe, das ist meine Mutter und meine
Brüder! Wer Gottes Willen tut, der ist meine Mutter und meine Brüder!“
Sicher
gibt es unter Christen auch falsche Brüder, Heuchelei und Lüge. Wir sollten uns
selbst fortwährend kritisch fragen: Bin ich’s?
Es ist aber auch so wichtig, jetzt in der Gemeinde die richtige Bruderschaft
zu entdecken, die Jesus meint: Was nennt ihr mich Herr und tut nicht, was ich
euch sage! Gehorsam gegenüber Gottes Wort ist das wichtigste Kennzeichen der
Gemeinschaft, die Jesus heute unter uns aufrichten will. Ich wünsche Ihnen,
dass Sie diese Bruderschaft in Jesus entdecken und darin unsagbar froh
werden. Amen
Anlage 3 Fürbittengebet
Du großer Hohepriester,
Jesus unser Herr!
Du schämst dich nicht, uns
als deine Brüder zu heißen.
Welch eine Liebe, dass du
unser Fleisch und Blut angenommen hast!
Du willst uns ganz zu dir
ziehen, uns in dein Ebenbild verwandeln.
Du hast alle unsere Sünden
gesühnt und dem Tod die Macht genommen.
Dafür danken wir dir und
rühmen deine herrliche Erlösung.
Wir danken dir auch für
das wunderbare Geschenk der Gemeinschaft,
wie du uns in deiner
Gemeinde als Schwestern und Brüder im Glauben zusammenstellst.
Es bedrückt uns, dass wir
dieses große Geschenk oft missachtet haben.
Und so wollen wir jetzt
auch eintreten für deine weltweite Gemeinde.
Für alle, die nicht unter
uns sein können, weil sie alt und krank sind.
Tröste sie durch dein Wort
und erquicke sie in ihren Nöten.
Wir bitten dich besonders
für deine verfolgte und bedrängte Gemeinde,
die um deines Namens und
um deines Evangeliums willen gehasst wird.
Gib deinen mutigen Zeugen
trotz aller Feindschaft den freien Mut,
deinen Namen zu bekennen
und dein rettendes Evangelium weiterzusagen.
Herr, öffne uns jetzt auch
die Augen für deine geringsten Schwestern und Brüder,
wo sie leiden und
verachtet sind, nur weil sie dir dienen.
alle hier in der Gemeinde.
Wir bitten dich um dein Verzeihen,
wenn wir in der Gemeinde
hier oft so kühl aneinander vorübergehen
und die herzliche
Gemeinschaft versäumen, wie du sie uns geschenkt hast.
Danke, dass du die neue
Gemeinschaft stiftest auch jetzt hier bei uns.
Lasst uns gemeinsam das
Gebet des Herrn beten