Predigten über die Bergpredigt - Teil 13/26 - Du sollst bitten
Wolfgang Nestvogel
1995
Matthäus 6, 11-12 und Matthäus 6, 14-15
Ein Pfarrer, ein erfahrener Mann, hat einmal festgestellt: Wenn Gott seine Kinder überraschen will, dann muss er nur ihre Gebete erhören. Das ist scharf beobachtet. Wir sind oft so unsicher mit unseren Gebeten. Wir können uns oft kaum vorstellen, dass Gott wirklich hört. Was richten meine Gebete denn aus? Wie bete ich richtig? Womit kann ich überhaupt rechnen? Unter vielen Christen herrscht starke Verunsicherung, was das Beten angeht. Und diese Verunsicherung ist ein echtes Problem in ihrer Beziehung zu Gott, denn das Gebet zusammen mit der Bibel ist ja die entscheidende Kontaktstelle. Und wenn es beim Gebet einen Wackelkontakt gibt, ist die Leitung zu Gott empfindlich gestört. Und der Glaube wird müde, routiniert, oder wir kommen auf Abwege. Viele Christen merken das und sie versuchen dann mithilfe irgendwelcher Methoden oder Techniken wieder mehr Schwung und Tiefgang ins Gebet reinzubringen. Manche machen Anleihen bei Meditationstechniken oder sie versuchen, irgendwie ihr Gefühl in Wallung zu bringen oder sie sagen, wir müssen noch mehr Gebetstreffen haben, dann wird es besser. Das mag alles kurzfristig interessant erscheinen, aber auf Dauer hilft es nicht. Warum? Weil es beim Gebet nicht auf die Technik ankommt, nicht auf die Methode, sondern auf den Inhalt. Es geht nicht um unsere Formulierungskünste, sondern um das, was wir mit Gott besprechen und mit welcher Haltung wir vor ihn treten. Und deshalb ist das Vaterunser so ein Schatz.
Und heute Morgen wollen wir uns den zweiten Teil dieses Schatzes genauer ansehen, wollen wir diesen Schatz miteinander heben. Im Vaterunser hat uns der größte Lehrer in Sachen Gebet, der jemals über diese Erde ging, nämlich Jesus selbst, eine richtige Gebetsschule an die Hand gegeben. Das Vaterunser ist ja nicht in erster Linie da, um es Wort für Wort nachzubeten. Das ist auch sinnvoll und das machen wir ja auch später noch gemeinsam, aber das Vaterunser ist in erster Linie ein Modellgebet, an dem wir unser Gebet ausrichten können, in das wir unsere Gebete reinhängen können. Jesus hat angefangen mit den Worten: So sollt ihr beten. Also er hat nicht gesagt, das und das sollt ihr beten und möglichst mehrmals hinter einander, sondern er hat gesagt, so sollt ihr beten. Nach diesem Grundmuster, nach diesem Modell, in diesen Leitlinien. Und wenn wir uns das gleich näher ansehen, dann werden wir entdecken, das Vaterunser ist nicht nur eine Gebetsschule, sondern gleichzeitig eine starke Zusage. Ja, eine Liebeserklärung, die Gott uns macht. Und darum unser Thema heute Morgen: Du sollst bitten! Bei unseren Kindern müssen wir ja immer daran erinnern, du sollst danke sagen. Hier werden wir zum Bitten aufgefordert. Und worum wir bitten sollen, das hat Jesus nun genau beschrieben. Wir hören den Predigttext. Sie finden den auch auf Ihrem grünen Zettel. Und ich bitte Sie, sich zu erheben vor dem Wort Gottes. Ich lese die Verse 9-10 noch mit dazu.
„Darum sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. [Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen. Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.“
Wir beten noch einmal: Herr Jesus Christus, hilf uns jetzt bitte, dass wir aus deinem Modellgebet wirklich Lehren ziehen für unser Beten, dass wir Hilfe bekommen, wie wir noch zu einem intensiveren Gespräch mit dir und dem Vater finden. Bitte sei du jetzt fest bei uns. Wir brauchen deine Hilfe. Amen.
In der Lateinstunde, siebte Klasse, werden Vokabeln abgefragt. Und der Lehrer fragt: Was heißt pater noster? Die kleine Christiane meldet sich ganz eifrig und sagt: Ich weiß, was es heißt. Es heißt Fahrstuhl. Und einige in der Klasse prusten laut los, denn sie wissen, dass der Lehrer etwas anderes hören will. Wörtlich heißt pater noster natürlich Vaterunser. Aber ganz unrecht hatte die kleine Christiane doch nicht. Denn es gibt tatsächlich eine besondere Art von Fahrstuhl, ich habe das neulich schon erwähnt, die man Paternoster nennt. In alten Firmen gibt es die manchmal noch. Der hat keine Tür, der fährt rauf und auf der anderen Seite wieder runter. Da kann man sich einfach reinstellen und man wird rauf gefahren und, wenn man drin bleibt, auf der anderen Seite wieder runter gefahren. Ich denke, das ist ein passendes Bild für das Vaterunser. Das ist ein Modellgebet, in das wir uns reinstellen können.
Und in den ersten Versen, über die ich neulich gepredigt habe, bringt es uns hoch zu Gott. Und ab Vers 11, wo unser Text heute beginnt, geht es dann wieder runter. Da wendet es sich unseren Bedürfnissen hier auf der Erde zu. Wer sich in dieses Pater noster reinstellt, der wird erstmal nach oben gebracht. Wir hatten gesagt, Gott zuerst. Das wichtigste beim Beten ist der Adressat, ist der, an den wir uns wenden. Und wir hatten auch gesehen, gegenüber diesem Adressaten gibt es erst mal nur eine angemessene Haltung, nämlich Ehrfurcht. Geheiligt werde dein Name, dich will ich ernster nehmen, als jeden anderen. Dich will ich mehr verehren, als jeden anderen. Wir sprechen mit Gott nicht auf Augenhöhe, sondern von Mensch zu Gott. Und aus dieser Haltung folgt dann erstmal nur eine angemessene Handlung, nämlich Gehorsam. Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Also nicht nur weit weg, sondern in meinem kleinen Leben, Gott, da will ich mich um dich drehen. Und die Hauptfrage soll nicht sein: Was denken und wollen Menschen?, sondern: Was willst und was denkst, Gott, du? Und Sie merken, wer sich in das Pater noster reinstellt, der wird erstmal nach oben gedrückt, Gott zuerst. Und das bedeutet für unser Gebet, wir sollen ihm erst einmal danken, ihn loben. Wir sollen uns klarmachen, welche Freundlichkeit das seinerseits ist, uns eine Gesprächsleitung zu sich zu öffnen, dass er überhaupt den Hörer abnimmt. Gott zuerst. Dann, ab unserem Vers 11, fährt der Paternoster wieder nach unten. Gerade ging es noch um die ganz großen Themen, Gottes Ehre, Gottes Reich, Gottes Willen.
Und, was meinen Sie, ist dann der nächste Satz? Das ist kaum zu glauben: Unser täglich Brot gib uns heute. Das steht da wirklich. Ist Ihnen schon mal dieser Kontrast aufgefallen, dieser urplötzliche Themenwechsel? Wenn man nicht wüsste, dass Jesus da spricht, und wenn man nicht wüsste, dass er uns dieses Gebet als ein Modellgebet gegeben hat, dann könnte man fast denken, da war jemand ins Gebet vertieft, in einem intensiven Gespräch mit Gott und plötzlich wird er abgelenkt. Plötzlich kann er sich nicht mehr so konzentrieren, plötzlich bekommt er vielleicht Hunger und kommt abrupt auf einen ganz anderen Gedanken. Aber so ist es nicht. Das ist Absicht, das ist vollkommen überlegt, was Jesus hier betet. Und damit zeigt er uns etwas Großartiges. Der heilige, ehrfurchtgebietende Gott, der, dem wir uns nur mit größtem Respekt nahen dürfen, ist kein abgehobener Gott, sondern ein Gott, der ganz nah an unserem Alltagsleben dran ist. Der ist unmittelbar an der Brotschnitte auf meinem Frühstücksteller interessiert. Der allmächtige Lenker der Geschichte, der Beherrscher des Universums, will, dass wir ihn mit unseren menschlichen Normalbedürfnissen behelligen. Ja, mehr noch, er befiehlt uns hier in diesen Versen durch seinen Sohn Jesus Christus, dass wir seine ganz praktische Fürsorge abrufen sollen. Unter uns Menschen geht das ja oft ganz anders zu. Wir sagen: Uuh, warum soll ich mich denn darum auch noch kümmern? Und für wen soll ich noch alles Fürsorgeinstitut spielen? Woran soll ich noch alles denken? Wir werden schnell ungeduldig, ich jedenfalls. Und wir schaffen vieles auch kräftemäßig gar nicht, was andere noch von uns wollen.
Die Kraft reicht oft gar nicht, aber Gott, der heilige Gott, der echte Gott, der hört sich unsere Bedürfnisse nicht nur geduldig an, nein, er fordert uns dazu auf: Nun bittet mich doch! Nun seid doch nicht so zurückhaltend! Nun sagt doch, was ihr braucht! Also das ist der erste Schritt, den wir heute für unser Beten von Jesus lernen: Du sollst bitten um die Fürsorge des Vater. Jesus legt es ihnen in den Mund, unser täglich Brot gib uns heute. Und das, wie gesagt, unmittelbar nachdem wir dafür gebetet haben, dass Gottes ewiges Reich sich durchsetzt, dass Gottes ewiger Wille überall geschieht, also höchste Theologie, wenn Sie so wollen. Und nahtlos angefügt dann die Bitte um etwas Festes zwischen den Zähnen. Und beides ist genau so wirklich, genau so realistisch, genau so direkt. Sehen Sie, hier ist einer der vielen Stellen, an denen wir sehen können, dass die Bibel nicht krampfhaft zwischen Theorie und Praxis unterscheidet, zwischen theologisch und lebensnah, zwischen sachlich und persönlich. Die Bibel unterscheidet nicht krampfhaft zwischen Lehre und dem wirklichen Leben. Wir müssen die Bibel nicht erst um drei Ecken herum mühsam ins Leben übersetzen, damit der Normalbürger noch was davon hat. Das ist eine künstliche Trennung. Wir haben das tägliche Brot so wörtlich zu nehmen wie die Ehre Gottes. Wir müssen die biblische Botschaft nicht erst künstlich auf die Erde runterziehen, damit der Mensch rankommt, sondern die Bibel ist doch schon längst bei uns angekommen. Wir sollen Gott um das tägliche Brot bitten, mit demselben Mund und mit demselben Herzen, mit dem wir Gott sagen sollen, dass wir ihn ehren und dass wir um den Ausbau seines Reiches bitten und dass wir auf ihn hören wollen. Der einzige Unterschied ist doch der, dass wir das Brot sehen und Gott noch nicht sehen. Aber das hat nichts zu tun mit theoretisch und praktisch, sondern das hat etwas zu tun mit dem Unterschied zwischen sichtbar und unsichtbar.
Die Luft zum Beispiel ist auch unsichtbar und trotzdem ist sie von höchst praktischer Bedeutung, was wir spätestens dann merken, wenn hier in der Kirche jemand in Ohnmacht fällt. Aber das kommt ja jetzt nicht mehr vor. Also das Brot können wir uns leichter vorstellen als Gott und seine Ehre und sein Reich. Bei letzterem müssen wir etwas länger nachdenken. Das ist etwas komplizierter, weil es unsichtbar ist. Aber sehen Sie, wenn eine Sache etwas komplizierter ist, wird sie dadurch nicht unwichtig oder so in abfälligem Sinne theoretisch. Wenn Sie einen Überseeflug machen und die Stewardess erklärt, wie man die Schwimmweste anlegt, dann ist das beim ersten Mal auch kompliziert, zumindest für einen Antitechniker wie mich. Also beim ersten Mal ist das kompliziert. Aber es ist dennoch wichtig zu wissen wie man die Schwimmweste anlegt. Das muss man wissen, damit man bei einer Wasserlandung möglichst nicht ertrinkt. Und so zeigt uns Jesus gerade an dieser Schnittstelle des Vaterunsers, wo der Paternoster plötzlich runter fährt, von Gottes Macht und Weltregierung hin zu unserem knurrenden Magen. Hier zeigt Jesus uns, die Bibel trennt nicht zwischen praktisch und theoretisch, zwischen theologisch und lebensnah, zwischen Lehre und Leben, das gehört untrennbar zusammen. Nein, die Bibel trifft eine ganz andere Unterscheidung. Sie sagt: Gott zuerst. Und dann kommen auch unsere menschlichen Bedürfnisse in den Blick. Die werden nicht vergessen. Unsere Bedürfnisse sind nicht das Erste, aber Gott nimmt sie trotzdem ganz, ganz ernst. Darum: Du sollst bitten um die Fürsorge des Vaters!
Luther hat richtig gesehen, dass dieses Angebot Gottes nicht nur fürs Essen gilt, sondern für all unsere leiblichen und materiellen Bedürfnisse, die wir haben. Im großen Katechismus schreibt Luther mal: So sei in aller Kürze gesagt, wie weit diese Bitte ums tägliche Brot reicht. Daraus könnte man ein langes Gebet machen und alle Stücke aufzählen. Gott möge uns Essen und Trinken geben, Kleider, Haus und Hof, gesunden Leib, dazu das Getreide auf dem Felde wachsen lassen, er möge auch daheim recht haushalten helfen, eine gute Ehefrau und liebe Kinder geben, unsere Arbeit gedeihen und gelingen lassen und so weiter. In dieser Woche würde Luther bestimmt sagen: Gott möge uns vor BSE-verseuchtem Rindfleisch bewahren. Und der Besitzer von einem Steakhouse kann vielleicht beten: Hilf Herr, dass unser Restaurant nicht dichtmachen muss und dass meine Leute nicht arbeitslos werden. So praktisch ist das gemeint. Um diese alltäglichen Anliegen geht es Jesus hier. Unser tägliches Brot gib uns heute. Gott ist zuständig, sagt Jesus. Du sollst um die Fürsorge des Vaters bitten.
Vielleicht sind Sie seit Monaten arbeitslos. Dann lassen Sie sich sagen, Gott ist zuständig. Das heißt nicht, dass Sie die Hände in den Schoß legen sollen, aber vertrauen Sie Gott ihr Anliegen an. Bitten Sie ihn, dass er Ihnen die richtigen Kontakte schenkt. Oder vielleicht kriegen Sie Ihre Migräne nicht weg. Dann sagt Jesus Ihnen hier, Gott ist zuständig. Oder jemand hat soviel Schulden gemacht, dass er nicht mehr ein noch aus weiß. Oder Sie sind ratlos, weil Ihr Sohn die Schule nicht packt und kein Ausbildungsplatz in Sicht ist. Oder Sie müssen im nächsten Monat ins Krankenhaus, oder, oder. Jesus sagt Ihnen: Du sollst bitten um die Fürsorge des Vaters. Und er wird dich nicht im Stich lassen. Vielleicht hast du bei einer Sache schon längst aufgegeben, weil es dir so hoffnungslos erscheint. Fang heute wieder an, mit der Fürsorge des Vaters zu rechnen. Jesus verspricht uns keine Patentlösungen, er verspricht uns hier keinen Luxus, sondern unser tägliches Brot, darum sollen wir bitten. Man könnte auch übersetzen: unser nötiges Brot. Also Jesus verspricht Ihnen keinen Überfluss, er verspricht Ihnen keinen Superjob, auch nicht, dass Ihr Kind gleich Klassenprimus wird. Manchmal gibt er uns aus unerklärlichen Gründen all diese Dinge dazu. Da sind Christen vor Überraschungen nie sicher, aber worum wir in jedem Fall bitten sollen, und das wird Gott sicherlich auf seine Weise erhören, ist das tägliche Brot mit all den Dingen, die da dranhängen. Und das ist im Griechischen ein ganz auffälliges, ein ganz seltenes Wort. Das bedeutet soviel wie, gib mir so viel, wie ich für den kommenden Tag brauche. Wenn ich das morgens bete heißt das, Herr, gib mir das Brot für heute. Und wenn ich das abends bete, dann meint es das Brot für morgen. Herr, ich schlafe jetzt und morgen, wenn ich wieder aufwache, gib mir bitte genug, dass ich durchkomme durch den Tag, durchkomme mit meiner Kraft.
Und sehen Sie, was Jesus uns mit diesem Gebet noch lehrt. Er lehrt uns, wir sollen bewusst abhängig bleiben von Gott. Wir sollen im wahrsten Sinne des Wortes von der Hand in den Mund leben. Wir möchten uns ja gerne so weit wie möglich absichern, möglichst auf Jahre hinaus. Das können wir sowieso nicht. Natürlich hat Jesus nichts dagegen, dass man eine Versicherung abschließt und sein Geld, so man welches hat, vernünftig verwaltet. Im Gegenteil. Jesus hat gesagt, wir sollen kluge Haushalter sein. Wir sollen mit dem Mammon vernünftig umgehen, auch mit jedem anderen Besitz an Häusern, Gesundheit, Bildung, Begabung. Wenn Gott uns das schenkt, okay. Dann haben wir damit auch eine Aufgabe von ihm bekommen. Aber wir sollen uns nicht so viele Gedanken darum machen, nicht so viele Sorgen deswegen. Wir sollen nicht nach diesen Dingen trachten um jeden Preis. Und deswegen lehrt Jesus uns, will er es uns in den Mund legen, damit es uns zum Herzensanliegen wird: Unser tägliches Brot gib uns heute. Und wenn wir das ehrlich meinen, dann werden wir immer bewusster abhängig von Gott. Und wir werden dadurch immer freier, immer Sorgenfreier was die Zukunft angeht, weil wir ja Tag für Tag mit Gott mitgehen. Ein erfahrener Christ hat mir mal den Satz gesagt, den können Sie sich auch merken: Gestern ist vorbei, morgen ist noch nicht da und heute hilft der Herr. Das ist keine Vogel-Strauß-Politik. Das heißt nicht, den Kopf in den Sand zu stecken, verdrängen, weg mit den Problemen. Nein, wir können jeden Tag wieder angehen für sich mit dem Gebet auf den Lippen, unser tägliches Brot gib uns heute.
Das hat eine Missionarin ausprobiert. Sie war völlig mittellos in einem heidnischen Stamm. Ihr ging die Nahrung aus, dann kam eine ziemlich schwere Krankheit dazu, sie fühlte sich absolut elend. Und sie betete. Sie sagte: Gott, ich verlasse mich auf deine Fürsorge. Tu bitte etwas. Und dann kamen von einem weit entfernt wohnenden Geschäftsmann mehrere große Packungen schottischen Hafermehls. Die Missionarin hatte noch ein paar Dosen Büchsenmilch und so war sie nun gezwungen vier Wochen lang von Büchsenmilch und Hafermehl zu leben. Sie können das ja mal ausprobieren. Erstaunlich ist jedoch, mit der Zeit ging es ihr merklich besser. Und nach vier Wochen fühlte sie sich wieder topfit, trotz der einseitigen Ernährung. Als die Missionarin das einige Zeit später einer Gruppe von Leuten erzählte, da hörte ein Arzt besonders aufmerksam zu. Er fragte noch mal genau nach ihrer Krankheit und dann sagte er: Wissen Sie was? Der Herr hat ihr Gebet erhört. Er hat Sie mit Fürsorge versorgt, viel besser, als Sie sich denken können. Denn für die Krankheit, unter der sie gelitten haben, verschreiben wir Ärzte in dieser Gegend normalerweise eine vierwöchige Haferdiät. Der Herr selber hat sie Ihnen verschrieben und er achtete darauf, dass Sie sonst nichts anderes bekamen. Es war genau die richtige Medizin für Sie. Die Missionarin musste sich so von Tag zu Tag durchbeten, aber sie hat Gottes Fürsorge massiv erfahren. Unser tägliches Brot gib uns heute.
Das macht gelassen. Damit stellen wir nämlich das Heute ganz unter Gottes Fürsorge. Wir bekommen den Kopf frei für das Heute. Wir können heute ackern und arbeiten. Wir können heute versuchen unsere Krankheit und die Schmerzen auszuhalten. Wir können heute, das heißt morgen, zum Arbeitsamt gehen und die Stellenanzeigen studieren. Wir können heute versuchen, mit unseren schwierigen Arbeitskollegen nach besten Kräften auszukommen. Gestern ist vorbei. Morgen ist noch nicht da. Und heute hilft der Herr. Und so lernen wir, Schritt für Schritt an Gottes Hand zu gehen. Dafür hat er seine Fürsorge versprochen. Vielleicht fragen Sie: Warum lässt er uns so von der Hand in den Mund leben? Das haben sich die Israeliten in der Wüste auch gefragt. Die kriegten ja für jeden Tag neu das Manna vom Himmel. Aber immer nur für einen Tag. Immer nur für einen Tag Manna. Manfred Siebald hat mal geschrieben: Wir hätten gern heut schon genug in der Hand, um einen Tag mehr oder zwei ganz sicher zu sein. Doch wir haben erkannt, Gott hilft uns an jedem Tag neu.
Warum? Warum gibt Gott seine Fürsorge in Tagesportionen? Warum, um es im Beispiel einer großen Geldsumme zu sagen, gibt Gott uns nicht gleich den großen Scheck mit der gesamten Summe, die ausreicht bis an unser Lebensende? Warum müssen wir uns jeden Tag wieder bei ihm unsere Zwanzigmarkscheine abholen? Unser tägliches Brot gib uns heute. Ich glaube die Antwort ist, damit wir dranbleiben an ihm. Damit wir uns nicht abseilen von ihm. Damit wir abhängig bleiben von Gott, denn nur so sind wir wirklich sicher. Gottes Seil ist das einzige, das nie reißt. Gott Schiff ist das einzige, das nie sinkt. Wenn wir unsere eigenen Kähne flottmachen, wenn wir eigenständig werden, – und eigenständig ist hier fett in Gänsefüßchen zu setzen – dann binden wir uns an lauter Dinge, die höchst unsicher sind. In jedem Fall aber unsicherer als Gott. Einer bindet sich ans Geld, an Immobilien vielleicht. Er kann das Geld verlieren. Er kann krank werden, da nützt ihm das ganze Geld nichts.
Über vielen alten Häusern steht der Satz: Dies Haus ist mein, und doch nicht mein, dem Nächsten wird es auch nicht sein, den Dritten trägt man auch hinaus, drum frag ich dich: Wem ist dies Haus? Der nächste verlässt sich auf seine gute Ausbildung. Der Dritte bindet sich an seine Freunde. Der Vierte setzt auf gesunde Ernährung und die richtige Versicherungsgesellschaft. Und alles läuft unter dem Stichwort: Du bekommst Sicherheit. Wir geben Ihrer Zukunft ein Zuhause. Das trägt nicht. Noch mal, ich habe nichts gegen Versicherungen, ich habe selber welche abgeschlossen, aber ich weiß, die einzige Sicherheit, die einzige wirkliche Sicherheit auch für meine materiellen und leiblichen Bedürfnisse, bietet nur Jesus. Die sichersten Leute sind die, die sich von Herzen auf diesen Vers 11 stürzen und beten: Unser tägliches Brot gib uns heute. Und dann gilt wirklich, keine Sorge, Christusfürsorge. Bitte um Gottes Fürsorge, das ist der erste Gebetsschritt, den Jesus Ihnen heute Morgen zeigt. Gehen Sie diesen Schritt wieder ganz bewusst. Bestürmen Sie Gott mit ihrem Kleinkram und mit ihrem Großkram. Und er will für Ihre materiellen und körperlichen Bedürfnisse aufkommen.
Aber das ist noch nicht alles, worum wir bitten sollen. Und darum folgt gleich noch eine zweite Bitte, die Jesus uns aufs Herz und in den Mund legt. Das ist Vers 12 und den wollen wir uns heute noch angucken. „Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.“ Das ist das zweite und letzte, du sollst bitten um Gottes Nachsorge. Nachsorge bedeutet, wir brauchen noch eine weitere Behandlung von Gott, weil etliches noch nicht in Ordnung ist. Jesus sagt, wir sollen regelmäßig in Gottes Nachsorge kommen. Bei der Fürsorge ging es darum, dass unsere körperliche Existenz, unser weltliches Leben täglich abgesichert ist. Bei der Nachsorge geht Jesus noch einen Schritt weiter. Vergib uns unsere Schuld. Da geht es jetzt um unser geistliches Bedürfnis, um unser direktes Verhältnis zu Gott. Und dieses Verhältnis wird gestört und belastet durch Schuld. Das Wort, das Jesus hier gebraucht, wurde ursprünglich für Geldschulden verwendet und ich denke, das ist ein farbiges treffendes Bild für Sünde, Geldschulden.
Da müssen Sie sich jemanden vorstellen, der so hoch verschuldet ist, dass er mit Sicherheit nicht mehr auf einen grünen Zweig kommt. So wie jener deutsche Kaiser Karl der V. Von dem wird erzählt, dass er dem großen Kaufmann Fugger – das war ja ein Riesenkonzern im Mittelalter – eine enorme Summe Geld schuldete. Und eines Tages rafft Karl der V. sich nun auf und will mit Fugger über einen weiteren Zahlungsaufschub verhandeln. Und wie reagierte Fugger? Er nahm den Schuldschein und warf ihn vor den Augen des Kaisers ins knisternde Feuer. Das war Fuggers Nachsorge in dieser geschäftlichen Angelegenheit. Und das Verhältnis zwischen Kaiserhaus und Fuggerkonzern war wieder bereinigt. Und so brauchen Christen regelmäßig Gottes Nachsorge. Regelmäßig Gottes Vergebung im Einzelnen. Und darum geht es hier in Vers 12, vergib uns unsere Schuld.
Hier geht es um Leute, die schon entschiedene Christen sind. Und an dieser Stelle will ich noch mal daran erinnern, was wir letztens schon sagten, dass Vaterunser ist ein Gebet nur für Gläubige, bewusste Christen. Manche Leute halten dieses Gebet ja, ich möchte sagen, für ein Stück religiöse Folklore. Wenn man schon sonst nicht viel betet und Jesus auch nicht unbedingt als Sohn Gottes anerkennt, aber ab und zu mal ein Vaterunser zum Himmel geschickt, das kann nicht schaden. Das gehört so zur abendländischen Tradition dazu. Aber das ist ein Missverständnis. Jesus hat überdeutlich gesagt, wer Gott als Vater anreden darf und wer Gott nicht mit Vater anreden darf. Die Bibel macht klar, Gott ist der Schöpfer aller Menschen, aber Vater wird er für mich erst wenn ich mich persönlich zu seinem Sohn Jesus Christus bekehre. Und so hat die erste Christenheit behutsam darauf geachtet, dass nur Nachfolger Jesu dieses Vaterunser mitbeteten. Nur solche, die ihn als den Sohn Gottes anbeteten, durften das Vaterunser beten. Diese Christen waren nicht hochnäsig, aber sie wollten den Ungläubigen helfen, weil sie wussten, es wäre eine fatale Selbsttäuschung, wenn sie sich einbilden, Gott ist ihr Vater, obwohl er es gar nicht ist. In 1. Johannes 5, 12 wird das noch mal ganz deutlich gesagt: „Wer den Sohn hat, der hat das Leben; wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht.“ Und an einer anderen Stelle steht: Wer den Sohn hat, hat den Vater und wer den Sohn nicht hat, hat auch den Vater nicht. Also, an den Vater kommen wir nur ran, persönlich ran, über den, der uns das Vaterunser lehrt, nämlich über Jesus.
Das ganze gilt für Christen. Und wenn jemand noch kein Christ sein sollte, aber das kriegen will, was das Vaterunser bietet, dann muss er Christ werden. Und plötzlich steht dieser ganze Reichtum, dieser ganze Schatz, auch ihm zur Verfügung. Und ein Teil dieses Schatzes ist eben die Beseitigung von Schuld. Daran sehen Sie, auch Menschen die mit Jesus leben, brauchen regelmäßig Vergebung ihrer Schuld. Hier in Vers 12 ist nicht die grundsätzliche Vergebung gemeint, nicht die erstmalige Vergebung durch die man Christ wird. Die bekommt man ja bei der Bekehrung. Die grundsätzliche Vergebung kriegen Sie, oder haben Sie gekriegt, als Sie Jesus zum ersten Mal als Retter angerufen haben, als Sie Jesus ganz bewusst angebettelt haben: Herr, rette mich vor der Verlorenheit, vergib mir meine Schuld. Damals wurden Sie Gottes Kind. Damals stiegen Sie ein in sein Boot, damals nahmen Sie Kurs Richtung Himmel. Und solche Leute sind in diesem Vers angesprochen, also Christen, die das Vaterunser beten dürfen. Und die sollen ihren Vater dann auch regelmäßig bitten um seine Nachsorge, vergib uns unsere Schuld.
Auch wenn wir drin sind im Boot mit Jesus, auch wenn wir gerettet sind, weil unsere große Schuld einmal bereinigt wurde, brauchen wir ständig neu diese Vergebung in Einzelheiten, Gottes Nachsorge. Das Leben des Christen das war vorher wie ein altes verfallenes Fabrikgebäude. Und eines Tages kommt ein neuer Investor und kauft das alte Gemäuer auf. Dieser neue Investor ist Jesus. Und dann führt er eine Grundrenovierung durch. Das alte Gebäude, unser Leben, wird runderneuert, wird wieder funktionstüchtig. Wer einige Zeit nicht vorbei gekommen ist, erkennt es kaum wieder. Ein totes, ein ehemals totes Gebäude lebt. Neue Fundamente, neue Farbe und trotzdem haben die Putzfrauen jeden Abend genug Arbeit. Die Grundrenovierung liegt vielleicht schon Jahre zurück, aber es kommt wöchentlich immer wieder Staub dazu. Leute laufen mit dreckigen Füßen durch. Solange man das Gebäude benutzt, solange wird es auch geputzt. Das ist Nachsorge. Und diese Nachsorge Gottes, diese regelmäßige Vergebung, brauchen wir Christen solange wir auf dieser Erde leben. Sie sind Christ? Wie regelmäßig gehen Sie eigentlich zur Nachsorge Gottes? Das ist möglich in der Zweisamkeit zwischen Ihnen und Gott, zwischen Jesus und Ihnen. Ich kann ihm das in der Stille im Gebet sagen und er wird es bereinigen.
Aber es gibt auch Situationen, da ist es sinnvoll für diese Nachsorge eine menschliche Hilfe dazu zu nehmen. Da ist es sinnvoll das Gespräch mit einem erfahrenen Christen zu suchen. Es gibt Situationen, da hat sich so viel aufgestapelt an einzelnen Sünden, da hat sich so viel dazwischen geschoben, zwischen uns und Gott. Das ist einfach eine große Hilfe und Erleichterung sein kann, einen anderen Christen mit dazu zu nehmen und zu sagen: Lass uns gemeinsam beten und diesen Berg Schutt vor Gott bringen und ihn dann wegräumen lassen. Jesus will uns Mut machen, dass wir uns von Gottes Fürsorge verarzten und erfrischen lassen. Und deshalb legt er uns heute Morgen diese Bitte in den Mund: Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und diesen letzten Nachsatz muss ich noch erklären. Das heißt wörtlich sogar: Wie auch wir unseren Schuldigern bereits vergeben haben. Und dann vergib uns unsere Schuld. Das ist missverständlich auf den ersten Blick. Was sagt Jesus damit nicht? Jesus sagt damit nicht, wir könnten uns unsere Vergebung bei Gott verdienen. Wenn wir immer schön nachsichtig sind und nicht nachtragend, und immer schön verzeihen und vergeben und vergessen, dann haben wir ein Recht darauf, dass Gott uns auch verzeiht. Das kann nicht gemeint sein. Die Bibel betont ständig, Vergebung bekommen wir nur durch Jesus, nur wenn wir ihn darum bitten. Jesus hat als Einziger das Reinigungsmittel, das gegen unseren Schmutz, gegen den Schmutz unseres Lebens, ankommt. Und wir gehen ja jetzt in die Karwoche hinein und wir werden dieses Reinigungsmittel wieder besonders vorgestellt bekommen. Das einzige Reinigungsmittel gegen unseren Schmutz ist sein Blut, das er vergossen hat an diesem Kreuz an der Schädelstätte dort. Also wir können uns diese Vergebung nicht verdienen. Aber wir können diese ständige Vergebung, die Jesus uns schenken möchte, blockieren. Wir können uns von dieser regelmäßigen Reinigung ausschließen, wenn wir denen nicht vergeben, die an uns schuldig geworden sind. Und dann ist nicht nur unser Verhältnis zu unserem Schuldner belastet, sondern auch zu unserem Vater im Himmel. Wir bleiben noch seine Kinder, das ist klar, aber unser Verhältnis zu ihm ist getrübt und die regelmäßige Vergebung ist blockiert.
Und deswegen sagt Jesus hier in den Versen 14-15: „Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.“ Sehen Sie, wer sich regelmäßig von Jesus die Schuld vergeben lässt, ich denke der bekommt ein weiches Herz. Martin Lloyd Jones hat gesagt: Wer echte Vergebung erfährt, wird in seinem Stolz gebrochen, so dass er selber vergeben muss. Ich kenne einen Theologen, der kam erst zum Glauben, als er schon an seiner Doktorarbeit schrieb. Aber das er zum Glauben kam, lag nicht an der Doktorarbeit, sondern an einer Evangelisation, die er besuchte. Und an einem Abend, so erzählte er uns, da wurden mir plötzlich die Augen über mein eigenes Leben geöffnet. Da konnte ich es annehmen, dass Jesus für mich gestorben ist und mir meine Schuld vergibt. Und seitdem, sagt er, gehört ein alter Vers aus dem Gesangbuch zu meinen Lieblingsversen. Und dieser Vers heißt: Mir ist Erbarmung widerfahren, Erbarmung deren ich nicht wert. Das zähl ich zu dem Wunderbaren, mein stolzes Herz hat’s nie begehrt. Nun weiß ich das und bin erfreut und rühme die Barmherzigkeit.
Wer so Vergebung durch Jesus erfährt, staunt darüber, wie großzügig Gott mit ihm ist. Je mehr Vergebung ich von Gott bekomme, umso mehr werde ich beschämt. Und da sollte ich mich sperren, anderen zu vergeben? Zugegeben, manchmal bin ich so unmöglich. Und da kann ich nur bitten: Herr, vergib mir und gib mir den Willen, dem XY wieder zu verzeihen. Und wenn wir so ankommen bei Gott, dann bringt er den Kreislauf wieder in Schwung. Dann stimmt es wieder zwischen Gott und uns. Dann bekommen wir wieder mehr Freude am Glauben und am Bibellesen. Dann fällt uns das Vergeben leichter. Und selbst wenn der andere sich dann sperren sollte, dann ist es nicht mehr unsere Sache, dann müssen wir weiter für ihn beten, aber es belastet nicht mehr unsere Beziehung zu Gott. Sehen Sie, Gottes Nachsorge hat eine enorm reinigende und befreiende Wirkung. Sie erleichtert unser Herz, unser Gewissen, sie belebt unser Verhältnis zu Gott und, wenn es gut geht, sogar zu dem Menschen, der mit uns im Clinch liegt.
Und darum sagt Jesus, nutzt das, geht regelmäßig in Gottes Nachsorge und bittet ihn: Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und dieses Gebet ist dann auch immer ein guter Test für uns. Immer wenn wir das beten, stößt Jesus uns wieder auf die Frage: Wie steht es mit deiner Vergebungsbereitschaft? Und manchmal wird Jesus uns dann an Leute erinnern, denen wir noch nicht vergeben haben. Und dann können wir gleich in der Stille weiterbeten: Herr, ich will XY vergeben. Es fällt mir zwar immer noch schwer, ihn sympathisch zu finden, Herr, aber in deinem Namen vergebe ich ihm. Und bitte gib mir die Kraft, dass ich ihn auch freundlich und ehrlich behandeln kann. Liebe Gemeinde, wenn wir so beten, wie Jesus es uns vorsagt, dann wird viel geschehen. Wenn wir uns sein Modellgebet nicht nur in den Mund, sondern auch aufs Herz legen lassen, dann bringt das echte Veränderung.
Nach den Ostertagen möchte ich dann noch eine weitere Predigt über das Vaterunser halten und dann werden wir sehen, wie Gott uns zusätzlich zu seiner Fürsorge und seiner Nachsorge, auch noch seine Vorsorge anbietet und uns damit endgültig absichert für die Zukunft. Lassen Sie uns für heute Morgen diese beiden Bitten festhalten. Nehmen Sie diese beiden Bitten bitte mit nach Hause in Ihr Gebet: Unser tägliches Brot gib uns heute. Wir haben gesehen, wir dürfen, ja wir sollen bitten um Gottes tagtägliche Fürsorge. Er ist zuständig für alles was wir hier in dieser Welt tagtäglich zum Leben brauchen. Und dann das Zweite, er will noch viel mehr geben. Er will ein intensives, persönliches Verhältnis zu Ihnen haben. Er will allen Schutt, alle Störungen beiseite räumen, die zwischen ihm und uns stehen. Und deshalb fordert er uns auf zu dieser anderen Bitte: Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Ich schließe mit einem kleinen Jungen. Der mühte sich vergeblich einen großen Stein hochzuheben. Er wuchtete und versuchte anzusetzen und es klappte aber nicht. Und der Vater beobachtete den Kleinen und frage ihn: Sag mal, setzt du auch wirklich deine ganze Kraft ein? Natürlich, antwortete der Junge, das siehst du doch. Nein, das stimmt nicht, sagte der Vater, du hast mich noch nicht um Hilfe gebeten. Wir machen es oft wie dieser kleine Junge. Wir mühen uns ab mit unseren großen Steinen. Steine der Sorge, Steine der Angst, Steine der Schuld, die wir irgendwie selber heben und beseitigen wollen. Und wir merken, es geht nicht. Und heute Morgen fragt Gott Sie: Setzt du auch wirklich deine ganze Kraft ein? Und Sie denken vielleicht: Natürlich, ich bemühe mich doch, ich versuche doch alles was geht. Aber Gott sagt: Nein, du hast noch nicht alles getan. Du hast mich noch nicht um Hilfe gebeten. Tun Sie es heute. Nennen Sie Gott ihren ganz konkreten, persönlichen Stein, den Sie nicht wegkriegen. Und dann werden Sie erleichtert und Sie werden mit neuem Mut in die neue Woche gehen. Das gebe Gott uns allen. Er sei gelobt. Amen.