Bibelheim Bethanien, Langensteinbach, 14.6.2020 Johannes 20, 28
Gar nicht fair geht man bei Kirchens mit dem Thomas um. In der Bibel wird er nirgendwo der „ungläubige Thomas“ genannt. Er war ein ehrlich suchender Mensch, der viele andere weit übertrifft. Er möchte ja an Jesus glauben, nur auf Grund von wahren Tatsachen. Von frommen Sprüchen hält er nichts. Auch sonst in der Bibel wird er uns als ein mutiger und entschlossener Nachfolger von Jesus geschildert.
Was mich an ihm begeistert? Er kann das fromme Gelaber nicht ertragen. Das ist heute überall in frommen Kreisen üblich. Da macht man Ostersprüche von der sinnbildlichen Bedeutsamkeit des Geschehens. Es sei gar nicht wichtig, ob Jesus wirklich den Tod besiegt habe. Es sei eigentlich egal, was man glaube, Hauptsache man glaube nur irgendetwas, Buddha, Esoterik und Daumendrücken. Bloß der Glaube sei wichtig. Und Thomas kann das nicht ausstehen, was da verzapft wird. Was tot ist, ist tot. Da beißt keine Maus einen Faden ab. Deshalb ist es gut, wenn Sie kritisch nachfragen: Was ist an Ostern mit dieser Riesenmacht des Todes passiert? Wenn das wahr ist, was da manche behaupten, dass Jesus im Grab vermodert ist, dann macht den Laden dicht und hört auf mit hintersinnigen Sprüchen. Es geht um Fakten: Lebt der tote Jesus wirklich? Ja oder nein! Das ist die zentrale Schlüsselfrage des christlichen Glaubens: Wie haltet ihr es mit Jesus? Das ist der Dreh- und Angelpunkt. Kennst du Jesus? Ist er die Mitte deines Lebens? Das ist im Leben und im Sterben die wichtigste Frage deines Lebens.
Jesus geht auf ehrlich suchende Leute zu
Jesus hätte auch dem Hohen Rat als der Auferstandene erscheinen können. Oder dem Pilatus. Aber er hat das nicht getan. Dort hätte man gleich die Auferstehung mit einer Behördenurkunde dokumentieren können. Ob das alle Zweifel beseitigt hätte? Doch das hat Jesus nicht gemacht. Jesus, der vom Tod Auferstandene, ist seinen Jüngern erschienen. Die Gemeinde hat den Auftrag, weltweit die Nachricht vom Sieg von Jesus zu sagen.
Deshalb geht Jesus auch diesem Thomas nach. Gut, dass er so vorsichtig war. Nein, wir wollen auch keinem erlogenen und betrügerischen Aberglauben aufsitzen. Das ist besonders wichtig, wenn es um Jesus geht. Ist das nur ein Wunsch, ein frommer Spleen? Wir brauchen absolute Klarheit.
Jeder von uns hat sich dem Zweifel geöffnet. Da tun sich unheimliche Abgründe auf. In Jahrtausenden sind Generationen um Generation einfach vom Tod weggewischt. Staub. Was ist mein Leben? Zufall oder Plan? Wer bin ich eigentlich? Ist da jemand?
Manche reden über ihre Zweifel wie über ihre Rettiche im Garten. Dabei hängt doch für uns alles dran. Wie überwinden wir die grausamen Zweifel? Wie hat ein Hiob mit Gott gerungen!
Gut, dass Jesus zunächst klarstellt, wie man keine Klarheit bekommt über die Auferstehung. Nicht durch das Sehen. Das ist nicht erst für uns heute schwierig. Das war genau so schwierig für Abraham, Mose und David. Gott offenbart sich nicht über die Augen. Auch nicht über Visionen, Träume und Wunder. Wie dann?
Durchs Hören. „Meine Schafe hören meine Stimme.“ Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben, weil sie Gottes Wort in ihrem Gewissen hören. Wer aus der Wahrheit ist, der hört die Stimme von Jesus – in seinem Gewissen.
Eine ganz entscheidende Bedeutung haben dabei die Wundmale von Jesus und seine Seite. Die machen uns ganz klein, dass wir sehen, wie wir ohne die Gnade von Jesus verlorene Winzlinge sind. Das ist das Schwierigste für uns stolze, sichere, harte und überhebliche Leute. Es sind die Wundmale, das Leiden und Sterben von Jesus, das uns demütig, klein, arm mund dankbar macht.
Nicht das Sehen der Macht und Größe von Jesus führt uns zum Glauben, nicht sein Glanz und die himmlische Herrlichkeit, sondern seine Kreuzgestalt.
Die schönste Ostergeschichte steht in Offenbarung 5. Da weint Johannes, wie er das versiegelte Buch der Weltgeschichte sieht, das niemand lösen kann. Und dann hört er: Es hat der Löwe aus Juda gesiegt, der kann das Geheimnis lösen. Und er dreht sich um und sieht ein geschlachtetes Lamm. Das löst alle Fragen deiner Zweifel.
Du kannst Jesus nur erkennen über der Menge deiner Sünden. Da ist alles sehr real. Man kann die schrecklichen Untaten nicht einfach mit einem „Tschuldigung!“ ungeschehen machen. Das Blut von Jesus macht uns rein von aller Sünde. Da sagt Jesus zu Thomas: „Lege deine Hand in meine Seite!“ Herrlich, wenn man dann erkennt: Für mich in den Tod gegeben, für mich wieder auferweckt! „Sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“
Nein, da muss man nicht sich und sein Denken aufgeben, sondern man muss begreifen, was göttlich, nicht was menschlich ist. Schon bei verliebten Brautleuten ahnt man etwas von diesem: Du bist’s! Wieviel mehr, wenn sterbliche Menschen die Herrlichkeit der Liebe von Jesus erkennen dürfen.
Welch ein Durchblick eröffnet sich da!
Es sind viele, die Jesus einen Herrn nennen. In der Bergpredigt spricht Jesus davon, dass viele vor dem Himmelreich stehen und rufen: Herr, tu uns auf! Er aber sagt: Ich kenne euch nicht! Die verstehen nichts mehr. „Haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Dann wird Jesus ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie gekannt; weicht von mir, ihr Übeltäter.
Und dann darf solch ein Zweifler wie Thomas die Gnade von Jesus ergreifen. Nichts und niemand kann ihm mehr aus der Hand von Jesus reißen. Jeder, der beladen mit seiner Schuld und seinem verkehrten Leben zu Jesus kommt, darf seiner Gnade glauben. Und er wird den Tod nicht schmecken, weil Jesus um unserer Gerechtigkeit willen auferweckt wurde.
Darum bekennt Thomas: Mein Herr und mein Gott! Man singt heute viele Lobpreislieder. Aber nach der Offenbarung werden sie alle nur den Text haben: Mir ist Erbarmung widerfahren, Erbarmung deren ich nicht wert.
Wir haben unsere Kleider hell gemacht im Blut des gekreuzigten Jesus. Er hat uns gerecht gemacht. Wir sind versöhnt durch sein Opfer am Kreuz.
Darum ist er der Herr meines Lebens, heute und in alle Ewigkeit. Ich kann nichts mehr ohne ihn. Seine Kraft vollendet sich in meiner Schwäche. Darum bin ich voller Mut und Zuversicht. Auch in dunklen Stunden wird mir alles zum Heil gereichen. Auch wenn ich schwach bin, bin ich doch stark durch ihn. Und alles muss mir zum Besten dienen. In der wunderbarsten Liebesgemeinschaft darfst du geborgen, weil Jesus nie enttäuscht, die ihm vertrauen.
Das habe ich nicht durch mein Denken, auch nicht durch mein fromm sein, sondern allein unverdient aus seinem Sühnopfer für mich. Darum kann es mir auch kein Teufel, keine Menschenmacht, keine Krankheit und kein Tod mehr rauben, auch kein noch so finsterer Zweifel.
So kommt tatsächlich das größte Osterbekenntnis der ganzen Bibel ausgerechnet aus dem Mund des Zweiflers. Er hat die größte Theologie, die es je in der Welt gab. Wer Jesus hat, der hat das Leben. Und wer ihn sieht, der sieht den Vater. Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus. Mehr kann er nicht mehr wissen, mehr will er auch nicht mehr wissen, als Jesus, mein Herr und mein Gott! Gib ihm dein Vertrauen und du darfst ein Leben lang bis hin zur Ewigkeit erfahren, wie wir alles nur in ihm haben. Wie wird das sein, wenn er unseren nichtigen Leib verklären wird. Dass er ähnlich sei seinem verklärten Leib der Herrlichkeit, mit der Wirkung, mit der er kann alles sich untertänig machen.